Sie sollen zur Führungsriege der Kinderpornografie-Plattform "Elysium" gehören: Vor Gericht räumen vier angeklagte Männer die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen sie zwar teils ein, aber angeblich ging es ihnen nicht um Fotos und Videos. Einer der Angeklagten gab an, er habe der Polizei bei der Aufklärung helfen wollen.
Mit Aussagen und Erklärungsversuchen der Angeklagten ist der Prozess um die Kinderporno-Plattform "Elysium" fortgesetzt worden.
Ein 58-Jähriger räumte am Mittwoch vor dem Landgericht Limburg (Hessen) die Vorwürfe gegen ihn ein. "Ich bereue mein Tun", sagte der Mann aus dem Kreis Tübingen (Baden-Württemberg), der bei der Plattform einer der technischen Administratoren gewesen sein soll. Das Unrecht sei ihm zur Tatzeit nicht bewusst gewesen.
Zuvor hatten zwei Mitangeklagte ausgesagt und die Vorwürfe teils eingeräumt - aber mit Einschränkungen. So gestand ein 40-Jähriger aus dem hessischen Kreis Limburg-Weilburg, die Technik für "Elysium" bereitgestellt zu haben.
Allerdings habe er nur mitgemacht, um Daten über die Szene zu sammeln und diese später der Polizei zu übergeben. So habe er bei der Aufklärung helfen wollen.
Kinder missbraucht und Aufnahmen angefertigt
Ein 47 Jahre alter Angeklagter aus dem Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg gestand, Kinderpornos besessen und bei "Elysium" unter dem Spitznamen "Panda" Chats betreut zu haben.
Es sei darum gegangen, den "Anstandswauwau" zu spielen und die Online-Gespräche "sauber" zu halten. Tabus seien etwa Pöbeleien oder rechtsextreme Parolen gewesen, erklärte der Mann. Er habe mitgemacht, weil er nicht Nein sagen könne. Die Inhalte hätten ihm eigentlich nicht gefallen.
Angeklagt ist zudem ein 62-Jähriger aus Landsberg/Lech in Bayern. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wirft den vier Männern vor, "Elysium" betrieben oder sich daran beteiligt zu haben. Der 62-Jährige soll zudem Kinder missbraucht und davon Aufnahmen angefertigt haben.
Der Verteidiger verlas für den 40 Jahre alten Angeklagten eine Erklärung, wonach dieser Familienvater und gegen Kinderpornografie sei. Er habe auch keine pädophile Neigung. Der Mann gehört demnach zur Hacker-Szene. Sein Technik-Interesse habe ihn zur Kinderporno-Szene geführt. Die Idee sei gewesen, nach Lücken im System zu suchen oder Chats zu stören - und Daten zu sammeln, um sie später der Polizei zu übergeben.
Das Gericht hakte mehrfach nach: Warum zum Beispiel seien Monate verstrichen, ohne dass sich der 40-Jährige an Ermittler gewandt habe? Das hab er nach seinem Urlaub im Sommer 2017 tun wollen, sagte der Angeklagte. Dazu sei es aber wegen seiner Festnahme nicht mehr gekommen.
"Elysium" hatte mehr als 111.000 Mitgliederkonten
Die im Juni vergangenen Jahres vom Bundeskriminalamt und der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft abgeschaltete Plattform hatte nach Angaben der Ermittler mehr als 111.000 Mitgliederkonten, über welche die Beteiligten Fotos und Videos austauschten. Darunter sollen Aufnahmen schwersten sexuellen Missbrauchs auch von Kleinkindern gewesen sein.
Die Plattform bestand seit Ende 2016 und war nur über das Darknet zugänglich. Als Darknet werden Seiten im Internet bezeichnet, die nur mit Hilfe einer Entschlüsselung aufgerufen werden können. Sie werden von üblichen Suchmaschinen nicht gefunden.
Die Anklage wurde von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main erhoben, wo die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität angesiedelt ist. Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk sprach im Hessischen Rundfunk von einem außergewöhnlichen Fall, weil es gelungen sei, eine kinderpornografische Plattform im Darknet "zu lokalisieren, vom Netz zu nehmen und auch die mutmaßliche Führungsriege zu identifizieren".
Vergleichbare Darknetplattformen habe es bislang nur im Ausland geben. "Elysium" sei "der erste Fall, in dem eine solche Plattform in Deutschland abgeschaltet werden konnte", sagte Ungefuk. Für den Prozess sind zunächst weitere Verhandlungstermine bis Ende November angesetzt. (tfr)
Verwendete Quellen:
- dpa
- AFP
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.