Wurden in einem bayerischen Gefängnis Häftlinge geschlagen, nackt und ohne ausreichend Getränke eingesperrt? Ein Skandal steht im Raum.

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Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt laut einem Medienbericht wegen möglicher Gefangenen-Misshandlung in einem der größten Gefängnisse Bayerns. Es habe wegen eines möglichen Verdachts auf Körperverletzung im Amt einen Polizeieinsatz in der Justizvollzug-Anstalt Augsburg-Gablingen gegeben, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Andreas Dobler, der "Augsburger Allgemeinen". Demnach besteht der Verdacht, dass Gefangene geschlagen und in sogenannten besonders gesicherten Hafträumen teils nackt, ohne Decke und ohne Matratze eingesperrt worden seien.

Wie die Zeitung weiter berichtete, läuft gegen die stellvertretende Leiterin der Justizvollzugsanstalt ein Ermittlungsverfahren. Demnach gibt es gegen die Beamtin Vorwürfe, dass Häftlinge möglicherweise auf ihre Anordnung hin misshandelt worden seien.

Schikane und Misshandlungen in JVA Gablingen?

"Es besteht der Anfangsverdacht, dass einzelne Gefangene möglicherweise unbekleidet in einem besonders gesicherten Haftraum ohne gefährdende Gegenstände untergebracht worden sein sollen, ohne dass die besonderen Voraussetzungen für diese Maßnahme vorlagen", sagte Sprecher Dobler der Zeitung.

Zudem gehe die Staatsanwaltschaft Vorwürfen nach, wonach es zu tätlichen Übergriffen einzelner Beschäftigter auf einzelne Gefangene gekommen sein soll. Bis zu einem rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gelte die Unschuldsvermutung.

Anwältin erhebt schwere Vorwürfe

Die Anwältin zweier mutmaßlicher Betroffener sagte der Zeitung, ihre Mandanten hätten während der Einzelhaft im besonders gesicherten Haftraum zu wenig zu trinken und kein warmes Essen, sondern lediglich Brot mit Wurst bekommen. Zudem sei es in dem Raum mit "gefühlt 40 Grad" viel zu heiß gewesen, Tag und Nacht habe das Licht gebrannt.

Dem Bericht zufolge waren die Vorwürfe der Grund für einen größeren Einsatz der Polizei in dem Gefängnis am Donnerstag. Die Justizvollzugsanstalt Gablingen wurde im Oktober 2015 eröffnet und gilt als eine der modernsten Bayerns. Laut bayerischem Justizministerium bietet sie Platz für mehr als 600 Häftlinge. Rund 260 Menschen (Stand 2022) arbeiten dort. Es gibt unter anderem einen anstaltseigenen Friseur, eine Kfz-Werkstatt, Wäscherei und Küche. Dort können die Häftlinge auch arbeiten. Auch bekannte Häftlinge haben schon in Gablingen eingesessen, darunter der Attentäter des antisemitischen Attentats von Halle, Ex-Audi-Chef Rupert Stadler und der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun. (mcf)

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