Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass Céline Dion am sogenannten "Stiff-Person-Syndrom" leidet. Nun hat ihre Schwester ein Update gegeben: Demnach hat sich der Gesundheitszustand der Sängerin seitdem kaum verbessert. Aber was macht diese neurologische Erkrankung für Betroffene so schwer?
Céline Dions Schwester Claudette hat ein Interview gegeben, in dem sie den Kampf der Sängerin gegen das "Stiff-Person-Syndrom" schildert. Und anderem berichtet sie, wie schwierig es sei, die richtigen Medikamente zu finden.
Die kanadische Sängerin hatte im Dezember 2022 in einer emotionalen Videobotschaft auf Instagram von ihrer Erkrankung berichtet. Diese führe zu Muskelkrämpfen, die "jeden Aspekt" ihres täglichen Lebens beeinträchtigten. Schon "seit langer" Zeit kämpfe sie mit gesundheitlichen Problemen, weswegen sie damals auch fünf Konzerte ihrer "Courage World Tour" in Deutschland verschieben musste. Sie sei bekannt dafür, ein offenes Buch zu sein. Erst jetzt aber fühle sie sich bereit, über die große Herausforderung und all das zu sprechen, was sie durchgemacht habe.
"Ich tue dafür alles, was ich kann."
Es sei ein Kampf, musste
Doch was hat es mit dieser sehr seltenen neurologischen Erkrankung genau auf sich?
"Stiff-Person-Syndrom": Symptome, Diagnose und Behandlung
Das "Stiff-Person-Syndrom" (SPS) ist eine chronische Autoimmunerkrankung. Die Ursache ist eine fehlgeleitete Reaktion der eigenen Körperabwehr. Einen Überblick über die wichtigsten Fakten gibt die Deutsche Hirnstiftung:
- Wie häufig ist das SPS? Sehr selten. Jährlich erkrankt in Deutschland einer von einer Million Menschen daran. Frauen - typisch bei Autoimmunerkrankungen - sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.
- Symptome: Die Muskulatur ist verspannt und steif. Häufig sind Muskelkrämpfe, die etwa durch Reize wie Berührung, aber auch Geräusche und Schreck ausgelöst werden.
- Diagnose: Der Neurologe untersucht die betroffenen Muskeln elektrophysiologisch und stellt Veränderungen fest. Zudem kann das Blut beziehungsweise das Nervenwasser typische Antikörper aufweisen.
- Therapie: Diese besteht aus drei Säulen: erstens Physiotherapie und muskelentspannende Maßnahmen, zweitens muskelentspannende Medikamente (symptomatische Behandlung) und drittens gegebenenfalls auch Immuntherapie, etwa mit Kortison.
Neben den Schmerzen und der Beeinträchtigung im Alltag ist für Betroffene besonders herausfordernd, dass es häufig lange nicht zur richtigen Diagnose kommt, wie auch im Fall von Céline Dion. Grund sind die Seltenheit der Erkrankung und die Vielseitigkeit des Erkrankungsbildes.
"Auch können die Symptome als funktionell, neurotisch oder psychiatrisch verkannt werden", erklärt Frank Hoffmann, Chefarzt der neurologischen Klinik Martha-Maria Halle-Dölau in Halle. Da andere Erkrankungen zu ähnlichen Symptomen führen, sei es bei der Untersuchung wichtig, diese auszuschließen. Dazu zählten etwa Multiple Sklerose, Rückenmarkserkrankung, Parkinson, Dystonie.
"Stiff-Person-Syndrom": Betroffene brauchen Geduld
Wichtig zu wissen sei für Patientinnen und Patienten, dass Stress, äußere Reize und auch manche Medikamente (etwa L-Dopa) die Symptome verstärken können. Typisch seien schmerzhafte Krämpfe, vor allem im Rumpfbereich und in den Beinen. So schildert es auch Céline Dion, sie habe teilweise Probleme beim Gehen und Singen.
Auch kann sich das Krankheitsbild laut Hoffmann im Verlauf verändern. Dieser kann tückisch sein: Die Symptome verschlechtern sich oft chronisch und können von stabilen Phasen über Monate bis Jahre gefolgt sein, wobei auch akute Krankheitsschübe auftreten können.
"Spontanheilungen sind selten. Unter Therapie ist häufig eine erhebliche und langanhaltende Besserung zu erreichen", sagt Hoffmann. Für den Umgang im Alltag sei es günstig, wenn es dem Patienten und seiner Umgebung gelingt, auslösende Faktoren zu identifizieren und zu vermeiden. (af)
Verwendete Quellen:
- Instagram: Céline Dion, Videobotschaft vom 8. Dezember 2022.
- Deutsche Hirnstiftung: "Stiff-Person-Syndrom (SPS)", Dr. med. Frank Hoffmann, Klinik für Neurologie, Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau.
Hinweis: Dieser zuletzt im Dezember 2022 veröffentlichte Artikel wurde aus aktuellem Anlass überarbeitet.

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