Immer mehr abstruse Kettenbriefe sind zum Coronavirus im Umlauf: Angeblich soll ein Selbsttest ganz leicht zeigen können, ob man erkrankt ist. Bei vielen hält sich zudem immer noch das Gerücht, Atemschutzmasken seien wichtig für den privaten Gebrauch. Wir unterziehen die häufigsten Corona-Mythen einem Check.

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Zahllose Gerüchte und Mythen über das Coronavirus SARS-CoV-2 sind im Umlauf, teils abstrusester Art. Die World Health Organization versucht, dem mit Info-Kampagnen entgegenzusteuern. "Uns macht die hohe Zahl von Gerüchten und Falschinformationen Sorge, die unseren Einsatz behindern", sagt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Wir kämpfen nicht nur gegen eine Epidemie, sondern auch gegen eine Infodemie. Fake News verbreiten sich schneller und einfacher als dieses Virus, und sie sind genauso gefährlich."

Immer abstrusere Kettenbriefe kursieren

Seit einigen Tagen macht etwa ein Kettenbrief die Runde, in dem es heißt: Ob man infiziert sei oder nicht, lasse sich leicht feststellen: "Atmen Sie tief ein und halten Sie den Atem für mehr als 10 Sekunden an. Wenn Sie die Untersuchung ohne Husten, ohne Beschwerden, ohne Prallheit oder Engegefühl usw. erfolgreich durchführen, beweist dies, dass keine Fibrose in den Lungen vorliegt, was im Grunde genommen auf keine Infektion hinweist." Die Methode würden "Experten aus Taiwan" empfehlen.

Der Kettenbrief beginnt mit den Worten "So werden die Menschen in Kanada informiert".

  • Wer eine solche Nachricht etwa per WhatsApp erhält, sollte den Absender am besten darauf aufmerksam machen: Diese Empfehlungen stammen nicht von öffentlichen Behörden!

Der Kettenbrief enthält zudem das Gerücht, alle 15 Minuten Wasser zu trinken, sei ein sicherer Schutz vor dem Virus. Das ist in keiner Weise belegt. Die Nachrichtenagentur AFP veröffentlichte dazu einen Faktencheck:

  • Demnach gibt es auch hier keine Hinweise darauf, dass die in solchen Nachrichten zitierten Behörden oder Experten derartige Empfehlungen ausgesprochen hätten.

Faktencheck: Schützen Knoblauch und Alkohol vor Ansteckung?

Die UN-Behörde ist bei Twitter und anderswo mit Schaubildern aktiv. Zum Beispiel zu Rezepten, denen zufolge acht Knoblauchzehen auf sieben Tassen Wasser eine Infektion heilen können. Knoblauch sei zwar gesund, aber es gebe keine Hinweise, dass er vor einer Coronavirus-Infektion schütze, kontert die WHO.

"Tötet man das Virus, wenn man sich am ganzen Körper mit Alkohol oder Chlor besprenkelt?" Nein, schreibt die WHO. Damit könnten Tische und ähnliches desinfiziert werden, aber ein Eindringen des Virus in den Körper verhindere das nicht. Auch Alkohol zu trinken, biete keinen Schutz vor Infektionen.

Helfen Masken, um sich gegen das Coronavirus zu schützen?

Nein, einfacher Mund-Nasen-Schutz, wie ihn Pfleger und Ärzte bei Eingriffen tragen, schützt nicht vor einer Ansteckung mit dem neuen Virus SARS-CoV-2.

"Das ist mehr eine Frage der Rücksicht auf andere. Sie sollen mit der Maske vor den eigenen Keimen geschützt werden", sagt Thomas Porstner, Geschäftsführer beim Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO). Dennoch sind in vielen Apotheken Schutzmasken seit Wochen ausverkauft. Wer sich schützen wolle, solle lieber regelmäßig Hände waschen und Abstand von hustenden und niesenden Menschen halten.

Schützen Mundwasser oder Nasenspülungen vor einer Infektion?

Nein. Es gibt keinen Hinweis, dass regelmäßiges Spülen mit Mundwasser vor Infektion schützt. Einige Mundspülungen können bestimmte Mikroben für einige Minuten im Speichel eliminieren, das heißt aber nicht, dass sie auch vor einer Infektion mit 2019-nCoV schützen.

Auch regelmäßiges Spülen der Nase mit Kochsalzlösung verhindert nach derzeitigem Kenntnisstand eine Infektion nicht. Es gibt laut WHO auch nur wenige Hinweise für die Annahme, dass regelmäßiges Nasenspülen mit Kochsalzlösung dazu beiträgt, dass sich Menschen schneller von einer Erkältung erholen.

Ist es sicher, Briefe aus Ländern zu öffnen, in denen die Infektionsrate sehr hoch ist?

Laut dem Robert-Koch-Institut ist eine Übertragung über unbelebte Oberflächen bisher nicht dokumentiert: "Eine Infektion mit SARS-CoV-2 über Oberflächen, die nicht zur direkten Umgebung eines symptomatischen Patienten gehören, wie z.B. importierte Waren, Postsendungen oder Gepäck, erscheint daher unwahrscheinlich."

Sind jüngere Menschen weniger gefährdet, sich anzustecken?

Die WHO betont: Menschen jeden Alters können infiziert werden. Allerdings sind ältere Menschen mit bereits bestehenden Erkrankungen - etwa Diabetes, Asthma oder Herzerkrankungen - anfälliger für schwere Verläufe. Laut dem Berliner Virologen Christian Drosten liegt die Fallsterblichkeit bei den über 80-Jährigen bei 20 bis 25 Prozent.

Können Haustiere 2019-nCoV verbreiten?

Darauf gibt es derzeit keine Hinweise. Die WHO empfiehlt aber generell, sich nach dem Kontakt mit Tieren die Hände gründlich mit Wasser und Seife zu waschen. So verhindert man die Übertragung anderer Erreger Salmonellen oder E. coli.

Impfstoffe gegen Lungenentzündung - können sie vor dem Coronavirus schützen?

Es gibt Impfstoffe gegen Lungenentzündung wie den Pneumokokken-Impfstoff und den Haemophilus-Influenza-Typ-B-(Hib)-Impfstoff. Sie bieten laut WHO aber keinen Schutz gegen das neue Coronavirus. Es wird noch dauern, bis ein Impfstoff gegen 2019-nCoV zur Verfügung steht, die Forschung dazu läuft. Experten empfehlen aber dringend, sich gegen andere Lungenkrankheiten impfen zu lassen.

Verwendete Quellen:

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