Die Deutschen werden immer glücklicher. Das zeigen die Zahlen des neuen "Glücksatlas". Nur auf das Vor-Corona-Niveau kommen die Werte noch nicht.

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Die Menschen in Deutschland sind auch nach dem Ende der Corona-Pandemie noch nicht so zufrieden wie im Jahr 2019. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten neuen "Glücksatlas" hervor, den die Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt hat. Auf einer Skala zwischen null und zehn bewerteten die Befragten ihre Zufriedenheit im Schnitt mit 6,92 Punkten – das sind 0,22 Punkte weniger als noch 2019 (7,14).

Zahl der "äußert Unglücklichen" bleibt gleich

Im Vergleich zu den Ergebnissen des vorigen Glücksatlas (Befragung zwischen Januar und Oktober 2022) aber ist die Zufriedenheit um 0,06 Punkte gestiegen, wenn auch nur leicht. "Der bescheidene Glückszuwachs verdeutlicht, dass bestimmte Beeinträchtigungen durch die Pandemie noch immer nachwirken, obwohl fast alle Einschränkungen weggefallen sind", erläutert Bettina Rothärmel, Vorstandsvorsitzende der Gemeinsamen Klassenlotterie der Länder, im Vorwort des "Glücksatlas". Hinzu kämen multiple Krisen, wie die Inflation oder der Krieg in der Ukraine, die sich auf die Zufriedenheit auswirkten.

Ein weiterer Grund: Die Zahl der Menschen, die auf der Zufriedenheitsskala nur Werte zwischen null und vier angaben und damit als "äußerst unglücklich" gelten, ist dem Glücksatlas zufolge nahezu unverändert geblieben. Frauen sind eigenen Angaben zufolge nach wie vor unzufriedener mit ihrem Leben als gleichaltrige Männer (Unterschied von 0,06 Punkten). Demnach ist der Abstand nicht mehr ganz so groß wie im Jahr 2020, in dem der Unterschied bei 0,19 Punkten lag.

Die stärksten Nachwirkungen der Coronazeit machten die Forscher bei jungen Menschen aus. Im Jahr 2019 hatten demnach nur 7,6 Prozent der 18- bis 29-Jährigen von häufigen oder sehr häufigen Angstgefühlen berichtet, in diesem Jahr ist es mit 16,4 Prozent fast jeder Sechste. Demnach werden diffuse Ängste etwa vor Verlusten des Wohlstands, des Friedens, der Gesundheit oder den Auswirkungen der Klimaerwärmung berichtet. Die Lebenszufriedenheit der Jüngeren von 16 bis 29 Jahren liegt weiter um 0,33 Punkte unter dem Niveau vor der Coronapandemie, bei den über 60-Jährigen dagegen nur um 0,20 Punkte.

Zwei Drittel der Deutschen sehen optimistisch in die Zukunft

Es habe sich neben dem Glücksniveau aber auch die Zuversicht leicht erholt. Zwei Drittel der Bevölkerung blicken demnach aktuell mit Optimismus in die Zukunft, nur sieben Prozent sehen mit Pessimismus in die Zukunft. 31,8 Prozent der Deutschen fühlen sich heute weniger belastet als zur Zeit der Pandemie. 23,2 Prozent gaben allerdings an, stärker belastet zu sein.

Positiv entwickelt hat sich den Studienergebnissen zufolge die Zufriedenheit mit dem Familienleben: Sie stieg um 0,06 Punkte auf einen Wert von 7,48. Auch bei der Einkommenszufriedenheit gibt es demnach trotz Inflation ein Plus von 0,15 Punkten (6,64). Dies ist allerdings immer noch deutlich weniger als der bisherige Höchststand von 7,18 Punkten im Jahr 2019. Das könne der Studie zufolge mit einem Gewöhnungseffekt zusammenhängen.

Nach Regionen unterschieden, erholt sich das Glücksempfinden im Osten Deutschland etwas stärker als im Westen, weshalb der Abstand zwischen dem Westen mit 6,96 Punkten und Osten mit 6,76 Punkten aktuell auf 0,20 Punkte schrumpfte.

Im Glücksranking der Bundesländer bleibt auch 2023 Schleswig-Holstein mit 7,21 Punkten das glücklichste Bundesland, gefolgt von Hamburg mit 7,11 Punkten, Bayern mit 7,09 Punkten und Hessen mit 7,06 Punkten. Berlin steht mit 6,62 Punkten unverändert auf Platz 14. Am unteren Ende des Rankings setzen sich auf Platz 15 das Saarland mit 6,21 Punkten und Mecklenburg-Vorpommern mit 6,19 Punkten auf Platz 16 fest.

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So wurden die Daten des Glücksatlas erhoben

Die Daten für den Glücksatlas stammen aus insgesamt elf monatlichen Befragungen von August 2022 bis Juni 2023 mit insgesamt 11.425 repräsentativ ausgewählten Menschen ab 16 Jahren. Erfasst wurde die allgemeine Lebenszufriedenheit der Deutschen. Zuständig war das Institut für Demoskopie Allensbach.

Zur Erfassung der Zufriedenheiten mit den Lebensbereichen Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit wurden von Februar bis April 2023 insgesamt 3.109 Bürger ab 16 Jahren repräsentativ befragt. Zudem befragte das Berliner Meinungsforschungsinstitut Ipsos insgesamt 2.000 Deutsche zwischen 18 und 65 Jahren zu den Ost-West-Unterschieden, verschiedenen emotionalen Indikatoren, Ängsten und dem Einfluss der Wohnkosten auf die Lebenszufriedenheit. (afp/dpa/the)

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