Nach und nach werden bundesweit die Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus zurückgeschraubt. Der Virologe Alexander Kekulé warnt allerdings vor zu weitreichenden Lockerungen. Er sieht eine zweite Infektionswelle auf Deutschland zurollen.
Der Virologe Alexander Kekulé hat vor zu weitreichenden bundesweiten Lockerungen der Corona-Maßnahmen gewarnt. Die Politik dürfe die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen erst zurückschrauben, wenn sie alternative Schutzmaßnahmen installiert habe, erklärte der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Halle/Saale in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung "Die Zeit".
Als "ein zusätzliches Wagnis" bezeichnete Kekulé die parallel und bundesweit nahezu gleichzeitig laufende Öffnung von Restaurants, Geschäften und Schulen.
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Kekulé rechnet mit neuer Welle im Herbst
Kekulé geht davon aus, dass das Coronavirus "noch über Monate oder Jahre auf dem Erdball zirkulieren" werde. Zugleich rechnet er damit, dass SARS-CoV-2 – wie andere, bereits länger bekannte Coronaviren – im Herbst und Winter wieder aktiver werde. Deutschland könnte dann ein "viraler Orkan" bevorstehen.
Das wäre umso fataler, da es Kekulé zufolge bis dahin weder eine Herdenimmunität, noch einen Impfstoff und "wahrscheinlich auch keine lebensrettende Therapie" geben werde.
Das gegenwärtige Konzept von "Beschleunigen und Bremsen" könne nicht über einen sehr langen Zeitraum verfolgt werden, so der Mediziner. Im Hinblick auf die unmittelbaren Gesundheitsfolgen von COVID-19 sei es sogar "hochriskant", weil es aufgrund eines derzeit fehlenden Schutzkonzeptes vermehrt zu Neuinfektionen und Todesfälle führe.
Deshalb lehnt Kekulé aktuell die Öffnung von Kitas und Grundschulen ab. Auch der Berliner Virologe Christan Drosten hatte mit Blick auf unzureichende Datenlage zuletzt vor einer Wiedereröffnung von Kitas und Schulen gewarnt. (mf)
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