Zehn Jahre nach dem Verschwinden von Flug MH370 könnte das Rätsel um den Verbleib der Maschine gelöst sein. Ein australischer Forscher will den Absturzort gefunden haben. Seine Analyse hielt einer Begutachtung durch andere Wissenschaftler stand.
Am 8. März 2014 verschwand Flug MH370 vom Radar. Seither fehlt jede Spur des Malaysia Airlines-Flugzeugs. Die Boeing 777 war in Kuala Lumpur gestartet und ging auf dem Weg nach Peking verloren. Bis auf wenige Wrackteile wurden trotz einer groß angelegten Suche bis heute weder das Flugzeug noch die Blackbox gefunden. Seither spekulieren Beobachter, was mit dem Flugzeug und seinen 239 Insassen passiert sein könnte.
Ein australischer Forscher will herausgefunden haben, wo sich das vermisste Flugzeug befindet. Vincent Lyne von der University of Tasmania hatte seine Studie im Oktober 2021 erstellt. Sie wurde in einer Peer-Review begutachtet und nun nach zwei Jahren Prüfung im Fachblatt "Journal of Navigation" veröffentlicht.
Lyne forscht am Institut für Meeres- und Antarktisstudien. Er vermutet den Absturzort von Flug MH370 in einer Art 6.000 Meter tiefem Loch im Indischen Ozean, am östlichen Rand des Broken Ridge, einem ozeanischen Plateau. Für seine Studie analysierte der Forscher die Schäden an den entdeckten Tragflächen, Klappen und der Flügelklappe.
MH370 machte womöglich "kontrollierte Notwasserung"
Einige Beobachter vermuteten bereits früh, dass der Kapitän der Maschine, Zaharie Amad Shah, einen sorgfältig vorbereiteten Suizid mit gleichzeitigem Massenmord begangen haben könnte. Gegen die Suizid-Theorie spricht, dass die Lebensumstände des Piloten und seines Co-Piloten von den Ermittlern genau unter die Lupe genommen worden waren. Es gab damals weder Hinweise auf eine Selbstmordgefährdung noch einen Abschiedsbrief.
Für Lyne führte Shah allerdings aller Wahrscheinlichkeit nach eine "kontrollierte Notwasserung" durch - ähnlich jener von Chesley "Sully" Sullenberger 2009 auf dem Hudson River.
Lyne stützt seine Annahmen auf frühere Forschungen. Der kanadische Flugzeugabsturz-Ermittler Larry Vance erklärte schon 2018, Flug MH370 habe sehr wohl "über Treibstoff und laufende Triebwerke" verfügt und sei "nicht bei hoher Geschwindigkeit aufgrund von Treibstoffmangel abgestürzt". Vance glaubte nicht an technisches Versagen, sondern ging von einem menschengemachten Absturz aus.
Vance argumentierte, das Steuerruder des Flugzeugs wirke, als sei es abgerissen worden. Das sei ein Indiz für eine kontrollierte Landung auf dem Wasser.
Lyne: Rätsel um Verschwinden ist "umfassend wissenschaftlich gelöst"
Auf LinkedIn schrieb Lyne, das Rätsel um MH370 sei nun "umfassend wissenschaftlich gelöst". Er gehe davon aus, dass Kapitän Shah mit seinem Landemanöver auf dem Ozean "ein unglaublich perfektes Verschwinden" des Flugzeugs inszenieren wollte. Dieses habe auch beinahe funktioniert, wenn nicht der rechte Flügel des Fliegers von einer Welle getroffen worden wäre und das Seefunk-Unternehmen Inmarsat nicht die regelmäßige Satellitenkommunikation des Flugzeugs entdeckt hätte.
Der Flieger liege aller Voraussicht nach dort, wo sich der Längengrad, auf dem die Landebahn des Flughafens der malaysischen Insel Penang liegt, und eine Strecke treffen, die der Pilot auf seinem Heim-Simulator hatte. Laut Lyne "ein perfektes Versteck". Die Route auf dem Heim-Simulator sei seinerzeit sowohl vom FBI als auch anderen Ermittlern als irrelevant eingeschätzt worden.
Freilich muss die Lage des Wracks noch durch eine Untersuchung bestätigt werden. Ob auf Basis von Lynes Daten nun eine neue Suche angestrengt wird, ist unklar. Der Forscher ist allerdings überzeugt: "Wissenschaftlich betrachtet wissen wir, warum die bisherigen Suchen fehlgeschlagen sind. Und die Wissenschaft deutet unmissverständlich darauf hin, wo MH370 liegt."
Verwendete Quellen
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