- Die EU-Kommission hat am Freitag den Impfstoff-Liefervertrag mit dem britisch-schwedischen Unternehmen AstraZeneca veröffentlicht.
- Teile des 41 Seiten langen Dokuments waren allerdings geschwärzt - doch dabei kam es zu einer folgenschweren Panne.
- Denn einige geheim zu haltende Passagen des Vertrags waren trotzdem lesbar.
Der EU-Kommission ist bei der Veröffentlichung ihres Rahmenvertrags mit dem Impfstoffhersteller AstraZeneca am Freitag eine schwere Panne unterlaufen.
Die auf Wunsch des Unternehmens geschwärzten Passagen in dem Dokument waren in einer ersten Version über die Lesezeichen-Funktion des Acrobat Reader teilweise lesbar. Unserer Redaktion liegt eine solche Fassung vor, die die Kommission für kurze Zeit auf ihrer Webseite zum Download bereitgestellt hatte.
In dieser Version werden durch die Software auch einige Details sichtbar, die wohl geheim gehalten werden sollten, darunter konkrete Geldbeträge und Bestimmungen:
- Laut mehrerer geschwärzter Absätze bezifferte AstraZeneca zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung im vergangenen August die Herstellungskosten der Impfdosen für die EU auf 870 Millionen Euro. In dem Papier sind umfangreiche Ausgaben aufgelistet, angefangen von Löhnen und Gehältern über Qualitätskontrollen und Materialien bis hin zu Steuern und Zollgebühren.
- Die EU-Mitgliedstaaten sollen die Kosten für Abfüllung, Verpackung, Lagerung und Verteilung des Impfstoffs tragen.
- Übersteigen die Kosten den Betrag von 870 Millionen Euro um bis zu 20 Prozent, soll AstraZeneca die EU-Kommission darüber in Kenntnis setzen. Steigen die Kosten anschließend noch weiter, muss das Unternehmen auch die Nachweise dafür liefern.
Streit um Lieferung von Millionen Impfstoffdosen
Die im gegenwärtigen Streit um Lieferungen interessantesten Informationen waren hingegen trotz der Panne geschwärzt. So führt eine unleserlich gemachte Tabelle auf, in welchen Monaten AstraZeneca wie viele Millionen Dosen liefern soll.
Der Impfhersteller hatte vergangene Woche angekündigt, der EU zunächst deutlich weniger Impfstoff zu liefern als vorgesehen. Nach EU-Angaben sollen die Mitgliedsstaaten im ersten Quartal nur 31 Millionen statt der erhofften 80 Millionen Impfstoffdosen erhalten.
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Kommissionskreise sprechen von technischem Fehler
Es handele sich um einen technischen Fehler, hieß es aus Kommissionskreisen zur Veröffentlichung der ersten Version. Sie wurde wenig später ersetzt. Brüssel könnte nun eine Vertragsstrafe wegen Verstoßes gegen die Geheimhaltungsklauseln drohen.
Eine Reaktion von AstraZeneca lag zunächst nicht vor. Die Kommission hatte wegen der angekündigten Kürzung bei der Lieferung des Corona-Impfstoffs auf Veröffentlichung des Vertrags gedrungen. (dpa/afp/mf)
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