Das Unglück in der Falkensteiner Höhle ist glimpflich zu Ende gegangen. Doch wurden die Risiken des Höhleneinstiegs bei zu erwartenden starken Regenfällen im Vorfeld unterschätzt? Ein Experte erklärt die Gefahren von Höhlengängen auf der Schwäbischen Alb.
Ein Wassereinbruch hat zwei Abenteurer in der Falkensteiner Höhle auf der Schwäbischen Alb überrascht. Mittlerweile konnten beide gerettet werden. Wegen des Einstiegs bei steigendem Wasser steht der verantwortliche Höhlenführer in der Kritik.
Nach Ansicht des Höhlenvereins Blaubeuren werden die Risiken eines Höhlengangs auf der Schwäbischen Alb immer wieder unterschätzt. Viele gingen ohne ausreichende Ausrüstung in die Höhlen, sagte der Vereinsvorsitzende Markus Boldt der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Zum Beispiel seien die Neoprenanzüge oft so dünn wie Surfanzüge. "Solche Leute kühlen dann schnell sehr stark aus, weil es in der Höhle neun Grad kalt ist."
Innerhalb weniger Stunden randvoll mit Wasser
Unterschätzt werde auch die Geschwindigkeit, mit der sich die Höhlen auf der Alb mit Wasser füllten. "Vor allem die Falkensteiner Höhle kann innerhalb weniger Stunden zu einer randvoll mit Wasser gefüllten Falle werden", so der Experte.
Man könne zwar kilometerweit in diese Höhle hineingehen bei einem normalen Wasserstand. "Im Gegensatz zu anderen Höhlen kann sie aber bei stärkerem Regen auch innerhalb von zwei bis vier Stunden anfangen zu fluten", sagte Boldt, dessen Sohn an der Rettungsaktion beteiligt war.
Gefährlich seien dann vor allem Schlüsselstellen wie zum Beispiel der erste Siphon, ein weitgehend unter Wasser stehender Teil der Höhle. "Da schrappen Sie schon an normalen Tagen mit der Nase an der Decke entlang."
Abenteuerlust wird größer als Vorsicht
In der Falkensteiner Höhle zwischen Grabenstetten und Bad Urach hatten steigende Wassermassen am Sonntag zwei Höhlengängern den Rückweg ins Freie abgeschnitten und einen Großeinsatz von Rettern ausgelöst.
"Wir haben solche Fälle ein- bis dreimal im Jahr", sagte Boldt. "Dann kommt die dumme Konstellation zusammen, dass Leute zwar wissen, es könnte regnen, aber sie beachten es nicht. Und dann passiert genau das, was jetzt passiert ist."
Oft gingen die Höhlengänger das Risiko aus Abenteuerlust und Neugier ein. "Und wir haben das Gefühl, als machten die Leute das auch mit Vorsatz - geradezu als wollten sie danach mit der Rettung prahlen." (kad/dpa)
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