Seit mehr als 25 Jahren rätselt die Kunstwelt, wer Banksy ist. Das Geheimnis lüften konnte bisher niemand. Klar ist nur, dass der Streetart-Künstler aus Großbritannien stammt. Seine letzte Aktion macht ihn nur noch geheimnisvoller.

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Bei dieser Versteigerung entgleisten die Gesichter: Kaum war das letzte Gebot für Banksys Werk "Girl with a Balloon" bei Sotheby's eingegangen, zerstörte sich das Bild selbst.

Ein im Rahmen versteckter Schredder zerschnitt das Motiv zur Hälfte. Eigentlich wollte Banksy sein Werk ganz vernichten, wie aus einem Video auf seiner Website hervorgeht.

Zwar verlief eine Versteigerung mehrerer Banksy-Werke in Paris zwei Wochen später ohne besondere Vorkommnisse, die Aktion in London hat jedoch die Spekulationen rund um Banksys Identität aufs Neue entfacht.

Wer verbirgt sich hinter dem Künstlernamen? Seit mehr als 25 Jahren ist diese Frage unbeantwortet. Sicher ist nur, dass es sich um einen Briten handelt.

Es ranken sich die wildesten Theorien um Banksy: Steckt der Sänger einer Band dahinter? Oder eine Frau, die ein ganzes Kollektiv leitet?

In den 1990er Jahren kam Banksy nach London

Bekannt ist: Banksy kam Ende der 90er Jahre nach London. Berühmt wurde er durch seine gesellschaftskritischen und meist kontroversen Motive.

Seine Kunst kritisiert wieder und wieder Krieg, Faschismus und übermäßiges Konsumverhalten.

Eines der wenigen Graffiti, das in London noch zu sehen ist, heißt "Shop till you Drop" (Einkaufen bis zum Umfallen). Es zeigt eine fallende Frau mit Einkaufswagen an einer Hauswand in der Nähe des Hyde Park.

Viele glauben, dass Banksy ein etwa 40 Jahre alter Mann ist, der aus Bristol stammt. Seit vergangenem Jahr meinen manche, den Namen des Künstlers zu kennen: Rob.

Der britische DJ Goldie hatte ihn in einem Podcast angeblich aus Versehen ausgeplaudert. "Ich halte ihn für einen genialen Künstler", sagte Goldie, der früher selbst Graffiti gesprayt hatte.

Zwei potenzielle Robs

Seitdem sind zwei Männer zurück ins Zentrum des Interesses gerückt: Robert Del Naja und Robin Gunningham.

Robert Del Naja stammt aus Bristol und ist Sänger der britischen Band Massive Attack. Der schottische Musikjournalist Craig Williams hatte 2016 in seinem Blog angebliche Beweise dafür zusammengetragen, dass Del Naja wohl Banksy sei: Demnach gibt es eine Verbindung zwischen den Tournee-Daten von Massive Attack und der Sichtung neuer Banksy-Bilder auf der ganzen Welt.

So seien etwa am 1. Mai 2010 sechs Kunstwerke von Banksy in San Francisco aufgetaucht, Massive Attack hatten dort nur ein paar Tage zuvor ein Konzert gegeben.

Auch in Toronto will Williams Hinweise gefunden haben: Dort spielte Robert Del Naja mit seiner Band am 7. und 9. Mai 2010 - am 9. wurden drei neue Banksy-Motive in der Stadt gesichtet. Williams Liste ist lang - fast möchte man ihm glauben. Del Naja aber bestreitet die Gerüchte und sagte vor zwei Jahren der "Daily Mail", dass er mit Banksy lediglich befreundet sei.

Selbst Forscher beschäftigen sich mit Banksys Identität

Der zweite "Verdächtige" Robin Gunningham ist Straßenkünstler und stammt ebenfalls aus Bristol. Schon 2008 behauptete die "Daily Mail": Gunningham ist Banksy.

Acht Jahre später wollen Wissenschaftler der Queen-Mary-Universität in London das in einer Studie belegt haben.

Durch Techniken aus der Kriminologie haben sie ähnlich wie Craig Williams ein Muster zwischen den Werken und Aufenthaltsorten von Banksy und Gunningham hergestellt.

"Ich wäre überrascht, wenn er es nicht ist", sagte Steve Le Comber, einer der Forscher, der BBC. Der Street-Art-Experte Carlo McCormick schätzt, dass Gunningham mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit Banksy sei - auch wenn dieser das über die Jahre immer wieder bestritten hat. Seine Bücher publiziert Banksy übrigens unter dem Namen "Robin Banksy".

Keine der beiden Theorien ließ sich bis heute bestätigen - also haben sich die Menschen über die Jahre weitere ausgedacht.

Die Theorien sind vielfältig

Im Jahr 2010 erschien Banksys Doku "Exit Through The Gift Shop", eine Parodie auf die Reproduzierbarkeit von Kunstwerken und das Degradieren von Kreativität zu Kommerz. Der Film war 2011 für einen Oscar nominiert.

Banksy begleitet darin den Franzosen Thierry Guetta, der in Los Angeles unter dem Namen "Mr. Brainwash" seine Kunst an Wände sprüht. Manche glauben, dass Guetta tatsächlich Banksy ist, wieder andere halten die Idee für lächerlich.

Eine weitere Theorie besagt, dass Banksy kein Mann, sondern eine Frau ist, die ein Kollektiv aus sieben Künstlern leitet. Das legt zumindest die Doku "Banksy Does New York" aus dem Jahr 2014 nahe.

Indizien dafür seien, dass sich Banksy in seiner Kunst mit sozialer Gerechtigkeit auseinandersetzt und häufig Kinder in seinen Motiven zu sehen sind.

Die Liste derer, die als Banksy-Kandidaten gehandelt werden, ist lang: Ist er in Wahrheit Richard Pfeiffer aus Brooklyn oder ein namenloser Graffiti-Künstler aus Melbourne?

Vielleicht bleibt die Frage, wer Banksy ist, auch für immer unbeantwortet. (ank/dpa)

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