Nach der Überschwemmung eines deutschen Ferienlagers in Südfrankreich hat die Polizei zwei Verantwortliche vorläufig festgenommen.

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Gegen den Vorsitzenden und den stellvertretenden Vorsitzenden der Jugendförderung St. Antonius aus Leverkusen werde unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung und Betreibens eines Campingplatzes ohne behördliche Genehmigung ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Nîmes der Nachrichtenagentur AFP am Freitag mit.

Ein deutscher Betreuer des Feriencamps wird noch vermisst, rund hundert Kinder und Jugendliche wurden psychologisch betreut.

Den beiden deutschen Verantwortlichen wird nach Angaben von Staatsanwalt Eric Maurel zur Last gelegt, "das Leben anderer in Gefahr gebracht zu haben". Der Betreuer des Ferienlagers wird vermisst, seit der Campingplatz in Saint-Julien-de-Peyrolas am Donnerstag nach heftigen Regenfällen überschwemmt wurde.

Sein Wohnwagen wurde vom Wasser mitgerissen und später zerstört aufgefunden. Zahlreiche deutsche Kinder und Jugendliche wurden in einer dramatischen Aktion von Einsatzkräften gerettet.

Fluss trat über die Ufer

Die Gemeinde wirft den deutschen Betreibern vor, ihren Zeltplatz zu nah an einen Seitenarm des Flusses Ardèche gebaut zu haben, der sich nach den Regenfällen in einen reißenden Strom verwandelte. Die Behörden erklärten, sie hätten die Deutschen 48 Stunden vor dem Drama vor einer möglichen Überschwemmung ihres Campingplatzes gewarnt, der demnach nur knapp über dem Wasserspiegel liegt.

Der Bürgermeister schaltete wegen der angekündigten Unwetter nach Angaben der Staatsanwaltschaft sogar das zuständige Verwaltungsgericht ein. Dennoch befanden sich noch zahlreiche Kinder und Jugendliche auf dem Zeltplatz, als der Fluss über die Ufer trat. Die Gemeinde Saint-Julien-de-Peyrolas liegt bereits seit dem vergangenen Jahr im Rechtsstreit mit der Jugendförderung St. Antonius, der das Gelände am Fluss gehört.

Auf dem Campingplatz spielten sich nach Angaben der Feuerwehr dramatische Szenen ab. Verängstigte Menschen klammerten sich an Bäume, um von den Fluten nicht weggerissen zu werden. "Es waren Erwachsene und vor allem Kinder", sagte Leutnant José Roselli. Mehr als 200 Einsatzkräfte brachten die Teilnehmer des Ferienlagers mit Hilfe von Hubschraubern und Tauchern in Sicherheit. Rund 80 Menschen befanden sich laut der Feuerwehr in ernsthafter Gefahr.

Nach Angaben der französischen Behörden wurden insgesamt 184 Menschen gerettet, die sich in dem deutschen Zeltlager und auf zwei angrenzenden Campingplätzen aufhielten - darunter 136 Kinder und Jugendliche und 48 Erwachsene. Zu der Leverkusener Gruppe gehören nach Informationen der "Rheinischen Post" rund hundert deutsche Minderjährige und 30 bis 40 Betreuer.

Große Sorge um den Vermissten

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden neun deutsche Kinder und Jugendliche leicht verletzt, zum Teil wurden sie mit Unterkühlung im Krankenhaus behandelt. Die Teilnehmer des Ferienlagers seien "traumatisiert", sagte Staatsanwalt Morel. Sie wurden demnach von Psychologen betreut. Der deutsche Zeltplatz wurde völlig verwüstet: Zelte wurden zerstört, das Gepäck der Ferienlager-Teilnehmer weggeschwemmt, überall war Schlamm.

Staatsanwalt Morel sagte, die Ermittler seien in "sehr großer Sorge" um den Vermissten. "Sollte er tot aufgefunden werden, würde die Ermittlung auf fahrlässige Tötung ausgeweitet", betonte er.

Polizei und Feuerwehr suchten unterdessen weiter nach dem Vermissten. Sein Alter wurde von der französischen Feuerwehr zuletzt mit 75 Jahren angegeben. Die "Rheinische Post" berichtete dagegen unter Berufung auf die Veranstalter, der Mann sei 66 Jahre alt und stamme aus Köln. Die deutschen Kinder und Jugendlichen sollten voraussichtlich am Freitagabend mit Bussen zurück nach Leverkusen gebracht werden, wie der Ferienlager-Betreiber auf Facebook mitteilte.

Die Deutschen verbrachten die Nacht zum Freitag in einer Mehrzweckhalle in Saint-Julien-de-Peyrolas, die der Bürgermeister bereitstellte. "Es geht allen gut und sie sind bestens versorgt", erklärte der Betreiber. Sie hätten vom französischen Roten Kreuz Feldbetten und Decken bekommen. "Es wurden Anziehsachen gespendet und alle wurden mit Essen versorgt", hieß es.  © AFP

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