Frisches Obst und Gemüse im Winter? Oder schnell etwas zu Essen zubereiten? Da kommt man um Tiefkühlprodukte oft nicht herum. In seiner 20. ZDFzeit-Dokumentation ging Fernsehkoch Nelson Müller der Frage nach, wie gut Tiefkühlprodukte tatsächlich sind.

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Mit Produkten aus der Tiefkühltruhe setzt die Lebensmittelbranche jährlich 13 Milliarden Euro um. In gewohnter ZDFzeit-Manier testete Nelson Müller verschiedene Tiefkühlprodukte in den Kategorien Preis, Qualität, Gesundheit, Umwelt und Geschmack. In jeder waren maximal fünf Punkte erreichbar.

Müllers Fazit zum TK-Essen fällt unterm Strich positiv aus: Tiefkühlkost kann als Fertigprodukt ab und zu und in Maßen auf dem Teller landen. Und unverarbeitetes, tiefgefrorenes Obst und Gemüse ist vor allem außerhalb der Saison eine gute und gesunde Wahl.

Preis: Ist TK-Ware ihr Geld wert?

Die Probeeinkäufe verblüfften auch Koch Müller: Tiefkühlprodukte, vor allem unverarbeitetes Obst und Gemüse, sind oft günstiger als frische Ware. Frische Himbeeren etwa kosteten mehr als das Doppelte als ihre tiefgefrorene Konkurrenz. Insgesamt ist die TK-Ware rund 25% günstiger als frische.

Doch warum kann etwa Vanilleeis zu derartigen Spottpreisen angeboten werden? Ganz einfach: Statt Milch, Sahne und echtem Vanillemark kommen viel Wasser, Milchpulver, gemahlene Vanilleschotenschale für die Optik und billiges Vanillin für den Geschmack ins Eis. Karotin statt Eigelb sorgt für die goldgelbe Farbe. Der günstige Preis lässt sich also erreichen, weil verarbeitete Tiefkühlprodukte oft minderwertige Rohstoffe enthalten, erklärt Müller. Und vergibt drei von fünf möglichen Sternen in dieser Kategorie.

Qualität: Wie gut sind die gefrorenen Lebensmittel?

Am Beispiel Petersilie wird deutlich, dass zumindest Kräuter, erntefrisch schnell verarbeitet und eingefroren, die gleiche Qualität haben wie frische. Immerhin ist die Petersilie nach maximal zwei Stunden vom Feld in der gefrorenen Packung.

Beim Fleisch ergibt ein Brat-Test von Rind und Lamm, jeweils frisch und aus der Tiefkühltruhe, dann aber doch einige Unterschiede. Frisches Rindfleisch punktet beim Geschmack; zäh sind allerdings beide. Optisch ist kein Unterschied zu erkennen.

Beim Lamm ist das frische Fleisch zart, das TK-Produkt überraschenderweise sogar noch zarter und richtig saftig. Dann testen Schwarzwälder Landfrauen eingefrorene Schwarzwälder Kirsch-Torten. Nur eine schmeckt ihnen akzeptabel, die anderen beiden fallen durch – vor allem wegen des fehlenden Kirschwassers.

Müller zieht das Resümee, dass vor allem unverarbeitete Lebensmittel im Tiefkühlbereich oft eine Top-Qualität haben; insgesamt können die TK-Lebensmittel deshalb in dieser Kategorie vier von fünf Punkten verbuchen.

Gesundheit: Was ist mit Vitaminen & Co.?

Enthalten tiefgekühltes Obst und Gemüse überhaupt noch Vitamine? Müller lässt im Labortest TK-Erbsen mit Erbsen vom Markt und aus der Dose vergleichen. Ergebnis: Schnelles Einfrieren ist eine schonende Form der Haltbarmachung, die TK-Erbsen enthalten fast genauso viel Vitamin C wie die frischen. Die Dosenerbsen sind hingegen durch ihre Erhitzung nahezu Vitamin C-frei.

Und wie sieht es mit der Keimbelastung aus? Die mikrobiologische Untersuchung von Hühnerfleisch weist in keinem Teststück Salmonellen nach. Problematisch ist allerdings die Auftauphase, hier kann man viel falsch machen: Wichtig ist, das Fleisch im Kühlschrank auftauen zu lassen, es grundsätzlich schnell zu verarbeiten und für strikte Hygiene in der Küche zu sorgen. Die TK-Ware bekommt von Nelson Müller in der Kategorie Gesundheit fünf von fünf Punkten und damit die Bestnote.

Umwelt: Ist TK-Kost aus Umweltsicht zu verantworten?

Nelson Müller nimmt Fischstäbchen unter die Lupe und betrachtet die Kohlendioxid-Bilanz von gekühlten Lebensmitteln. Zuerst stellt er bei der Untersuchung von Iglo-Fischstäbchen in der Fabrik fest, dass die Fischstäbchen tatsächlich nur Alaska-Seelachsfilet ohne Flossen, Köpfe oder andere minderwertige Reste enthalten.

Darüber hinaus tragen die Stäbchen das MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei. Das steht unter anderem für die Vermeidung von Schleppnetzen, die den Meeresboden aufwühlen und zerstören. Auch Überfischung soll vermieden werden. Greenpeace bemängelt allerdings, dass das MSC-Siegel nur Empfehlungen gibt und keine strikten Auflagen macht, die zu hundert Prozent erfüllt sein müssen.

Dennoch: Das Siegel sei ein Schritt in die richtige Richtung. Beim Kohlendioxid-Ausstoß durch Herstellung, Transport und Kühlung von Tiefkühlware zeigt sich, dass der Verbraucher einen großen Anteil daran hat, wie der jeweilige Wert ausfällt: durch die Verwendung energiesparender Küchengeräte wie Herd und Gefrierer. Müller vergibt für die Umweltverträglichkeit von Tiefkühlkost drei von fünf Sternen.

Geschmack: Lecker?

Schmeckt Tiefkühlkost? Und ist ein Unterschied zu frischen Lebensmitteln zu merken? Zuerst testen hungrige italienische Fußballer TK-Pizzen. Egal ob Markenware oder No Name: vier von fünf Produkten enttäuschen, sind labberig oder zu fettig.

Anders bei einem Testmenü aus Kartoffelspalten, Wurzelgemüse aus Möhren, Blumenkohl und Pilzen und gefüllter Hähnchenbrust, jeweils einmal aus tiefgefrorenen und einmal aus frischen Rohwaren kundig und mit Raffinesse von Fernsehkoch Müller zubereitet.

Seine Testesser sind sich einig: Geschmacklich liegen beide Menüs eng beieinander. Und auch, wenn alle die TK-Kost erkennen und das frische Gemüse knackiger und leckerer finden, räumen sie ein, dass dies oft nur im direkten Vergleich zu merken ist. Das bedeutet vier von fünf Sternen.

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