Ein deutsches Brettspiel sorgt in Italien für kontroverse Diskussionen. "La Famiglia - Der große Mafiakrieg" aus dem Spieleverlag "Boardgame Atelier" basiert auf den Ereignissen der 1980er-Jahre auf Sizilien.
Das Brettspiel "La Famiglia - Der große Mafiakrieg" von "Boardgame Atelier" ist im Jahr 2024 mit dem französischen Preis "As d'or - jeu de l'année", vergleichbar mit dem deutschen Spiel des Jahres, ausgezeichnet worden. Nun wurde es ins Italienische übersetzt und löst eine kontroverse Debatte in Spielerforen sowie in der italienischen Gesellschaft und Politik aus.
Worum geht es bei "La Famiglia - Der große Mafiakrieg"?
Der Spielehersteller beschreibt das Spiel wie folgt:
- In den 1980er-Jahren tobte in Sizilien ein erbarmungsloser Kampf, der später als "Der Große Mafiakrieg" in die Geschichte eingehen sollte. Verschiedene Mafiafamilien kämpften um die Vorherrschaft in Süditalien.
- In La Famiglia: The Great Mafia War tretet ihr in Teams gegeneinander an, um die Kontrolle über Sizilien zu übernehmen. Sechs verschiedene Mafiafamilien, jede mit speziellen Fähigkeiten, stehen euch zur Verfügung. Die Spielrunden sind in zwei Phasen unterteilt: In der Planungsphase entwickelt ihr eure Fähigkeiten und bringt Kämpfer sowie geheime Befehle auf das Spielfeld. In der Kampfphase werden diese Befehle aufgedeckt und ausgeführt. Dabei nutzt ihr eure Kämpfer und Bomben, um so viele Regionen wie möglich zu dominieren.
Warum löst das Spiel "La Famiglia - Der große Mafiakrieg" so eine Debatte aus?
Maria Falcone, die Schwester des 1992 von der Mafia ermordeten Richters Giovanni Falcone, zeigt sich gegenüber dem italienischen "Corriere della Sera" aufgebracht über das Spiel: "Ich verstehe nicht, wie jemand auf die Idee kommen konnte, ein solches Spiel zu entwickeln, das mit den Gefühlen derer spielt, die ihr Leben im Dienste des Staates verloren haben. Die Mafia hat in Sizilien und in Italien nur den Tod gebracht. Der Gedanke an ein solches Spiel beleidigt das Andenken all jener Menschen, die dazu beigetragen haben, dieses Land freizumachen."
Auch der Politiker Alessandro De Leo von Forza Italia zeigt sich bestürzt und bittet laut Bericht darum, den Verkauf des Spiels zu stoppen: "Dieses Produkt beleidigt nicht nur die Würde der Sizilianer, sondern entwertet auch das tägliche Engagement von Millionen von Bürgern, die in unserer Region für Legalität und Gerechtigkeit kämpfen. Noch schwerwiegender ist in jeder Hinsicht die Verharmlosung gewalttätiger Elemente wie der Einsatz von Autobomben, die zu bloßen Spielzeugen degradiert werden."
Das sagt der Hersteller
Der Autor des Spiels, Maximilian Maria Thiel, beteuert gegenüber dem "Spiegel", der im Spiel dargestellte Mafiakrieg habe nichts mit den Morden an Richtern wie Giovanni Falcone zu tun, da diese "zehn Jahre nach dem Ende der Mafiafehde" passiert seien. "Daher sehe ich das Problem nicht – abgesehen vom Thema, welches für einige ein Trigger zu sein scheint", sagte Thiel. Der Spielhersteller betont außerdem die Abstraktheit des Spieles. So würden Klötze anstelle von Figuren verwendet, um die ausgeführten Morde den Spielern gegenüber "nicht bewusst werden" zu lassen.
In einem Spieleforum tauschen sich Spielerinnen und Spieler ebenfalls kontrovers über das Spiel aus. So schreibt beispielsweise ein Nutzer, der Spielehersteller würde es sich zu leicht machen und nicht genug an die Betroffenen denken. Ein anderer gibt zu bedenken, dass der italienische Spieleverlag, der das Spiel übersetzt hat, wohl kein Problem mit der Veröffentlichung hatte.
Verwendete Quellen
- Corriere della Sera: "La famiglia", polemica sul gioco da tavolo (premiato in Francia) che simula la guerra di mafia. Maria Falcone: "Offende chi è morto servendo lo Stato"
- boardgameatelier.de: "La Famiglia - Ein Konfliktspiel vor dem Hintergrund einer Mafia-Fehde auf Sizilien"
- spiegel.de: "Deutsches Mafia-Brettspiel sorgt in Italien für Kritik"
- Das Brettspielforum: "La Famiglia - The great Mafia war"
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