- Manche Bundesländer weisen Corona-Zahlen getrennt nach Impfstatus aus.
- Dabei sind die gemeldeten Infektionszahlen bei Ungeimpften besonders hoch.
- Was sagen die Daten über die Pandemie?
Corona-Daten aus mehreren Bundesländern deuten auf einen wesentlich höheren Anteil an Neuinfektionen unter Ungeimpften hin als unter Menschen mit vollständigem Impfschutz. Zwar werden Ungeimpfte vermutlich viel häufiger getestet, doch eine grobe Einschätzung des Pandemiegeschehens getrennt nach Impfstatus lassen die Werte aus Expertensicht dennoch zu.
Im Corona-Hotspot Sachsen zum Beispiel, wo die Quote der vollständig Geimpften derzeit bundesweit mit weniger als 60 Prozent am niedrigsten ist, klaffte zwischen den beiden Gruppen zuletzt eine immense Lücke: Während die Inzidenz der Geimpften etwa am Dienstag bei gut 64 Fällen pro 100.000 Menschen binnen sieben Tagen lag, war dieser Wert bei nicht oder nicht vollständig Geimpften rund 28 Mal so hoch: gut 1.823 Fälle.
Solche Zahlen seien "sicher etwas verzerrt", sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, mit Blick auf Faktoren wie etwa die Testhäufigkeit. Ungeimpfte müssen sich zum Beispiel zwingend testen lassen, wenn 3G-Regeln im Restaurant oder am Arbeitsplatz gelten.
Unterschied wird bei Hospitalisierungen deutlich
Auch junge Schüler, die (noch) nicht geimpft sind, werden regelmäßig auf COVID-19 untersucht. Menschen mit Impfzertifikat hingegen brauchten bisher häufig keinen Test vorzulegen. Daher könnten besonders in dieser Gruppe einige Neuinfektionen unentdeckt geblieben sein.
Diese Faktoren seien aber nicht so bedeutend, dass sie den Unterschied ganz erklärten, sagte Watzl der Deutschen Presse-Agentur. "Daher ist immer noch richtig, dass sich Ungeimpfte deutlich häufiger infizieren als Geimpfte." Er verwies unter anderem auf die Corona-Fälle im Krankenhaus. An der Hospitalisierungsinzidenz werde der Unterschied sehr deutlich, so Watzl.
Nach den jüngsten verfügbaren Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) kamen vom 18. bis 24. Oktober (Kalenderwoche 42) pro 100.000 Menschen sechsmal mehr aus der Gruppe der ungeimpften 18- bis 59-Jährigen wegen COVID-19 ins Krankenhaus als von den Geimpften dieser Altersklasse.
Bei den Menschen ab 60 Jahren lag die Hospitalisierungsinzidenz der Ungeimpften gut 4,7 Mal so hoch. Eine Impfung schützt nicht zu 100 Prozent, daher kann sie Infektionen oder auch schwere Verläufe bei Geimpften nicht ganz verhindern.
Bundesweit gibt es keine einheitlichen Regeln
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen wird neben Sachsen etwa auch in Thüringen, Bayern und Sachsen-Anhalt getrennt nach Geimpften und Ungeimpften angegeben - teilweise täglich oder wöchentlich. Hingegen machen beispielsweise Schleswig-Holstein und Niedersachsen keine solche Unterscheidung.
Auch in Bremen, dem Bundesland mit der deutschlandweit höchsten Impfquote (Dienstag: 79,3 Prozent), gab es zuletzt eine Diskrepanz zwischen den Gruppen, wenn auch nicht so deutlich wie in Sachsen: In der ersten Novemberwoche lag in der Hansestadt die Inzidenz unter den Ungeimpften bei knapp 261 und unter Geimpften bei gut 41.
Bundesweit gibt es keine einheitlichen Regeln, wer zur jeweiligen Gruppe zu zählen ist. Sachsen zum Beispiel ordnet Corona-Fälle ohne Angaben zum Impfstatus bei den nicht (vollständig) Geimpften ein. Auch Baden-Württemberg verfuhr bis vergangene Woche so.
Doch der Anteil der Menschen mit unbekanntem Impfstatus in der Gruppe der Ungeimpften war dort mit 83 Prozent sehr groß. Seit Freitag gibt das Landesgesundheitsamt in Stuttgart die Inzidenz nicht mehr getrennt nach Impfstatus an.
RKI mahnt: Werte mit Vorsicht interpretieren
Das Robert Koch-Institut (RKI) hingegen schließt in seinen Erhebungen zum Vergleich von Geimpften und Ungeimpften alle Fälle mit unvollständigen Angaben zum Impfstatus oder einer Teilimpfung aus. Die Behörde gibt regelmäßig einen bundesweiten Überblick über die getrennte Inzidenz - anders als die Länder allerdings nur bei Betroffenen mit Symptomen.
Aus den jüngsten RKI-Daten nach Impfstatus geht hervor, dass in Kalenderwoche 42 die Sieben-Tage-Inzidenz bei symptomatischen Covid-Fällen sowohl bei 18- bis 59-jährigen Ungeimpften als auch bei den ab 60 Jahren rund dreimal so hoch war wie bei vollständig Geimpften derselben Altersgruppe.
Das RKI schrieb in seinem Wochenbericht vom vergangenen Donnerstag, dass grob geschätzt seit Anfang Februar der Schutz vor einer Infektion mit Symptomen durch Impfung bei den 18- bis 59-Jährigen bei 82 Prozent und bei den Älteren bei 80 Prozent lag.
Das Institut wies allerdings darauf hin, dass die Werte mit Vorsicht interpretiert werden müssten: Das Infektionsgeschehen, Impfquoten und ein möglicherweise unterschiedliches Testverhalten bei Geimpften und Ungeimpften könnten zu Verzerrungen führen. (dpa/fte)
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