• Im Netz kursiert ein Video eines FPÖ-Politikers, der einen Corona-Schnelltest mit Cola macht.
  • Der Test zeigte anschließend ein positives Ergebnis an und wird nun als Beleg für die angebliche Nutzlosigkeit der Schnelltests gewertet.
  • Doch ganz so einfach ist es nicht; Das Cola-Experiment hat keinerlei Aussagekraft für die Test-Qualität. Ein Faktencheck.

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Mit einem Experiment im österreichischen Parlament hat Michael Schnedlitz die angebliche Nutzlosigkeit von Corona-Schnelltests angeprangert.

Der FPÖ-Politiker tupfte offenbar mit einem Wattestäbchen am Rednerpult stehend etwas Cola auf einen Schnelltest - und dieser zeigte laut seiner Aussage wenig später ein positives Ergebnis.

Im Internet wird das Cola-Video als Beweis für die Unzuverlässigkeit von Corona-Schnelltests gewertet und munter geteilt. Auch die AfD-Bundestagsabgeordnete Alice Weidel verbreitete das Video über ihren Twitter-Account.

Doch so einfach ist es nicht: Das Cola-Experiment hat keinerlei Aussagekraft für die Test-Qualität. Ein Faktencheck.

Reagiert ein Corona-Test positiv auf Cola?

Behauptung: Cola verursacht ein positives Ergebnis bei einem Corona-Schnelltest.

Bewertung: Das geschieht wegen der Säure in der Cola, nicht wegen des Coronavirus. Die Eiweiße auf dem Teststreifen werden zersetzt.

Fakten: Wie PCR-Tests werden auch Corona-Schnelltests angewendet, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachzuweisen.

Diese reagieren nicht auf das Erbmaterial des Erregers, sondern auf Eiweiße, die charakteristisch für das Virus sind. Ein Abstrich wird auf den Test aufgebracht, nach 15 bis 30 Minuten steht in der Regel das Ergebnis fest.

FPÖ-Generalsekretär Schnedlitz nutzte einen solchen Schnelltest, um eine Cola zu untersuchen. Dafür trug er von der Limonade etwas davon auf den Teststreifen auf - und tatsächlich verfärbte sich dieser, wie in Videos aus der Parlamentsdebatte vom Donnerstag zu sehen ist.

Corona-Test reagiert auf Cola: Woran das liegt?

Cola hat einen niedrigen pH-Wert, sie ist also sauer. Die Säure könne die Eiweiße auf dem Teststreifen zersetzen, an denen eigentlich die Virus-Eiweiße andocken sollen, erklärt der Leiter des Bereichs für patientennahe Diagnostik bei Siemens Healthineers, Christoph Pedain.

Kurzum: Schnedlitz weist also lediglich nach, dass die Eiweiße am Teststreifen zerstört sind.

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Pedain: Durch Zersetzen entstehen Bindungsstellen für Farbpartikel

"Durch das Zersetzen entstehen viele Bindungsstellen für die Farbpartikel im Test, und die Streifen werden sichtbar", so Pedain. Für die Test-Praxis bei Menschen habe das allerdings keine Relevanz, "solange man keinen Patienten hat, der sich vorher mit Cola die Nase gespült hat."

Der Experte weist zudem darauf hin, dass man so auch bei einem Schwangerschaftstest ein quasi positives Ergebnis erzeugen könne - ganz ohne schwanger zu sein. (msc/dpa)

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