Knapp zwei Wochen nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris haben am Samstag in mehreren französischen Großstädten Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt demonstriert. Obwohl die Polizei in Paris eine Demonstration im Gedenken an den 2016 nach einer Verfolgung durch die Polizei gestorbenen jungen Schwarzen Adama Traoré untersagt hatte, versammelten sich am Nachmittag rund 1000 Demonstranten auf dem Place de la République. Darunter befanden sich auch Abgeordnete des Linksbündnisses im Parlament.

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"Man will unsere Toten verbergen, man will die Polizeigewalt und das Schweigen des französischen Staates angesichts unserer Toten verbergen", sagte die Schwester des Getöteten, Assa Traoré, auf der Demonstration, wie die Zeitung "Le Parisien" berichtete. "Heute kann Frankreich nicht sagen, dass es in einer demokratischen Verfassung ist. Das ist falsch, man hat uns verboten zu marschieren." Später rief Traoré die Teilnehmer auf, die Kundgebung friedlich zu beenden. Wie "Le Parisien" berichtete, kam es zu Festnahmen und Angriffen von Polizisten auf Journalisten, die diese filmten.

Demonstrationen in ganz Frankreich

In Straßburg setze sich am Morgen ein Protestzug mit mehreren Hundert Teilnehmern in Bewegung. Die Demonstranten trugen ein Banner mit der Aufschrift "In Trauer und in Wut". Bei einer Demonstration in Marseille mit Hunderten Teilnehmern wurde eines 19-Jährigen gedacht, der 2021 von der Polizei erschossen wurde, als er sich einer Kontrolle entziehen wollte. Kundgebungen gab es auch in Lille und Saint-Nazaire.

Seit dem Tod des 17-jährigen Nahel bei einer Verkehrskontrolle vor knapp zwei Wochen wurde Frankreich von schweren Krawallen und Protesten gegen Polizeigewalt erschüttert. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Gegen den Beamten, der den tödlichen Schuss auf den Jugendlichen abgab, wird wegen Totschlagsverdacht ermittelt. Inzwischen haben die Unruhen nachgelassen. Die Sorge ist aber, dass sie zum Nationalfeiertag am 14. Juli wieder aufflammen.  © dpa

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