- Im Personenstandsrecht ist das "diverse" Geschlecht bereits seit 2018 verankert.
- Beim Gang auf eine öffentliche Toilette aber fühlen sich Menschen, die sich dem sogenannten dritten Geschlecht zurechnen, weiterhin diskriminiert.
- Jetzt schaltet sich der Verein Deutscher Ingenieure ein.
- Deutsche Schulen gehen mit gutem Beispiel voran.
Einem Medienbericht zufolge empfiehlt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in der Diskussion um eine zusätzliche Toilette für das sogenannte dritte Geschlecht die Schaffung von Unisex-Toiletten. Dies gehe aus einer überarbeiteten Sanitärraumrichtlinie des VDI hervor, berichtete die "Bild"-Zeitung am Montag. Darin schlägt der Verband demnach einen Unisexvorraum vor, um diskriminierungsfrei mit Menschen mit diversem Geschlecht umzugehen.
Vom gemeinsamen Vorraum könne dann der Toilettenraum mit raumhohen Einzelkabinen abgehen. Ein Beweggrund für die Überarbeitung der Richtlinie ist dem Bericht zufolge das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2017, in dessen Folge die dritte Geschlechtsoption "divers" im Personenstandsrecht eingeführt wurde. "Mit der Einführung des dritten Personenstands durch den Gesetzgeber sind neue Konzepte für Sanitärbereiche erforderlich", heißt es demnach im Entwurf der VDI-Richtlinie.
Braucht das dritte Geschlecht ein eigenes WC?
Im Anschluss an das Verfassungsgerichtsurteil kam die Frage auf, ob für das dritte Geschlecht auch neue WCs geschaffen werden müssten. Dem Bericht zufolge empfiehlt der Ingenieursverband hier "die Berücksichtigung im Rahmen eines Universaldesigns". Die VDI-Empfehlungen sind nicht rechtlich bindend. Laut "Bild" wird jedoch erwartet, dass sich trotzdem viele Bauherren künftig darauf berufen, um gegen mögliche Klagen gewappnet zu sein.
Verschiedene deutsche Schulen gehen mit gutem Beispiel voran und haben zumindest vor, Unisex-Toiletten einzurichten.
An der Sägefeldschule in Ulm gibt es sie seit dem Frühjahr 2022 - mit guten Erfahrungen. Nur noch im Grundschulzweig der Grund- und Werkrealschule werde zwischen WCs für Jungen und Mädchen unterschieden, wie Schulleiterin Cornelia Euchner erklärte.
Unisex-Toilette an einem Gymnasium in Freiburg
Am Goethe-Gymnasium in Freiburg gebe es seit Jahresanfang ebenfalls eine Unisex-Toilette, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. In Tübingen liegt der Stadt ein Antrag vor, sie an allen weiterführenden Schulen einzurichten. Auch Berlin hat ebenfalls schon Erfahrungen mit Unisex-Toiletten gemacht.
In Nordrhein-Westfalen werden Forderungen nach Unisex-Toiletten lauter. Aktuell gebe es noch eher wenige in NRW, sagt Laura Körner, Vorstand LandesschülerInnenvertretung auf Anfrage. Aber der Wunsch von Seiten der Schüler und Schülerinnen nehme "immer weiter zu".
Kein Thema sind die geschlechtsneutralen Klos bislang etwa in Sachsen, wie das Landesamt für Schule und Bildung mitteilt. Auch in Bayern sieht Henrike Paede vom Landesvorsitz des Bayerischen Elternverbands bei der breiten Mehrheit kein Interesse an dem Thema. Sie vermute auch nur eine geringe Verbreitung. (AFP/dpa/hau)
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