• Mehr als die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig. Viele wissen aus eigener Erfahrung, wie frustrierend scheiternde Abnehmversuche sein können.
  • Immer öfter hört man von Menschen, die ihr Gewicht durch chirurgische Maßnahmen in den Griff bekommen. Diese sind allerdings keine Abkürzung für Bequeme.
  • Wir stellen die häufigsten Methoden, ihren Nutzen und ihre Risiken vor.

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Starkes Übergewicht, das über lange Zeit andauert, zieht zahlreiche gesundheitliche Schäden nach sich. Das gilt besonders für Menschen, die als adipös gelten. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist das ab einem BMI von 30 der Fall.

Die WHO spricht bei Adipositas bereits von einer Epidemie. In Deutschland gelten etwa 60 Prozent der Bevölkerung als übergewichtig, rund 25 Prozent bereits als adipös.

Die Folgen von Adipositas reichen von Schädigungen der inneren Organe über Diabetes mellitus, Krankheiten des Bewegungsapparates, Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu einem erhöhten Krebsrisiko. Pro Jahr werden weltweit vier Millionen Todesfälle mit Adipositas in Verbindung gebracht.

Sport und Diät bei Adipositas nicht immer möglich

So ist es naheliegend, dass Ärzte Betroffenen zu einer Gewichtsreduktion raten. Üblicherweise wird diese durch eine Ernährungsumstellung und Sport erreicht. Doch das ist bei schweren Ausprägungen von Adipositas oft nicht möglich.

"Massiv adipöse Patienten können durch Lifestyle-Änderungen ihr erhebliches Übergewicht kaum senken. Bei den meisten Patienten ist Sport ja kaum noch möglich", gibt Jürgen Ordemann zu bedenken.

Der Mediziner leitet das Adipositas-Zentrum am Vivantes-Klinikum in Berlin-Spandau. In solchen Fällen könnten Operationen eine Möglichkeit sein, das Gewicht langfristig und auch signifikant zu senken.

Welche chirurgischen Mittel gibt es?

Schlauchmagen-Verfahren

Beim Schlauchmagen-Verfahren wird der größte Teil des Magens entfernt. Übrig bleibt nur noch ein schlauchförmiger Restmagen mit einem Fassungsvermögen von 100 bis 120 Milliliter. Ziel ist es, das Volumen der aufgenommenen Nahrung zu verringern.

Vorteile: Diese Methode kann auch bei schwersten Graden der Adipositas, also bei einem BMI (hier können Sie Ihren BMI berechnen) von mehr als 60 angewandt werden. Nach dem Eingriff bleiben viele Möglichkeiten für eventuelle Folgeoperationen.

Nachteile: Nach der Operation kann es zu Sodbrennen oder zur Verschlechterung einer vorbestehenden Refluxerkrankung kommen. Außerdem nehmen manche Patienten nach einigen Jahren wieder an Gewicht zu.

Magen-Bypass

Beim Magen-Bypass wird eine sehr kleine Magentasche gebildet, durch die der Nahrungsbrei direkt in den Darm geleitet wird. Der eigentliche Magen wird somit umgangen. Diese Methode führt zu einer sehr schnellen Gewichtsreduktion.

Vorteile: Es wurden sehr gute Langzeitergebnisse beobachtet. Vorbestehende Refluxerkrankungen werden behoben, Beschwerden durch Diabetes mellitus können sich verbessern.

Nachteile: Patienten müssen nach dem Eingriff ein Leben lang bestimmte Vitamine und Mineralstoffe ergänzend einnehmen, da es sonst zu Mangelerscheinungen kommen kann. Das Risiko für bestimmte Störungen des Magen-Darm-Traktes ist langfristig erhöht.

Magenband

Um den oberen Teil des Magens wird ein Silikonband geschlungen und so ein kleiner Vormagen gebildet. Dieser wird beim Essen schnell gefüllt und es kommt zu einem frühen Sättigungsgefühl.

Vorteile: Der Eingriff ist minimal.

Nachteile: Diese Methode wird kaum noch durchgeführt, weil ihre Erfolgsrate relativ klein ist. Trotz der Operation nehmen viele Patienten nur wenig Gewicht ab und auch die Verbesserung der Folgeerkrankungen bleibt somit gering.

Keine Abnehmmethode für Bequeme

Die adipositaschirurgischen Eingriffe werden minimalinvasiv durchgeführt. Laut Ordemann sind sie "nicht wesentlich gefährlicher als eine Gallenblasen-Operation". Trotzdem sind sie wie jeder Eingriff mit Risiken verbunden. Und die Patienten müssen ein Leben lang medizinisch nachbetreut werden.

Eine Operation kommt daher nicht für Menschen infrage, die lediglich ein paar lästige Pfunde loswerden möchten, ohne ihre Ess- und Bewegungsgewohnheiten ändern zu müssen. Es gibt strenge Richtlinien dafür, wann Ärzte Adipositaschirurgie anwenden dürfen.

Individuelle Abwägung vor einer OP

Erlaubt sind solche Eingriffe ab einem BMI von 40; wenn der Patient bereits unter Folgeerkrankungen leidet, auch ab einem BMI von 35. "Betroffene Patienten tragen nicht nur zwei oder zehn, sondern teilweise 60, 70 Kilo zu viel Fettgewebe mit sich herum", sagt Ordemann. Entsprechend schwerwiegend können bereits eingetretene Folgeschäden sein.

Doch auch dann erfolgt erst eine genaue Evaluation, zu der auch eingehende physiologische und psychologische Untersuchungen zählen. Die Patienten müssen zudem über längere Zeit konservative Methoden zur Gewichtsreduktion versucht haben, bevor eine Operation durchgeführt werden kann.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Prof. Dr. med. Jürgen Ordemann, Leiter des Zentrums Adipositas und metabolische Chirurgie im Vivantes Klinikum Berlin-Spandau
  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen
  • Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum Adipositaserkrankungen der Universitätsmedizin Leipzig: Operative Behandlung
  • Deutsche Adipositas-Gesellschaft: Über Adipositas
  • YoutTube.de: Video-Vortrag von Prof. Dr. med. Jürgen Ordemann: Adipositaschirurgie – mehr als nur Gewichtsreduktion

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