Joaquín "El Chapo" Guzmán galt einst als mächtigster Drogenboss der Welt. Jetzt muss sich der Mexikaner vor Gericht in New York verantworten. Doch die richtigen Geschworenen für den Prozess zu finden, stellen Staatsanwaltschaft und Verteidigung vor eine große Herausforderung: Ein Kandidat bekannte sich als Fan des Angeklagten, andere haben große Angst vor Racheakten des Drogenkartells.

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Die Jury-Auswahl im Prozess gegen den ehemaligen mexikanischen Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán zieht sich hin. Staatsanwaltschaft und Verteidigung entließen die potenziellen Geschworenen am Dienstagabend (Ortszeit), ohne sich auf eine endgültige Jury festgelegt zu haben, wie US-Medien berichteten.

Ein Geschworenen-Kandidat sorgte dabei für großen Wirbel: Er wollte ein Autogram des berüchtigten Angeklagten. Über einen Vollzugsbeamten hatte der im kolumbianischen Medellín geborene, aber seit 20 Jahren in New York lebende Mann um das Autogramm gebeten.

Am Montag hatte der gebürtige Kolumbianer bereits verraten, dass er Krimiserien liebe und sich aufgrund seiner Herkunft bestens mit dem Thema Drogenhandel auskenne - sein Urteil als Geschworener werde dies aber nicht beeinflussen, versicherte er. Seine Geburtsstadt Medellín war unter dem 1993 gestorbenen Drogenboss Pablo Escobar Zentrum des weltweiten Kokain-Handels.

Als Richter Brian Cogan den jungen Mann am Dienstag nach dem Grund für den Autogramm-Wunsch fragte, sagte er: "Weil ich ein bisschen Fan bin." Während Guzmán dazu auf der Anklagebank grinste, wurde der Kandidat von der Liste gestrichen.

Auswahl der Geschworenen geht weiter

Dabei hatte Richter Cogan eigentlich gehofft, die Jury-Auswahl am Dienstag abschließen zu können. Nun rechnen Beobachter für Mittwoch mit einer endgültigen Auswahl der zwölf Geschworenen und sechs Ersatzjuroren.

Insgesamt hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung am Montag und Dienstag 74 mögliche Kandidaten befragt. Am Montag wurden bereits 17 von ihnen aussortiert - darunter zwei Frauen, die Sorgen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen des Drogenkartells geäußert hatten.

Spätestens bis zu den für den am 13. November geplanten Eröffnungsplädoyers muss die Jury jedoch stehen, die dann aus Sicherheitsgründen anonym über Guzmáns Schicksal entscheiden soll.

Die US-Justiz wirft dem 61-jährigen unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und das Führen einer kriminellen Organisation - des mexikanischen Drogenkartells Sinaloa - vor. Er soll tonnenweise Kokain und Heroin in die USA geschmuggelt und damit Milliarden verdient haben. Zudem soll "El Chapo" für bis zu 3000 Morde verantwortlich sein. Er war der meistgesuchte Mann in den USA nach dem Terroristen Osama bin Laden.

Guzmán, der einst als mächtigster Drogenhändler der Welt galt, droht lebenslange Haft. Die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen.

Seit seiner Auslieferung im Januar 2017 an die USA wartet er unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen auf seinen Prozess in New York. Das Gericht in Brooklyn gilt als Institution im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Das Verfahren wird nach Einschätzung von Richter Cogan mehrere Monate dauern. (kad/dpa/afp)

Prozess gegen "EL Chapo" legt New York lahm

Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen hat in New York der Prozess gegen den berüchtigten mexikanischen Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán begonnen. In einem Gerichtsgebäude in Brooklyn begann am Montag die Auswahl der Geschworenen. Die zwölf Jury-Mitglieder - hinzu kommen sechs Ersatzkandidaten - sollen über die Schuld des langjährigen Chefs des Sinaloa-Kartell befinden.
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