Hat Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Limburger getäuscht? Am Mittwoch soll der Papst den Untersuchungsbericht über die "Prunkbau"-Affäre erhalten. Dann entscheidet sich auch die Zukunft von Tebartz-van Elst.

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Im Januar 2008 übernimmt Franz-Peter Tebartz-van Elst das Bischofsamt im hessischen Limburg an der Lahn. Die Idee für den Bau eines neuen Bischofsitzes stammt nicht von ihm, das Domkapitel hat dies schon ein Jahr vor seinem Antritt entschieden. Im Juni 2011 beginnen die Bauarbeiten.

Die Residenz auf dem Domberg, mit dem offiziellen Namen "Diözesanes Zentrum St. Nikolaus", soll nicht nur Wohn- und Amtssitz des Limburger Bioschofs werden, sondern gleichzeitig Konferenz- und Begegnungsstätte sein. Dafür sollen die "Alte Vikarie" und das Domküsterhaus restauriert und ein Neubaukomplex errichtet werden. Ursprünglich wird für das Projekt 5,5 Millionen Euro eingeplant. 2,5 Millionen Euro davon sollen aus einer eigens angelegten Rücklage von Kirchensteuermitteln finanziert werden. Den Rest soll der "Bischöfliche Stuhl" einbringen.

Wie der Skandal um den "Protz-Bischof" begann

Doch schnell werden Gerüchte um eine Kostenexplosion laut. Die Baustelle wird von der Öffentlichkeit abgeschirmt, Planung und Aufsicht liegen bei einem geheimen Gremium. Die Geheimniskrämerei regt Fantasien an und schnell geistern Vermutungen unter den Limburgern, was hinter der Bauplanen geschieht: Ein Schwimmbad, ein Weinkeller und ein beheizbares Dach baue der Bischof in seine "Luxusresidenz" ein, heißt es. Das erweist sich später als falsch.

Doch im Bistum hat sich Tebartz-van Elst schon zuvor unbeliebt gemacht. Zu Beginn seiner Amtszeit wird sein Führungsstil als zu "autoritär" und "klerikal" kritisiert. Er achtet auf die strenge Einhaltung liturgischer Vorschriften und entbindet einen Bezirksdekan aus seinem Amt, als dieser ein homosexuelles Paar segnet. Sein Vorgänger Franz Kamphaus, der 25 Jahre in Limburg Bischof war, galt dagegen als liberal.

Im Sommer 2012 schreibt "Der Spiegel" unter dem Titel "First Class in die Slums", dass sich Tebartz-van Elst einen Flug nach Indien in der ersten Klasse gegönnt habe, um dort soziale Projekte zu besuchen. Der Artikel thematisiert auch schon den Bau der Residenz. Der Bischof "prasst" und gönnt sich "Champagner" und "Kaviar", während seine Schäfchen in der Diözese infolge eines von ihm verordneteten Sparkurses "darben" müssen. Tebartz-van Elst geht mit Anwälten gegen den Bericht vor.

Besonders problematisch wird sein Image als Luxus-Liebhaber, als sich im Vatikan der neue Papst den Namen "Franziskus" gibt und einen "Weg der Armut" einschlagen will. Ein teurer Bischofssitz passt nicht zu der neuen Kirchenlinie. "In Rom wird abgerüstet, in Limburg aufgerüstet", heißt es in einem Artikel des FAZ-Journalisten Daniel Deckers, der den Skandal um den "Protz-Bischof" wesentlich befeuert.

Wollte der Bischof die Baukosten verschleiern?

Das Bistum schweigt lange zu den tatsächlichen Kosten des Bauprojekts. Es werde wohl etwas teurer, räumt der Bischof in Interviews ein und vertröstet die Öffentlichkeit auf den Abschluss der Arbeiten. Erst dann werde die endgültige Summe feststehen. Die Bauarbeiten hätten schwere Schäden an den alten Gebäuden sichtbar gemacht, die nun aufwändiger als gedacht saniert werden müssten. Die mittelalterliche Stadtmauer, an der die Häuser grenzen, und das marode Fachwerk würden besondere Baumaßnahmen erfordern. Allerdings bestreitet der hessische Denkmalschutz, bei dem Bau hohe Auflagen gemacht zu haben.

Erst bei der offiziellen Weihung im Juni 2013 werden die Baukosten auf 9,85 Millionen Euro korrigiert, beinahe das Doppelte der ursprünglich geplanten Summe. Doch die Gemeindemitglieder geben sich damit nicht zufrieden und fordern am 25. August in einem offenen Brief vollständige Aufklärung über die Kosten der Residenz. Vor allem die Sonder- und Änderungswünsche des Bischofs sorgen für Empörung. So soll eine Designer-Badewanne 15.000 Euro gekostet haben, ein Konferenztisch 25.000 Euro. Die Privatkapelle soll für 100.000 Euro umgebaut worden sein - wegen eines Adventskranzes.

Strafbefehl und Audienz beim Papst

Im Oktober beherrscht der Fall deutschlandweit die Schlagzeilen. Anfang des Monats gibt das Bistum bekannt, dass der Bau 31 Millionen Euro verschlungen hat - fast sechs Mal so viel wie zu Beginn veranschlagt. Dem Bischof wird Täuschung vorgeworfen. Architekt Michael Frielinghaus belastet ihn in der "Süddeutschen Zeitung" mit der Aussage, Tebartz-van Elst hätte von den tatsächlichen Baukosten Bescheid gewusst.

Zeitgleich beantragt die Staatsanwaltschaft Hamburg Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst, weil dieser im Rechtsstreit mit dem "Spiegel" um den Erste-Klasse-Flug nach Indien eine falsche eidesstaatliche Erklärung abgegeben haben soll.

Mitte Oktober reist der Limburger Bischof nach Rom und bittet Papst Franziskus um eine Audienz, die ihm auch gewährt wird. Kurz danach beurlaubt der Vatikan Tebartz-van Elst von seinen Pflichten in der Diözese, bis die Vorwürfe gegen ihn überprüft worden sind.

Die Folgen des Skandals

Auch wenn renommierte Architekten und Experten die Baukunst auf dem Domberg loben und das Werk für gelungen halten: Die Kirche hat durch die Affäre viel Vertrauen verloren. Im Bistum Limburg und bundesweit nimmt die Zahl der Kirchenaustritte im Oktober stark zu.

Welche beruflichen Folgen Tebartz-van Elst zu befürchten hat, ist noch offen. Bereits im Oktober hat die Deutsche Bischofskonferenz eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst in Auftrag gegeben. Der Abschlussbericht soll noch im Februar veröffentlicht werden. Dann entscheidet der Papst auch über die Zukunft von Tebartz-van Elst.

Details sickern aber schon jetzt durch: Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, habe sich der Limburger Bischof aus Stiftungsgeldern des St. Georg-Werkes bedient. Die Stiftung soll eigentlich arme Familien mit vielen Kindern unterstützen.

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