• Was hilft wirklich gegen Heuschnupfen? Laut Experte können Antiallergika höher dosiert werden.
  • Nasensprays mit Cortison sind bei Heuschnupfen ein wichtiges Medikament.
  • Die Kosten können in manchen Fällen auch von den Krankenkasse übernommen werden.
  • Eine Allergen-Immuntherapie ist mit Tropfen und Tabletten zuhause möglich.

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Hilfe gegen die lästigen Symptome ihrer Pollenallergie finden Betroffene in der Apotheke. In den Regalen stehen zahlreiche Antiallergika, die zur Gruppe der Antihistaminika zählen. Die Wirkstoffe stoppen die Ausschüttung des Botenstoffs Histamin und somit die Überreaktion des Immunsystems auf das Allergen. Es gibt verschiedene Antihistaminika in Form von Tabletten, Nasensprays oder Augentropfen. Typische Wirkstoffe von ersteren sind unter anderem Loratadin und Ceterizin.

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Antihistaminika: Erhöhte Dosis möglich

Für Allergiker ist wichtig zu wissen, dass bei starken Beschwerden eine höhere Dosierung der Tabletten möglich sein kann. "Bestimmte Antihistaminika kann man doppelt mit zwei Tabletten pro Tag dosieren. Das ist auch eine sichere Behandlung", sagt der Allergologe Jörg Kleine-Tebbe. Wer heftige Symptome zeigt, sollte die Dosis allerdings nicht eigenmächtig erhöhen, sondern im Zweifel seinen Arzt danach fragen.

Vermeiden sollten Allergiker hingegen Antihistaminika der sogenannten ersten Generation. Zu ihnen zählen unter anderem die Wirkstoffe Diphenhydramin und Hydroxyzin. Sie haben einen sedierenden Effekt. "Es ist erwiesen, dass diese alten Medikamente zu Verkehrsunfällen führen können und einen gewaltigen Hangover verursachen. Diese Mittel sind daher nicht zu empfehlen", so der Experte.

Nasenspray mit Cortison "vielleicht wichtigstes Präparat"

Zudem spielen heute Nasensprays mit Cortison bei der Behandlung von Heuschnupfen eine große Rolle. Solche Nasensprays sind mit dem Wirkstoff Mometason mittlerweile ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. "Dabei handelt es sich um das für Allergiker vielleicht wichtigste Präparat, da es wirksamer als die Antihistamin-Tabletten ist", so Kleine-Tebbe. "Mometason ist bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und Allergologen zu Recht sehr beliebt, weil auch eine einmalige Anwendung pro Tag möglich ist und die Dosis recht flexibel erhöht werden kann. Man kann bei ausgeprägten Beschwerden bis zu zwei Sprühstöße pro Nasenloch zwei Mal täglich anwenden." Allerdings müsse man für alle Cortison-Nasensprays berücksichtigen, dass sie nicht sofort ihre volle Wirkung entfalten. Diese tritt erst nach zwei bis drei Tagen regelmäßiger Anwendung ein.

Krankenkasse kann Nasenspray mit Mometason übernehmen

Die meisten Mittel gegen Heuschnupfen sind nicht verschreibungspflichtig und Betroffene bleiben auf den Kosten sitzen. Deshalb sollten Patientinnen und Patienten wissen, dass die gesetzliche Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für Mometason übernimmt. "Es wäre sinnvoll, wenn Allergiker Mometason auf Rezept in der Apotheke bekämen", so Kleine-Tebbe. "Das ist aber nur möglich, wenn der Arzt ausgeprägte Beschwerden erkennt. Dazu gibt es eine internationale Einteilung. Sie teilt den Schweregrad des allergischen Schnupfens ein." Dieser zufolge müssen Beschwerden an wenigstens vier Tagen in der Woche und das über mehr als vier Wochen hinweg bescheinigt werden.

Auch müssen Schlafstörungen, deutliche Einschränkungen in täglichen Aktivitäten oder Beeinträchtigungen in Arbeit oder Schule auftreten und die Symptome akut auftreten. "Unter diesen Voraussetzungen ist der Arzt eigentlich verpflichtet, dem Patienten das Nasenspray auf ein rotes Rezept zu verschreiben ", so der Allergologe. Doch auch vielen Ärzten seien diese Kriterien nicht bekannt, obwohl sie von Fachverbänden festgelegt sind.

Besonders wirksam: Kombi-Nasenspray mit Antihistamin und Cortison

Noch wirkungsvoller als Nasenspray mit Mometason ist ein Kombinationspräparat, das Cortison und ein Antihistaminikum enthält, weiß der Facharzt. "Das wahrscheinlich wirksamste, verschreibungspflichtige Präparat für die Nase ist eine Kombination aus dem Cortison Flucitason und dem Antihistamin Azelastin. Durch das Antihistamin wirkt es sofort. Zudem hat es durch das Cortison einen antientzündlichen Langzeiteffekt", so der Experte. Dadurch könne man es flexibel nach Bedarf anwenden. Das Problem sei jedoch, dass das Medikament vergleichsweise teuer ist und deshalb von Ärzten nicht gerne verschrieben wird, da sie an ihre Medikamentenbudgets gebunden sind, so Kleine-Tebbe.

