Rettet uns ein Spiel vor dem Coronavirus? Wenn es nach Wissenschaftlern der Universität von Washington geht, dann ja. Im Puzzle-Game "Foldit" sollen Spieler ein antivirales Protein gegen den Corona-Erreger designen. Die vielversprechendsten Lösungen werden dann von Forschern in der Realität umgesetzt. Es gibt aber auch noch andere Wege, mit seinem Rechner in der Coronakrise zu helfen.

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Die Lage ist ernst: Weltweit kämpfen Ärzte und Krankenhauspersonal an allen Fronten gegen das Coronavirus. Die Gesundheitssysteme zahlreicher Länder erreichen die Grenzen der Belastung. Gleichzeitig suchen Forscher fieberhaft nach einem Impfstoff gegen den Erreger. Forscher der Universität von Washington gehen hier nun einen neuen Weg: Computerspieler sollen bei der Entwicklung passender Medikamente helfen – durch das Puzzle-Game "Foldit".

Die Forscher konzentrieren in "Foldit" die Aufmerksamkeit der Spieler auf den Mechanismus, mit welchem das Coronavirus mit dem menschlichen Organismus interagiert: dem sogenannten Spike-Protein. Dieses Eiweiß erlaubt es dem Virus, menschliche Zellen zu erkennen und zu infizieren. Ziel des Spiels ist es nun, ein anderes Eiweiß zu finden, welches das Spike-Protein blockiert und so das Virus unschädlich macht.

Proteine als großes 3-D-Puzzle: Lösung soll zu neuen Medikamenten führen

Medizinisches Wissen wird dazu nicht benötigt, dafür logisches Denkvermögen: Denn im Kern handelt es sich bei "Foldit" um ein hochkomplexes 3-D-Puzzle. Der Spieler kann das selbst entwickelte Eiweiß manipulieren, beispielsweise drehen und falten (der Name des Spiels leitet sich aus "Fold it", dt. "Falte es" ab). So versucht er eine passende Lösung zu finden, mit dem eigenen Protein ein Andocken des Virus an den menschlichen Körper zu unterbinden.

Der Lösungsansatz wird dann an die Forscher der Universität von Washington übermittelt und von diesen bewertet. Kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der Ansatz erfolgversprechend ist, wird das Eiweiß dort nachgebaut und auf seine Wirksamkeit getestet. Allerdings weisen die Forscher darauf hin, dass es sich bei "Foldit" lediglich um den ersten Schritt der Medikamentenentwicklung handelt und selbst im Erfolgsfall viele weitere medizinische Studien durchgeführt werden müssen.

Weitere Informationen zum Projekt (englisch) und den Download von "Foldit" finden Sie unter https://fold.it

Keine Lust auf puzzeln? Auch so kann Ihr Rechner in der Corona-Krise helfen

Wer sich weniger für Puzzles begeistern kann, aber trotzdem etwas zur Lösung der Coronakrise beitragen will, kann dies mit dem Projekt "Folding at home" tun. Dabei stellen Nutzer den Forschern der Universität Stanford lediglich die Rechenleistung des heimischen PCs zur Verfügung – auch wenn es nicht explizit nur um den Coronavirus geht. Die Wissenschaftler untersuchen allgemein, wie Viren den menschlichen Organismus befallen. Das Ziel ist aber auch hier, neue Proteine zu finden, welche eine Infektion abblocken können.

Dazu werden kleine Datenpakete an die einzelnen Nutzer geschickt. Der heimische Rechner führt in der Zeit, in welcher er nicht genutzt wird, die entsprechenden Berechnungen durch und sendet die Ergebnisse zurück an die Forscher. Dadurch, dass viele Menschen an dem Projekt teilnehmen, ergibt sich eine riesige Rechenleistung, die selbst den modernsten Supercomputer in den Schatten stellt.

Weitere Informationen zum Projekt (englisch) und den Download von "Folding at Home" finden Sie unter https://foldingathome.org

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