- Mit verschiedenen Vorwürfen hat eine Whistleblowerin die Studie zum Biontech/Pfizer-Impfstoff in ein schlechtes Licht gerückt.
- Bei den entscheidenden Tests sollen unter anderem Proben falsch etikettiert und Impfstoff nicht korrekt gelagert worden sein.
- Experten geben aber Entwarnung hinsichtlich der Wirksamkeit des Impfstoffs.
Trotz Vorwürfen von Schlamperei bei der entscheidenden Studie zum Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer sehen Experten die Wirksamkeit des Mittels nicht infrage gestellt. Die Angaben im Fachmagazin "The BMJ" über Unregelmäßigkeiten und Fehler reiche nicht aus, "um an der Qualität der klinischen Studie von Biontech/Pfizer zu zweifeln", sagte Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Universität Tübingen.
Hintergrund sind Informationen einer Whistleblowerin (Hinweisgeberin) gegenüber "The BMJ": Brook Jackson hatte demnach im Herbst 2020 für das Subunternehmen Ventavia gearbeitet, das im Auftrag von Pfizer einen Teil der Studie zum mittlerweile weltweit eingesetzten Corona-Impfstoff durchführte.
Experte: Impfdaten "in zahlreichen Studien bestätigt"
"Das, was die Whistleblowerin aufgedeckt hat, ist ohne Frage unschön", sagt Experte Kremsner. Es reiche aber nicht, um die Impfdaten deswegen jetzt generell infrage zu stellen. "Das ist mir einfach zu wenig. Die Impfdaten wurden schon in zahlreichen Studien bestätigt."
Falls aber Fehler gemacht worden seien, könne der große Erfolgs- und Zeitdruck in der Pandemie eine Rolle gespielt haben. "Die Gefahr, dass ein Subunternehmen dann womöglich nicht den Qualitätsstandards des großen klinischen Sponsors entspricht, kann in solch einem Fall steigen."
Ähnlich äußert sich auch Oliver Cornely, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln. "Die im 'The BMJ'-Artikel geschilderten Fehler schränken die Aussagekraft der Zulassungsstudie des Impfstoffs nicht ein", erklärt er.
Bei der klinischen Testung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer spielte Ventavia zudem nur eine kleine Rolle. Das texanische Unternehmen hätte laut Cornely nur 2,3 Prozent der 44.000 Teilnehmer der Studie betreut.
Und nicht zuletzt zeige sich in den Krankenhäusern jeden Tag, wie gut die Impfstoffe funktionierten: "Wir nehmen kaum geimpfte Personen wegen COVID-19 stationär auf, erkennen also die Wirksamkeit jeden Tag", so Cornely weiter. Es brauche trotz allem aber dringend eine behördliche Inspektion aller Zentren des Subunternehmens.
Whistleblowerin weckt Zweifel an Daten von Impfstoff-Studie
Die Whistleblowerin Brooke Jackson war zwei Wochen lang an den klinischen Studien des Unternehmens zu dem Corona-Impfstoff beteiligt gewesen, bevor sie entlassen wurde. Sie wirft ihrem ehemaligen Arbeitgeber vor, falsche Impfdaten generiert zu haben, weil unter anderem Laborproben falsch etikettiert, der Impfstoff falsch gelagert und Berichten über Nebenwirkungen nur schleppend nachgegangen worden sei.
Zudem soll Ventavia das sogenannte Doppelblind-Verfahren nicht eingehalten haben. Bei diesem Verfahren wird sichergestellt, dass weder der Patient noch das medizinische Personal wissen, ob ein wirksames Medikament oder ein Placebo verabreicht wird. Dies soll eine möglichst objektive Bewertung der Studienergebnisse ermöglichen.
Dem "BMJ" sagte sie, sie habe die US-Arzneimittelbehörde FDA über die Verstöße informiert. Die Behörde erklärte jedoch, sie habe "volles Vertrauen" in die Daten, die zur Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer geführt hätten.
Biontech gab als Reaktion auf Jacksons Vorwürfe an, dass man die angeblichen Unregelmäßigkeiten bei der Studie prüfen werde. "Die sorgfältige Umsetzung und Datenerhebung in klinischen Studien hat für Biontech höchste Priorität", sagte am Donnerstag eine Sprecherin des Mainzer Unternehmens der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Wir nehmen Aussagen wie die im Artikel gemachten ernst und prüfen sie umgehend nach der Kenntnisnahme." (dpa/thp)
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