• Die Polizei ermittelt gegen eine Mitarbeiterin des niedersächsischen Impfzentrums Friesland in Schortens.
  • Sie soll in sechs Fällen den Impfstoff durch Kochsalzlösung ersetzt haben.
  • Zuvor war ihr wohl eine Biontech-Ampulle auf den Boden gefallen.

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Eine Mitarbeiterin in dem niedersächsischen Impfzentrum Friesland hat in sechs Fällen Biontech-Impfstoff gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht. Die Frau gebe an, eine zu Boden gefallene Ampulle dadurch ersetzt zu haben, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die Beschuldigte habe inzwischen vollständig ausgesagt, sagte ein Polizeisprecher. "Sie wirkte sehr authentisch und sehr betroffen." Die Ermittler gehen derzeit von einem Einzelfall aus.

Keine Gefahr für mit Kochsalzlösung geimpfte Personen

Für die mit der Kochsalzlösung geimpften Personen bestehe keine Gesundheitsgefährdung. Es seien Ermittlungen gegen die Mitarbeiterin des DRK-Kreisverbandes Jeverland wegen eines möglichen Körperverletzungsdeliktes aufgenommen worden. Die Beschuldigte ist examinierte Krankenschwester im Alter von etwa 40 Jahren. Nach DRK-Angaben ist ihre Kündigung auf dem Weg.

Die Frau habe am Samstag einer Kollegin von dem drei Tage zurückliegenden Vorfall erzählt. Der Polizei sagte die Verdächtige, sie habe die Spritzen mit Kochsalzlösung aufgezogen, um über die heruntergefallene Ampulle nicht zu informieren. Der Landkreis sucht jetzt die möglicherweise Betroffenen, die am Mittwoch (21.4.) bis mittags geimpft wurden. Die Polizei ermittelt in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Oldenburg wegen eines möglichen Körperverletzungsdelikts.

Niedersachsens Gesundheitsministerin entsetzt

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens zeigte sich entsetzt: "Ich bin fassungslos und erschüttert über die Handlungen dieser Frau. Es handelt sich um ein schweres Vergehen", sagte die SPD-Politikerin am Sonntag in Hannover. Jetzt liege es bei Polizei und Staatsanwaltschaft "diese abscheuliche Tat" gemeinsam mit den verantwortlichen Akteuren des Landkreises Friesland aufzuklären, sagte Behrens. Unterstützung gebe es dabei von den Experten des Landesgesundheitsamtes und des Sozialministeriums. "Im Mittelpunkt stehen die betroffenen Menschen, die in der Dienstzeit der Verdächtigen geimpft worden sind", sagte die Ministerin.

Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD) sagte, der Fall sei für ihn zutiefst schockierend. Nach dem Bekanntwerden am Samstag sei sofort das Vier-Augen-Prinzip eingeführt worden. "Niemand wird mehr mit einem Impfstoff allein gelassen, dass solche Vertuschungen nicht mehr möglich sind." Ein Antigentest am 5. Mai soll nun klären, wer von den etwa 200 Personen, die am Mittwoch vormittags bis 13:00 Uhr geimpft wurden, kein Vakzin erhalten hat. Sie sollen am 12. Mai geimpft werden.

Wenn die Frau ihr Missgeschick sofort gemeldet hätte, wäre dies kein Problem gewesen, betonte der Leiter des Impfzentrums Friesland, Uwe Nitsche. Es hätten keine Impfberechtigten nach Hause geschickt werden müssen, weil es immer kurzfristige Stornierungen gebe. (dpa/kad/mgb)

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