Ausnahmezustand in Frankfurt: Weil eine Weltkriegsbombe entschärft werden muss, mussten Tausende ihre Wohnungen verlassen. Die Europäische Zentralbank wurde evakuiert. Öffentliche Einrichtungen haben geschlossen. Vor allem einer der beiden Zünder stellt die Kampfmittelräumer vor eine Herausforderung.
Der Zoo hat zu, die Europäische Zentralbank muss komplett geräumt werden: Nach tagelanger Vorbereitung soll am heutigen Sonntag in Frankfurt ein 500 Kilogramm schwerer Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden.
Die Bombe US-amerikanischer Herkunft war bei Bauarbeiten entdeckt worden. Rund 16.500 Menschen mussten deshalb bis zum Morgen ihre Wohnungen verlassen. Im Sperrgebiet liegt unter anderem die Europäische Zentralbank. Abschnitte von Bundesstraßen und Bahntrassen müssen gesperrt werden.
Gefährlicher Zünder am "Kopf" der Bombe
Die eigentliche Entschärfungsaktion soll am Mittag beginnen, sie könnte mehrere Stunden dauern. Zuvor kontrollieren Mitarbeiter von Polizei und Frankfurter Ordnungsamt, ob wirklich alle Menschen die Sperrzone verlassen haben. Erst dann werden die Experten vom Kampfmittelräumdienst loslegen.
Problematisch könnte vor allem die Entschärfung eines der beiden Zünder am "Kopf" der Bombe werden, der sich noch unter der Erde befindet. Die Kampfmittelräumer müssen sich behutsam zu ihm vorarbeiten. Eine kontrollierte Sprengung vor Ort soll es nach Angaben des Kampfmittelräumdienstes keinesfalls geben.
Bahn- und Flugverkehr beeinträchtigt
Die Bombenentschärfung hat auch Auswirkungen auf den Nah- und Fernverkehr. Fernzüge umfahren das Gebiet auf anderen Strecken, dabei kann es nach Angaben einer Bahnsprecherin zu Verspätungen von bis zu 45 Minuten kommen. Mehrere S-Bahnen, Straßenbahnen und Busse werden entweder umgeleitet oder fahren nur bis zu bestimmten Haltestellen.
Auch der größte deutsche Flughafen ist von der Sperrung des Luftraumes während der Evakuierungsaktion betroffen - je nach Windrichtung sind Starts oder Landungen erschwert.
Zoo wird zum Notquartier
Der Frankfurter Zoo bleibt am Sonntag geschlossen. Im dortigen Gesellschaftshaus können aber jene Anwohner unterkommen, die kein anderes Ausweichquartier haben. Die betroffenen Menschen haben auch freien Eintritt in die Städtischen Museen und in den Palmengarten.
Die Aktion weckt Erinnerungen an die riesige Evakuierungsaktion im September 2017 in Frankfurt, als eine 1,8 Tonnen schwere Luftmine mitten in der Stadt gefunden und entschärft wurde. Damals mussten rund 65.000 Frankfurter aus ihren Wohnungen, auch ein Kinderkrankenhaus mit Frühgeborenenstation wurde geräumt.
Es war die größte Evakuierungsaktion seit dem Zweiten Weltkrieg. Mehrere Tausend Polizisten, Feuerwehrleute und Helfer waren im Einsatz. (dpa/mcf)
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