Deutschlandweit läuft der Schulunterricht fast wie in Normalzeiten – trotz stark gestiegener Infektionszahlen. Konkrete Entscheidungen zum Schulbetrieb haben Bund und Länder am Montag auf kommende Woche vertagt. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, fordert die Politik zum Handeln auf.
Bundeskanzlerin
"Die für die Gesamtgesellschaft geltenden Regeln im Lockdown-Monat November und die an Schulen geltenden Regeln könnten unterschiedlicher nicht sein", sagte Meidinger auf Anfrage unserer Redaktion. Der ehemalige Schulleiter des Deggendorfer Robert-Koch-Gymnasiums ruft die Politik zum Handeln auf und warnt: "Mit jeder Verschiebung von notwendigen Verschärfungen von Gesundheitsschutzmaßnahmen an Schulen wächst die Gefahr vollständiger Schulschließungen und explodierender Quarantänezahlen."
Um die Ausbreitung der Pandemie an Schulen zu bremsen, fordert Meidinger schärfe Maßnahmen. "Aufgrund der aktuellen Zahlen ist in allen Bundesländern eine Maskenpflicht für Schüler einschließlich der Unterrichtsräume umzusetzen." Ihm zufolge braucht es einen Fahrplan, ab welchen Infektionszahlen die Hygienemaßnahmen an Schulen verschärft werden müssen. "In vielen Regionen wird es überdies notwendig sein, wieder Klassen zu teilen und in den Hybridbetrieb zu gehen", erklärt Meidinger.
Meidinger: Schulen werden wegen Wirtschaft nicht geschlossen
Dass die Schulen offen bleiben, weil es während der ersten Welle im Frühjahr schlechte Erfahrungen mit dem Homeschooling gegeben habe, hält Meidinger für vorgeschoben.
"Ich vermute, dass es den Landesregierungen weniger um die Bildung geht, sonst hätten sie schon lange ein Gesamtkonzept vorgelegt, wie die entstandenen Lerndefizite behoben werden können, sondern um die Forderung aus der Wirtschaft, die Betreuung und Verwahrung der Kinder sicherzustellen, damit die Eltern als Arbeitskräfte nicht ausfallen."
Allerdings will auch der Deutsche Lehrerverband generelle Schulschließungen wenn möglich vermeiden. "Aber dafür muss die Politik für den Gesundheitsschutz an Schulen mehr tun als derzeit", sagt Meidinger.
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