• Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verspricht Geimpften in den kommenden Wochen bestimmte Freiheiten.
  • So könnten Bürger, die vollständig geimpft sind, ohne weiteren Test in ein Geschäft oder zum Friseur.
  • Seine Ankündigung hat geteilte Reaktionen ausgelöst.

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Wer vollständig gegen das Coronavirus geimpft ist, kann nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in den nächsten Wochen bestimmte Freiheiten zurückbekommen. "Wer geimpft ist, kann ohne weiteren Test ins Geschäft oder zum Friseur. Zudem müssen nach Einschätzung des RKI vollständig Geimpfte auch nicht mehr in Quarantäne", sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". Grundlage ist dem Bericht zufolge eine Auswertung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse durch das Robert-Koch-Institut (RKI).

In einem RKI-Bericht an Spahns Ministerium, der dem Blatt vorliegt, heißt es demnach: "Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer Virusübertragung durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens zum Zeitpunkt ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als bei Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen infizierten Personen."

Spahns Ankündigung löst geteilte Reaktionen aus

Der Bericht wurde laut "BamS" am Samstag an die Länder verschickt. Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte das RKI um die Analyse gebeten.

Spahn sagte dazu: "Wer vollständig geimpft wurde, kann in Zukunft wie jemand behandelt werden, der negativ getestet wurde." Wenn die dritte Welle der Corona-Pandemie gebrochen sei und weitere auf Schnelltests beruhende Öffnungsschritte wie beim Einzelhandel gegangen würden, käme diese Grundsatzentscheidung zum Tragen. "Wir werden diese Erkenntnisse nun zeitnah in Gesprächen mit den Ländern in die Praxis bringen", sagte der Minister.

Spahns Ankündigung hat geteilte Reaktionen ausgelöst. "Natürlich müssen, wenn die wissenschaftlichen Daten die Unbedenklichkeit bestätigen, Geimpfte alle Rechte wieder in Anspruch nehmen können", sagte Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Sonntag.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unterstützt Spahns Vorschlag, "weil es sich gezeigt hat, dass Geimpfte sich nur noch selten anstecken und sie wahrscheinlich bei Ansteckung nicht mehr ansteckend für andere sind." Allerdings sollte das jeweils nur nach der zweiten Impfung gelten, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, schrieb auf Twitter: "Wenn feststeht, dass von einem Menschen weder für sich noch für andere eine Gefahr ausgeht, dann hat der Staat kein Recht, seine Freiheit einzuschränken." Wenn Spahn und Lauterbach das jetzt auch so sähen, dann sei das "doch eine schöne Osteroffenbarung".

Deutsche Stiftung Patientenschutz: Unklar, wie sich Geimpfte ausweisen sollen

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel kritisierte dagegen, was als "mehr Freiheiten für Geimpfte" verkauft werde, sei nichts anderes als eine Stigmatisierung derer, die noch nicht geimpft seien oder sich nicht impfen lassen wollen. Es dürfe keine Impfpflicht durch die Hintertür geben. Die AfD fordere, alle Grundrechtseinschränkungen unverzüglich für alle Bürger aufzuheben.

Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, bemängelte, Spahn sage nicht, bei welchem Inzidenzwert die dritte Welle vorbei sei. Unklar sei zudem, wie sich Geimpfte künftig ausweisen sollen. "Die österliche Botschaft des Bundesgesundheitsministers von mehr Freiheiten löst sich bei genauem Hinschauen schnell in Rauch auf", sagte Brysch der Deutschen Presse-Agentur. (mbo/pak/dpa)

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