- Drei Tatorte, zwei durchgeführte und ein versuchter Anschlag, ein Lebensmittel-Discounter und zwei Lebensmittelhersteller als Ziel: Die Ermittlungen in der Briefbomben-Serie laufen auf Hochtouren.
- Eine Sonderkommission geht von einem Zusammenhang zwischen den Taten aus.
- Details zu möglichen Verdächtigen, Bekennerschreiben oder weiteren Ermittlungen wurden noch nicht bekannt gegeben.
Mehrere Explosionen an verschiedenen Orten erschüttern deutsche Unternehmen und lassen Ermittler von einer Serie ausgehen.
"Es ist ein Zusammenhang anzunehmen zwischen diesen drei Päckchen", sagte die baden-württembergische Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz am Freitag in Stuttgart. Details zu möglichen Verdächtigen, Bekennerschreiben oder weiteren Ermittlungen gab sie nicht bekannt.
Auch Landesinnenminister Thomas Strobl von der CDU zeigte sich überzeugt: "Ich habe schon nach dem zweiten Fall eine Vermutung gehabt und habe sie nach dem dritten Fall auch", sagte er.
Was ist passiert?
In die Lidl-Zentrale nach Neckarsulm wurde eine Briefbombe versendet, die drei Menschen verletzte. Tags zuvor kam es beim Getränkehersteller ADM Wild in Eppelheim zur Verpuffung eines Sprengsatzes, der in einem Paket verschickt worden war. Eine Person erlitt dabei ein Knalltrauma. Zudem wurde im Briefzentrum der Deutschen Post am Münchner Flughafen ein verdächtiges Päckchen entdeckt und von Spezialisten entschärft. Ermittler bestätigten, dass die Sendung für den bayerischen Babynahrungshersteller Hipp bestimmt gewesen sei.
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Wie sehen die Ermittlungen aus?
Die Ermittlungen zu allen drei Fällen leiten zentral das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Heidelberger Staatsanwaltschaft. Da von einem Tatzusammenhang ausgegangen wird, wurde vom Landeskriminalamt und den Polizeipräsidien Heilbronn, Mannheim und Ulm eine Sonderkommission eingerichtet. Sie umfasst über 100 Beamtinnen und Beamte. Das Bayerische Landeskriminalamt unterstützt diese Soko in enger Zusammenarbeit.
Noch sei unklar, wer hinter den explosiven Sendungen stecke. Auch zum Motiv sei noch nichts bekannt, sagte am Freitagmorgen ein LKA-Sprecher auf Anfrage.
Wie reagiert die Lebensmittelindustrie?
Nach den beiden Explosionen und einer entschärften Postsendung an Firmen der Lebensmittelbranche ruft der Branchenverband seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf.
"Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannahme geachtet werden muss", sagte ein Sprecher des Lebensmittelverbands der Deutschen Presse-Agentur. Der Verband vertritt die Interessen von etwa 500 Mitgliedern, vom Erzeuger über den Handel bis hin zu Gastronomie und Transportfirmen.
Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind.
Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze. Dieser äußere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufen. Da werde auf die Lebensmittelindustrie "eingedroschen". Das sei in dieser Woche wieder sehr akut gewesen. (dpa/hau)
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