Cortison-Tabletten, wenn gar nichts hilft

Wenn von all dem nichts hilft, kann der Arzt Cortison-Tabletten verschreiben. "Das ist aber nur dann notwendig, wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind. Wenn die Beschwerden trotz Cortison-Nasenspray plus Antihistamin-Augentropfen plus Antihistamin-Tabletten so massiv sind, dass eine weiterreichende Behandlung notwendig ist. Dann würden wir kurzfristig für eine Woche Cortison-Tabletten geben."

Cortison-Depotspritzen hingegen sollten nicht mehr verabreicht werden, so der Experte. "Sie bügeln für vier Wochen die Hormonachse platt. In der Folge können sich bei häufiger Anwendung unerwünschte Cortison-Nebenwirkungen wie grüner Star, Magengeschwüre oder Osteoporose entwickeln. Deshalb wird die Cortison-Depotspritze heute international abgelehnt." Trotzdem würde sie von wenigen Ärzten ab und zu noch angeboten.

Allergen-Immuntherapie: Es müssen keine Spritzen sein

Um den Heuschnupfen langfristig los zu werden, besteht die Möglichkeit einer Allergen-Immuntherapie. Während dieser wird den Patientinnen und Patienten das Allergen in hochkonzentrierter Form als Präparat zugeführt. Das Ziel ist eine Immunisierung über mindestens drei Jahre in deren Folge der Körper nicht mehr auf die jeweiligen Pollen reagiert.

Früher wurde das Allergen-Präparat ausschließlich über Spritzen verabreicht. Heute besteht die Alternative einer Immuntherapie über Tropfen oder Tabletten. "Beides ist empfehlenswert", so Kleine-Tebbe. Die Verfahren hätten für häufige Allergien wie Gräser, Birke oder Hausstaubmilbe gute Ergebnisse in Studien erzielt. Ein Vorteil von Tropfen und Tabletten besteht darin, dass die Einnahme zuhause stattfinden kann, während Patienten für die Spritze regelmäßig in die Arztpraxis kommen und eine halbe Stunde nach der Injektion bleiben müssen. Ein Nachteil von Tropfen und Tabletten ist hingegen, dass die Präparate zuhause täglich unter der Zunge eingenommen werden müssen und es zu lokalen Nebenwirkungen kommen kann. Sie treten besonders in den ersten zwei bis drei Wochen auf und äußern sich in Mundhöhle oder Rachen mit vorübergehendem Juckreiz oder Schwellungsgefühl.

Wer jährlich unter seiner Allergie leidet, sollte dennoch über die Allergen-Immuntherapie nachdenken. Sonst droht der sogenannte "Etagenwechsel": Aus Beschwerden an Nase und Augen kann dann allergisches Asthma werden. Zudem verändert sich die Pollensaison durch den Klimawandel. Dadurch haben Allergiker oft über einen längeren Zeitraum mit ihren Beschwerden zu kämpfen. "Man beobachtet schon sehr lange, dass sich der Blühbeginn der Pflanzen nach vorne ausdehnt, die Pollensaison hält aber auch länger an", weiß Biologin Anja Schwalfenberg.

Neben Medikamenten können auch einfache Maßnahmen helfen, um den Kontakt zu Pollen zu vermeiden. Dazu empfiehlt die Expertin:

  • Täglich Haare waschen
  • Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen, getragene Kleidung eventuell im Kurzwaschprogramm durchwaschen. Wäsche während des Pollenflugs nicht im Freien trocknen
  • Während der Pollensaison kann die tägliche Anwendung einer Nasendusche mit isotoner Salzlösung hilfreich sein. Durch die Nasenspülung werden Pollen aus der Nase gespült, der Schleim gelöst und die Nasenschleimhäute befeuchtet.
  • Glatte Bodenbeläge und Oberflächen regelmäßig feucht wischen, Staubsauger mit Hepa-Filter.
  • Pollenfilter im Auto jährlich wechseln, Autoklimaanlage und Filterumgebung regelmäßig reinigen.
  • Sonnenbrillen können sehr empfindliche Bindehäute vor übermäßigem Lichteinfall schützen. Beim Aufenthalt im Freien kann während des Pollenflugs auch das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske hilfreich sein, um den Pollenkontakt zu verringern.
  • Nicht rauchen. Durch die ständige Reizung der Atemwege können Allergene die Schleimhäute stärker angreifen.
Über den Experten und die Expertin:
  • Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe ist Hautarzt und arbeitet schwerpunktmäßig als Allergologe in Berlin. Zudem ist er Vorstandsmitglied und Koordinator für Presse- und Medienarbeit der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie.
  • Anja Schwalfenberg ist Diplom-Biologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V
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