In Spanien ist ein zweijähriger Junge beim Spaziergang nach Angaben der Eltern vor ihren Augen in einem mehr als 100 Meter tiefen Bohrloch verschwunden. Die Suche nach dem Kind läuft auf Hochtouren.
Bei der Suche nach einem kleinen Jungen in einem engen und mehr als hundert Meter tiefen Bohrloch in Spanien haben die Einsatzkräfte Haare des Zweijährigen gefunden.
Haare stammen von Julen
"Man hat ein paar Haare gefunden, und DNA-Tests der Guardia Civil (Polizei) belegen, dass sie zu dem Kind gehören", sagte der Präfekt von Andalusien, Alfonso Rodríguez Gómez, dem Sender Cadena Ser am Mittwoch.
Die Behörden werten dies als ersten Beweis dafür, dass der Junge in dem Bohrloch sein muss. An dieser Version der Eltern hatte es Zweifel gegeben.
Ein Lebenszeichen von dem Jungen gibt es jedoch weiter nicht. Der Bürgermeister des benachbarten Ortes Totalán, Miguel Angel Escaño, sprach von einem Hoffnungsschimmer, der aber "jede Minute abnimmt".
Eltern hoffen auf ein Wunder
José Rosello, der Vater des verunglückten Julen, sagte, er und seine Frau würden zwar neue Hoffnung schöpfen, fühlten sich aber "wie tot". Sie hofften nun auf einen Schutzengel, der ihr Kind lebend zurückbringe.
Die Familie durchlebt gerade eine furchtbare Zeit - und das nicht zum ersten Mal.
2017 starb der erste Sohn der Rosellos, Oliver, während eines Strandspaziergangs an einem Herzinfarkt. Oliver war erst drei Jahre alt.
Im Falle Julens versuchen die Einsatzkräfte weiter, den Jungen zu finden und aus dem nur 25 Zentimeter breiten Schacht zu retten. Zuvor war bereits eine Tüte mit Süßigkeiten gefunden worden, die der Kleine bei sich getragen haben soll.
Der Einsatz ist kompliziert. Versuche, den Vermissten mit zwei in den Schacht herabgelassenen Kameras zu orten, schlugen bislang fehl.
Zugänge werden gebohrt
Die Retter versuchen, zu dem bestehenden Loch zwei Schächte zu bohren - einen parallel verlaufenden und einen schräg auf das Bohrloch zulaufenden, um den Jungen zu erreichen. Totalán liegt in einer Bergregion im Süden Spaniens.
Der Zweijährige war nach Angaben seiner Familie am Sonntag in das Loch gefallen, während seine Eltern in der Nähe picknickten.
Der 110 Meter tiefe Schacht mit einem Durchmesser von nur 25 Zentimetern war laut örtlichen Medien im Dezember bei einer Erkundungsbohrung entstanden. Demnach war das Loch nicht abgesichert, sondern nur mit ein paar Steinen abgedeckt worden.
Zweifel an Version der Eltern
Ein Geo-Radiologe hatte an der Schilderung des Geschehens durch die Eltern gezweifelt. Technisch, so der Experte, sei es unmöglich, dass Julen durch den Schlund mit einem kolportierten Durchmesser von nur 25 Zentimetern gleiten könne.
Dem widersprach Julens Vater. "Der Beweis ist für uns nicht wichtig. Wir haben gesehen, wie der Junge vor unseren Augen verschwunden ist."
Zudem habe Rosello, wie er in einem Radiointerview sagte, seinen Sohn weinen gehört und ihm in den Schacht zugerufen: "Papa ist da." (dpa/hau)
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