Für Weihnachten hatte Kanzlerin Merkel vor möglichen 19.200 Neuinfektionen am Tag gewarnt - dieser Wert ist jetzt schon fast erreicht. Zunehmend sind wieder ältere Menschen betroffen. Doch es gibt auch einen Wert, der Hoffnung macht.
Zum dritten Mal in Folge ist bei den erfassten Corona-Neuinfektionen in Deutschland ein Höchstwert erreicht worden. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag 18.681 Fälle binnen eines Tages. Am Donnerstag hatte der Wert bei 16.774 gelegen, am Mittwoch bei 14.964. Noch Ende September hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gewarnt, dass es zu Weihnachten 19.200 Neuinfektionen am Tag geben könnte - nun könnte die Schwelle von 20.000 schon am Wochenende erreicht werden.
Wirkung der neuen Maßnahmen erst in einigen Wochen sichtbar
Bis sich die Wirkung des ab Montag greifenden Teil-Lockdowns bei den Infektionszahlen zeigt, dauert es wegen der Spannen von der Ansteckung zu Symptomen, Test und Erfassung nach RKI-Angaben zwei bis drei Wochen. Allerdings gibt es schon jetzt Anzeichen dafür, dass sich das Infektionsgeschehen wieder vermindern könnte: "Die berichteten R-Werte lagen seit Anfang Oktober stabil deutlich über 1. Seit Anfang dieser Woche ist ein leichter Abwärtstrend zu verzeichnen", heißt es im aktuellen Lagebericht des RKI vom Freitagabend. Die Reproduktionszahl - kurz R-Wert genannt - gibt an, wie viele andere Menschen ein Infizierter ansteckt. Bei einem Wert von 1,3 zum Beispiel stecken 10 Infizierte im Mittel 13 weitere Menschen an.
Bundesweite Inzidenz über 100
Die Zahl erfasster Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner lag in den vergangenen sieben Tagen erstmals bundesweit über 100. Die 7-Tage-Inzidenz liege Stand 00.00 Uhr bei 104,9, teilte das RKI am Freitagmorgen mit. Tags zuvor hatte sie bei bundesweit 99,0 gelegen, vor vier Wochen (2.10.) noch bei 15,3. Besonders viele Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen erfassen den Daten vom Freitag zufolge derzeit Bremen (160,3), Berlin (146,1), Hessen (145,8) und Nordrhein-Westfalen (140,0). Werte über dem bundesweiten Mittel haben zudem auch Bayern (114,1) und das Saarland (116,5).
Eine hohe 7-Tage-Inzidenz zeigt an, dass sich viele Menschen mit dem Virus infiziert haben. 50 Neuinfektionen in einer Region in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner galten in den vergangenen Wochen als wichtiger Grenzwert, ab dem in dem Gebiet oft gezielt Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Welle eingeführt wurden.
Immer mehr Ältere betroffen
Seit Anfang September nehme der Anteil älterer Personen unter den Covid-19-Fällen wieder zu, heißt es im Lagebericht des RKI vom Freitagabend. Die 7-Tage-Inzidenz bei Menschen ab 60 Jahren beträgt demnach aktuell 67,8. Es würden wieder vermehrt Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen gemeldet. Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fälle habe sich in den vergangenen zwei Wochen von 730 Patienten (17.10) auf 1839 Patienten (30.10.) mehr als verdoppelt.
Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 499.694 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 30.10., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Donnerstag um 77 auf insgesamt 10.349. Das RKI schätzt, dass rund 345.700 Menschen inzwischen genesen sind.
R-Wert macht etwas Hoffnung
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Freitag bei 1,06 (Vortag: 0,97). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser wert am Freitag bei 1,21. Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen. (mss/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.