Mit Blick auf Herbst und Winter rufen Hausärzte Risikogruppen wie Menschen ab 60 zur Grippeschutzimpfung auf. Die in Australien bereits beendete Saison deute darauf hin, dass auch hier mit einer zumindest deutlich spürbaren Welle zu rechnen sei, sagte Markus Beier, Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, am Mittwoch in Berlin. "Wir waren dank der hausärztlichen Praxen in den letzten Jahren mit der Impfquote schon besser als in den Jahren zuvor. Aber da geht noch mehr."

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In Australien habe es in Teilen eine Impfmüdigkeit gegeben, sagte Beier. Auch bei uns gebe es dafür Anzeichen. Die Befürchtung seien sehr hohe Fallzahlen, falls die Impfbereitschaft niedrig ausfalle. Es gehe nicht um Alarmismus: "Es ist einfach so, dass die steigende Anzahl der Fälle einfach das ambulante System an sein Limit bringen wird und dann irgendwann auch das stationäre System."

Die Impfung sei die wichtigste Maßnahme gegen die Erkrankung, auch wenn sie keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion biete, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Sollte sich ein Geimpfter anstecken, erlebe er in der Regel aber einen milderen Verlauf. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung unter anderem auch Schwangeren sowie Kindern (ab sechs Monaten) und Erwachsenen mit bestimmten Vorerkrankungen.

Erwartungsgemäß steige derzeit schon die Zahl der Corona-Fälle an. Der neue Impfstoff sei in den Praxen verfügbar. "Und da geht aber dann der Ärger schon los", sagte Beier. Probleme seien unter anderem die Dokumentation und das Fehlen von Einzel-Impfstoffdosen. Eine Nachfrage nach der Impfung bestehe durchaus, sie sei aber noch "steigerungsfähig". Verbandsvertreter schilderten zudem einen hohen Beratungsbedarf, es sei kein Selbstläufer. Hinzu kämen Schwierigkeiten durch Lieferengpässe bei einigen Medikamenten, etwa bei Antibiotika. Schon im vergangenen Winter hätten die Praxen "bis zur Erschöpfung" gearbeitet, hieß es.

Zum 44. Hausärztinnen- und Hausärztetag kommen Delegierte am Donnerstag und Freitag in Berlin zusammen. Unter anderem soll es dabei um Probleme der Praxen wie den Fachkräftemangel und Lösungsansätze gehen. Der Verband hat mehr als 30 000 Mitglieder.  © dpa

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