Schläge, Schlafentzug, simulierte Hinrichtungen. Es gibt viele Arten zu foltern. Und nur wenige, um diese grausame Praxis zu verhindern. Die Menschrechtsorganisation Amnesty International (AI) bemüht sich seit 1961 um Aufklärung und Opferhilfe. Wie wichtig dieses Engagement ist, zeigt sich an den bisherigen Erfolgsgeschichten.
Blutergüsse am ganzen Körper, das rechte Ohr zum Teil abgeschnitten, die Hände durchbohrt – Ende Januar schockierte der Anblick des schwer verletzten Maidan-Aktivisten Dmitri Bulatov die Welt. Er war von Unbekannten verschleppt und zehn Tage lang misshandelt worden. Trotzdem wollte die Kiewer Polizei den 35-Jährigen am 2. Februar wegen angeblicher Organisation von Massenunruhen nach nur drei Tagen Krankenhausaufenthalt verhaften. Erst auf wiederholten internationalen Druck wurde das Verfahren gegen Bulatov noch am selben Tag eingestellt und eine kostenlose medizinische Behandlung in Litauen gestattet.
Insgesamt acht sowohl erschütternde als auch hoffnungsvolle Berichte dieser Art führt AI alleine für die Monate Januar bis März dieses Jahres auf. Acht Fälle, die auch dank des Einsatzes von AI glimpflich ausgegangen sind.
Zum Tode verurteilt
Da ist etwa die Geschichte des 25-jährigen Yong Vui Kong aus Malaysia, der 2007 in Singapur für die Einfuhr von 47 Gramm Heroin zum Tode verurteilt worden war. AI konnte im November 2013 dazu beitragen, dass die geplante Hinrichtung in eine lebenslängliche Gefängnisstrafe und 15 Stockhiebe umgewandelt wurde. Im Fall von Jehad Nabeel al-Samee und Abdullah Yousif al-Bahrani halfen Appelle an die Verantwortlichen. Die beiden zehn- und dreizehnjährigen Jungen waren am 16. Dezember 2013 in Bahrain in der Nähe der Hauptstadt Manama festgenommen worden. Angeblich hatten sie Steine auf eine Polizeistreife geworfen. Nach insgesamt zehn Tagen Haft kamen die Kinder frei. Bis zu einem endgültigen Urteil Mitte April bleiben sie allerdings in der Obhut von Sozialarbeiterinnen.
Am 10. Januar bat AI in einer dringenden Angelegenheit um Hilfe von Unterstützern. Zuvor war Aisha Ibrahim al-Zaabi an einem Kontrollpunkt an der Grenze der Vereinigten Arabischen Emirate zu Oman festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Sie wollte von Oman aus weiter zu ihrem Mann nach Großbritannien reisen. Doch der Menschenrechtler und ehemalige Staatsanwalt Mohamed Saqer al-Zaabi gilt seit einem Gerichtsurteil im Juli 2013 in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Staatsfeind. Aisha al-Zaabi erhielt deshalb ein Ausreiseverbot. Sie ist die erste Angehörige eines politischen Aktivisten, die eingesperrt wurde. Fünf Tage nach ihrem Verschwinden und Hunderten von Emails später kam die 38-Jährige wieder frei.
Solidarität forderte AI im Januar auch für Liu Xia, die Frau des Nobelpreisträgers Liu Xiaobo, nachdem sie einen Herzinfarkt erlitten und nur eine Notfallbehandlung erhalten hatte. Seit Oktober 2010 steht die Frau des politischen Gefangenen Xiaobo unter strengem Hausarrest. Mittlerweile wird die Herzkranke dank internationaler Kritik medizinisch besser versorgt. Doch weil das nicht genug ist, fordert AI seine Unterstützer weiterhin auf: "Bitte schreiben Sie an den chinesischen Präsidenten. Bitten Sie darum, dass alle Einschränkungen Liu Xias Bewegungs- und Meinungsfreiheit unverzüglich aufgehoben werden."
Inhaftierung ist "eine Farce"
Gäbe es nicht die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit von AI, wer weiß, ob der 72-jährige Brite Masud Ahmad heute schon wieder zuhause in Großbritannien wäre. Im November 2012 las Ahmad, der der Religionsgemeinschaft der Ahmadi angehört, öffentlich aus dem Koran vor. Ahmad, der in Pakistan nicht als Muslim anerkannt wird, kam daraufhin für fast anderthalb Jahre ins Gefängnis. Noch länger, nämlich zwei Jahre saß der Tunesier Jabeur Mejris hinter Gittern. Sein Vergehen? Die Veröffentlichung islamkritischer Artikel und Comics. Seine Inhaftierung nannte AI "eine Farce".
Den jüngsten Erfolg, den AI vorweisen kann, ist das Verfahren gegen den kongolesischen Rebellenführer Germain Katanga vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Unter anderem dank der akribischen Recherchearbeit von AI, wurde Katanga Anfang März aufgrund schwerer Kriegsverbrechen schuldig gesprochen. Katanga ist demnach für einen Anschlag auf ein Dorf im Osten der Demokratischen Republik Kongo verantwortlich, bei dem 2003 zahlreiche Bewohner massakriert wurden.
Am Montag veröffentlichte AI einen Bericht über weltweite Folter. Zeitgleich startete die dritte globale Anti-Folter-Kampagne. Denn, das zeigen die Statistiken aus den vergangenen Jahren, gefoltert wird trotz internationalem Verbot noch immer.
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