Wenn das mal kein frostiger Empfang ist: Bei einem Besuch im Saint-Pierre-Krankenhaus in Brüssel ist die belgische Premierministerin von Ärzten und Pflegern auf ganz besondere Art begrüßt worden. Das Krankenhauspersonal zeigte der Politikerin dabei sprichwörtlich die kalte Schulter – und protestiert damit gegen ein neues Corona-Gesetz.
Während sich die Autokolonne mit Premierministerin Sophie Wilmes dem Krankenhaus nähert, stehen zahlreiche Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern entlang der Zufahrt Spalier. Allerdings drehen sie der Politikerin und ihren Leuten dabei demonstrativ den Rücken zu, wie Videos in den sozialen Medien und dem belgischen Fernsehen zeigen.
Neues Corona-Gesetz ist "Schlag ins Gesicht"
Damit demonstriert das Krankenhauspersonal gegen ein neues Gesetz, das in Belgien gerade verabschiedet wurde. Es erlaubt auch ungeschulten Menschen, als Pflegekräfte zu arbeiten. Und sorgt beim Fachpersonal für großen Unmut.
Das Gesetz sei ein "Schlag ins Gesicht", heißt es dazu von Beteiligten laut "RTBF", dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk für die französische Gemeinschaft Belgiens. Das Gesetz käme zu einem Zeitpunkt, an dem das Gesundheitssystem am Zusammenbrechen sei und sich das Fachpersonal ohnehin längst ungehört, nicht gesehen und nicht wertgeschätzt fühle.
Außerdem protestierte das Personal gegen die schlechte Ausstattung in den Krankenhäuser: Sie haben zu wenig Fachkräfte und zu wenig Material. Ein Pfleger wurde in belgischen Medien zitiert, der von steigenden Burn-Out-Fällen berichtet.
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Coronakrise setzt belgisches Gesundheitssystem unter Druck
Durch die Coronakrise steht das Gesundheitssystem in Belgien unter enormem Druck. Das Land ist eines der in Europa am schwersten betroffenen Gebiete. Zwei Monaten bestand der Lockdown, am vergangenen Montag machten die Geschäfte unter strengen Hygieneauflagen wieder auf.
Einer Berechnung der John-Hopkins-Universität zählt Belgien über 78 Todesfälle pro 100.000 Einwohner (Stand 16. Mai) und leidet noch stärker an der Pandemie als Spanien und Italien, deren Rate bei unter 60 Todesfällen pro 100.000 Einwohner liegt. Insgesamt starben mehr als 9.000 Belgier an den Folgen der COVID-19-Erkrankung. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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