Halsweh und Schnupfen sind Anzeichen für eine sommerliche Erkältung, landläufig "Sommergrippe" genannt. Die Erreger sind andere als bei einer normalen Grippe oder COVID-19. Auch bei den Symptomen gibt es Unterschiede.

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Die Panik ist vielleicht nicht mehr so groß wie noch vor einigen Wochen, aber: Wer dieser Tage eine Erkältung bekommt, denkt wohl nach wie vor zuerst an das Coronavirus und COVID-19. Dabei wird es sich in den meisten Fällen um eine "Sommergrippe" handeln. Denn die hat gerade wieder Saison.

Dabei trifft es die Bezeichnung "Grippe" nicht ganz. Erstens, weil der Begriff eigentlich für eine Infektion mit Influenza-Viren reserviert ist. Zweitens, weil eine "Sommergrippe" nicht so schwer krank macht wie eine "richtige" Grippe. Mediziner würden demnach eher von einer Erkältung oder einem grippalen Infekt sprechen.

"Sommergrippe": Auslöser sind vor allem Enteroviren

Ausgelöst wird jedoch auch die "Sommergrippe" durch Viren, und zwar vor allem (aber nicht nur) durch Enteroviren, zu denen auch das Poliovirus gehört. Enteroviren kursieren vor allem im Sommer. Warum das so ist, weiß die Forschung nicht genau. "Erstaunlicherweise stützen sich die Erklärungen zur Saisonalität auch heute noch vielfach auf Hypothesen", erklärt Virologe Thomas Mertens unserer Redaktion.

Wissenschaftlich gesichert ist seinen Angaben zufolge, dass Enteroviren sehr widerstandsfähig sind. Und, dass sie von infizierten Menschen über recht lange Zeit und in großen Mengen mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Deswegen spielt hier neben der Tröpfchen- auch die Schmierinfektion eine größere Rolle als bei anderen Viren.

Viren werden beim Stuhlgang in großen Mengen ausgeschieden

Das heißt: Wäscht sich jemand, der mit Enteroviren infiziert ist, nach dem Toilettengang nicht ordentlich die Hände, kann das Virus direkt oder indirekt über Gegenstände auf andere Menschen übergehen, wobei die Übertragung buchstäblich von der Hand in den Mund läuft. Bestes Mittel gegen eine Infektion ist deswegen auch hier: regelmäßiges und gründliches Händewaschen.

Enteroviren gibt es wie das Coronavirus in mehreren Erscheinungsformen. Insgesamt existieren mehr als 50 Serotypen, von denen einige auch ernste Erkrankungen wie etwa eine Hirnhautentzündung auslösen können. Wer eine Infektion mit einem bestimmten Typ überstanden hat, ist zumindest gegen ihn sehr lange bis lebenslang immun.

Was sind die typischen "Sommergrippe"-Symptome?

Die meisten Enteroviren sind aber nicht besonders aggressiv. Deswegen sind die "Sommergrippe"-Symptome meistens nicht so stark wie die einer echten Grippe. Zum Beispiel fehlen bei ihr oft der für die Grippe und auch für COVID-19 typische trockene Husten und das hohe Fieber.

Charakteristisch für die "Sommergrippe" ist hingegen, dass Betroffene häufig niesen und sich die Nase putzen müssen. Bei einer Grippe und COVID-19 kann das auch vorkommen, es ist aber nicht so typisch.

Andere, seltenere Symptome können bei allen drei Erkrankungen vorkommen, zum Beispiel Durchfall oder Erbrechen.

Am charakteristischsten für COVID-19 sind wohl die Kurzatmigkeit und der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, der - wie Husten und Fieber - in einigen Studien bei rund der Hälfte der Patienten vorkam.

Folgende Tabelle bietet eine Übersicht über die Symptome. Sie beruht vor allem auf Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

"Sommergrippe", Influenza, COVID-19: Das sind die Symptome

Erkältung / "Sommergrippe"Grippe (Influenza)COVID-19
Fieber

manchmal

oft (hoch)oft (hoch)
Hustenoftoft (trocken)oft (trocken)
Halsschmerzenoft

manchmal

manchmal

Gliederschmerzenoftoft

manchmal

Müdigkeit

manchmal

oft

manchmal

Niesenoft

manchmal

eher nicht
Schnupfenoft

manchmal

manchmal

Durchfall und Erbrechen

manchmal

manchmal

manchmal

Kopfschmerzen

manchmal

oft

manchmal

Kurzatmigkeiteher nichteher nicht

manchmal

Störung des Geruchs- und Geschmackssinnseher nichteher nichtoft
Hautausschlageher nichteher nicht

manchmal

Behandelt wird mit den gängigen Erkältungsmitteln

Ansteckend ist die "Sommergrippe", wie COVID-19, schon einige Tage, bevor die ersten Symptome auftreten. Im Gegensatz zur echten Grippe läuft die sommerliche Erkältung - ebenfalls wie COVID-19 - eher langsam an. Behandelt werden in erster Linie die Symptome.

Neben gängigen Hausmitteln wie Kamillentee mit Honig, Wadenwickel (bei Fieber) sowie "viel schlafen" und "viel trinken", werden mitunter Nasentropfen, fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel verschrieben. Vorbeugend kann es ebenfalls helfen, viel zu trinken, weil das die Schleimhäute feucht hält und sie Viren und andere Krankheitserreger so besser abwehren können.

Über den Experten: Professor Thomas Mertens ist Virologe, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Virologie (GfV) und ehemaliger Direktor der Virologie der Uniklinik Ulm.

Verwendete Quellen

  • Schriftliche Antworten von Professor Thomas Mertens
  • Robert-Koch-Institut: Kompendium Infektiologie & Infektionsschutz, Merkblatt Influenza, Steckbrief COVID-19
  • Gesundheitsinformation.de: Die wichtigsten Unterschiede zwischen COVID-19, einer Erkältung und einer Grippe
  • Pschyrembel online: Grippe, Sommergrippe
  • HNO-Ärzte im Netz, Kinder- und Jugendärzte im Netz

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