- Die wegen Drogenschmuggels angeklagte US-Amerikanerin Brittney Griner wurde für schuldig befunden.
- Auf sie kommt laut der russischen Nachrichtenagentur Tass eine 9-jährige Haftstrafe zu.
US-Basketballstar Brittney Griner muss in Russland wegen Drogenschmuggels neun Jahre hinter Gitter. Dieses Urteil fällte am Donnerstag das Gericht in Chimki nahe Moskau und blieb damit knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die neuneinhalb Jahre beantragt hatte. Die 31-Jährige, seit Februar in Haft, muss mehr denn je auf einen Gefangenenaustausch hoffen.
"Ich habe einen Fehler gemacht und hoffe, dass Ihr Urteil mein Leben nicht hier beendet", sagte, Griner, die sich zu Beginn des Gerichtsverfahrens schuldig bekannt hatte, vor dem Urteilsspruch. Doch das Gericht kannte keine Gnade. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben das Recht, Berufung einzulegen. Doch die Chancen dürften für das Anwaltsteam der Amerikanerin schlecht stehen, eine merkliche Reduzierung herbeiführen zu können.
Staatsanwaltschaft hatte neun Jahre und sechs Monate Haft gefordert - Höchststrafe liegt bei zehn Jahren
"Ich fordere das Gericht auf, Griner für schuldig zu erklären und sie zu neun Jahren und sechs Monaten Gefängnis zu verurteilen", hatte Staatsanwalt Nikolai Wlasenko verlangt, dazu eine Geldstrafe von umgerechnet 16.000 Euro, die auch verhängt wurde. Maximalstrafe für ein Vergehen, wie es sich Griner leistete, sind in Russland zehn Jahre Haft. Das Gericht schöpfte seine Möglichkeiten fast komplett aus.
Zuletzt hatten die Vertreter der zweimaligen Olympiasiegerin noch Hoffnung verbreitet. "Wir erwarten ein eher mildes Urteil", sagte Rechtsanwalt Alexander Boykow in der Vorwoche. Die Einschätzung war ganz offensichtlich falsch.
Griner musste sich wegen Verstößen gegen nationale Drogengesetze verantworten. Die US-Starspielerin war am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden, nachdem Sicherheitskräfte in ihrem Gepäck Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl gefunden hatten - die Menge entsprach laut Staatsanwaltschaft weniger als einem Gramm Cannabis in fester Form. Wlasenko sagte, Griner sei "absichtlich" durch den Korridor für Fluggäste gegangen, die nichts zu verzollen haben und habe dies auch erklärt, "um die Substanz zu verbergen".
Laut Griners Anwalt wurde der Sportlerin das Cannabis-Öl vom Arzt als Schmerzmittel verordnet. Selbst in den USA habe sie nur "gelegentlich" davon Gebrauch gemacht. In Russland ist Cannabis auch für medizinische Zwecke verboten.
Gefangenenaustausch: Washington wirft Russland politisches Kalkül bei Prozess vor
Der Prozess hat längst auch eine politische Komponente: Washington wirft Moskau ein politisch motiviertes Verfahren vor. US-Präsident Joe Biden hatte Brittney Griners Ehefrau Cherelle Griner in einem Telefonat Anfang Juli Hilfe zugesagt. Bei einem Telefonat zwischen US-Außenminister Antony Blinken und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow ging es auch um die Möglichkeit eines Gefangenenaustausches, mit Hilfe dessen die Athletin freikommen soll.
Joe Biden kritisierte die Verurteilung und forderte Griners Freilassung. "Russland hält Brittney zu Unrecht fest", erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme. "Das ist nicht hinnehmbar, und ich fordere Russland auf, sie sofort freizulassen, damit sie bei ihrer Frau, ihren Angehörigen, Freunden und Teamkollegen sein kann." Die US-Regierung arbeite weiter unermüdlich daran, Griner so bald wie möglich sicher nach Hause zu bringen.
Alle Bemühungen waren bislang erfolglos, aber es war auch klar, dass zunächst der Gerichtsprozess beendet werden würde. Hinter den Kulissen wird verhandelt, Griners Anwälte sind in die Gespräche über einen möglichen Gefangenenaustausch nicht involviert. Der Fall Griner geht weiter.
Seit 2015 spielte Griner beim Team UMMC Jekaterinburg im Ural. Mit dem Spitzenclub gewann sie viermal die Euroleague. Griner gilt als eine der besten Basketballerinnen in der amerikanischen Frauen-Profiliga WNBA. Mit den Phoenix Mercury gewann sie 2014 die Meisterschaft, mit der US-Nationalmannschaft holte sie außer zwei Olympiasiegen auch zweimal Gold bei Weltmeisterschaften. Viele Profispielerinnen wie Griner sind außer in ihren Heimatligen zudem im Ausland aktiv, unter anderem bisher auch in Russland.
(AFP/dpa/tar/ng)
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