• Das Amtsgericht Dinslaken hat einen Haftbefehl gegen Michael Wendler erlassen.
  • Er soll so zu einem Prozess erscheinen, dessen Gerichtstermine er bereits mehrere Male hat verstreichen lassen.

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Weil der umstrittene Schlagersänger Michael Wendler nicht als Angeklagter in einem Prozess erschienen ist, will ihn ein Amtsgericht nun per Haftbefehl zur Verhandlung bringen lassen. Das Gericht Dinslaken erließ am Dienstag einen sogenannten Sitzungshaftbefehl, der gilt, bis Wendler ("Egal", "Sie liebt den DJ") seiner Ladung vor Gericht nachkommt.

Er sei ordnungsgemäß zu den mehrfach verschobenen Gerichtsterminen geladen worden und fehle nun unentschuldigt, so das Gericht nach Angaben eines Sprechers. Es sei unklar, ob ein solcher Haftbefehl in den USA überhaupt vollstreckt werde, ergänzte er.

Michael Wendler: Strafbefehl wegen Beihilfe zum Vereiteln einer Zwangsvollstreckung

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49-Jährigen vor, Beihilfe zum Vereiteln der Zwangsvollstreckung geleistet zu haben. Deswegen war ein Strafbefehl erlassen worden, gegen den Wendler allerdings Einspruch einlegte. Daher startete am Dienstag nach mehreren verschobenen Terminen nun der Prozess.

Wendler sollen - so der Vorwurf im Strafbefehl - Autorenanteile an mehr als 150 Musiktiteln überschrieben worden sein, um das Vermögen des ursprünglichen Rechteinhabers vor der Vollstreckung zu bewahren. In selber Absicht soll ihm ebenfalls vom ursprünglichen Rechteinhaber die Wortmarke "Michael Wendler" übertragen worden sein.

Wendler mehrmals nicht vor Gericht aufgetaucht

Der Strafbefehl beläuft sich nach Angaben des Gerichts auf sechs Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung. Als Bewährungsauflage seien 100.000 Euro an die Staatskasse vorgesehen. Sein Anwalt äußerte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen. Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Am Vorabend des Prozesses hatte Wendlers Anwalt beantragt, seinen Mandaten von der Pflicht zu entbinden, persönlich nach Dinslaken zu kommen. Wendler lebt inzwischen in den USA.

Dem kam das Gericht allerdings nicht nach. Die Staatsanwaltschaft beantragte daraufhin einen Haftbefehl. Sie zeigte sich überzeugt, dass er in die USA geflohen sei, um dem Prozess zu entgehen; er solle daher in Untersuchungshaft.

Soweit ging die Richterin am Dienstag nicht: Es sei nicht ersichtlich, dass Wendlers Aufenthalt in den USA eine Flucht vor der Justiz sei. Sein Erscheinen vor Gericht in dem Prozess sei aber angemessen. Daher soll er solange in Haft, bis er vor Gericht erscheine.

RTL distanzierte sich von Michael Wendler, auf Instagram wurde er gesperrt

Der Schlagersänger hatte im Oktober 2020 einen Eklat ausgelöst, weil er der Bundesregierung "grobe und schwere Verstöße gegen die Verfassung" in der Coronakrise vorwarf. Zudem beschuldigte er Fernsehsender - darunter seinen damaligen Haussender RTL -, "gleichgeschaltet" zu sein. RTL distanzierte sich sofort und nannte Wendler einen Verschwörungstheoretiker.

In den vergangenen Monaten hatte der einstige "König des Popschlagers" im Fernsehen und auf den Bühnen keine große Rolle mehr gespielt. Instagram sperrte seinen Kanal, "da er wiederholt" gegen Richtlinien verstoßen habe. Auf dem Account waren nach Ausbruch der Corona-Krise unter anderem Begriffe wie "Fake Pandemie" und "Medienzensur" zu lesen gewesen.  © dpa

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