Der superreiche, gut vernetzte US-Geschäftsmann Epstein saß wegen Missbrauchsvorwürfen in Haft - dann nahm er sich in seiner Zelle das Leben. Wachen hätten ihn vermutlich davon abhalten können - doch sie sollen eingeschlafen sein. Das war aber wohl noch nicht alles.

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Die beiden Wärter, die den Multimillionär Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle beaufsichtigen sollten, haben nach einem Medienbericht in seiner Todesnacht im Dienst geschlafen.

Statt wie vorgeschrieben alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu schauen, seien die beiden Beamten in der Gefängniseinheit Epsteins eingeschlafen und hätten dessen Zustand für rund drei Stunden nicht kontrolliert. Das berichtete die "New York Times" am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Ermittlungs- und Gefängnisbeamte.

Epstein nahm sich mutmaßlich in dieser Zeit das Leben. Der 66-Jährige wurde von Mitarbeitern der Haftanstalt am vergangenen Samstagmorgen gefunden und später in einem Krankenhaus für tot erklärt.

Die Wärter stünden auch unter Verdacht, ihren Arbeitsbericht gefälscht zu haben, um ihr fatales Versäumnis zu verschleiern, berichtete der US-Sender CBS. Laut "New York Times" machten beide Wärter, ein Mann und eine Frau, in der Zeit im Gefängnis Überstunden wegen Personalknappheit. Beide sind nach Angaben des US-Justizministeriums mittlerweile beurlaubt.

Auch der Direktor der Haftanstalt wurde auf Veranlassung von Minister William Barr versetzt. Dieser hatte "schwere Unregelmäßigkeiten" in der Haftanstalt beklagt und eine gründliche Untersuchung des Falles versprochen.

Epstein war in elitären Kreisen bestens vernetzt

Zu den Ungereimtheiten im Umgang mit dem inhaftierten Epstein gehört, dass für den schwerreichen Ex-Investmentbanker nur kurz eine besondere Beobachtung angeordnet wurde - obwohl er offenbar schon im Juli nach der Ablehnung seines Antrags auf Kautionsfreilassung einen Suizidversuch unternommen hatte und Wiederholungsgefahr bestand.

Der in elitären Kreisen bestens vernetzte Epstein saß in einer Haftanstalt in Manhattan ein, wo er bis zum Beginn seines Prozesses bleiben sollte. Den Prozessauftakt hatte das Gericht vorläufig auf Anfang Juni 2020 festgelegt. Der Geschäftsmann wurde beschuldigt, Dutzende Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Laut Anklageschrift baute Epstein zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring auf.

Epstein zeigte sich gern öffentlich mit Politikern und Prominenten. Er hatte unter anderem - zumindest zeitweise - Kontakte zum heutigen Präsidenten Donald Trump, zu Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Großbritannien. US-Medien spekulieren, dass ein Prozess weitere Prominente schwer belastet hätte.

Ermittlungen laufen weiter

Die Staatsanwalt ermittelt eigenen Angaben zufolge trotz Epsteins Tod weiter in dem Fall, der sich künftig auf mögliche Komplizen des Unternehmers konzentrieren dürfte. Der TV-Sender NBC berichtete über eine am Mittwoch angestrengte Zivilklage eines mutmaßlichen Opfers gegen die langjährige Partnerin Epsteins und drei weitere ehemalige Angestellte des Multimillionärs. Im Zuge der Vorwürfe gegen Epstein laufen mehrere Klagen mutmaßlicher Opfer.

US-Präsident Trump spielte derweil eine Twitter-Nachricht mit einer Verschwörungstheorie herunter, die er weiterverbreitet hatte. Am Samstag hatte er den Beitrag eines Kommentators retweetet, der Bill Clinton in die Nähe von Epsteins Tod rückte.

Am Dienstag sagte Trump dazu vor Journalisten, es habe sich um den Tweet eines "hoch angesehenen konservativen Experten" gehandelt. "Das war nicht von mir, das war von ihm", fügte er hinzu. Auf die Frage, ob er wirklich glaube, dass das Ehepaar Clinton in den Tod von Epstein involviert sei, sagte Trump: "Ich habe keine Ahnung."  © dpa

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