Die barocke Schatzkammer des Dresdner Residenzschlosses bleibt auch zwei Tage nach dem Juwelen-Diebstahl geschlossen. Ein Experte sieht in dem Raub eine neue Bedrohung.
Zwei Tage nach dem Aufsehen erregenden Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe in Dresden öffnen die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) das Residenzschloss wieder für Besucher. Ab Mittwoch sind alle Museen wieder normal geöffnet - mit Ausnahme des barocken Schatzkammermuseums.
"Das bleibt vorerst geschlossen", sagte Generaldirektorin Marion Ackermann. Die Spurensicherung dort wird nach Angaben der Polizei fortgesetzt. SKD-Experten machen unterdessen eine Bestandsaufnahme der Verluste und Schäden, die die Juwelen-Diebe am Montagmorgen verursachten. Im Schloss befinden sich auch das Münzkabinett, die Rüstkammer und das Kupferstichkabinett.
Einbruch in Dresdner Schloss: Juwelen aus Grünem Gewölbe gestohlen
Unbekannte waren in das berühmte Museum eingedrungen und hatten zahlreiche Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten gestohlen. Sie stiegen über eines der vergitterten Fenster in den Pretiosensaal ein und liefen dann gezielt ins Juwelen-Zimmer, den prächtigsten Raum des vom sächsischen Kurfürsten und polnischen König August der Starke (1670-1733) eingerichteten Schatzkammermuseums.
Auf einem von der Polizei veröffentlichten Überwachungsvideo sind zwei Einbrecher mit Taschenlampen zu sehen, wie sie den dunklen Raum betreten und einer von ihnen mit einer Axt auf die Vitrine einschlägt.
Eine neue Bedrohung für die Sicherheit der Museen?
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sieht eine neue Bedrohung für die Sicherheit von Museen. Ermittlungsbehörden wie Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter und Sicherheitsfachleute der Museen sollten sich zusammensetzen und beraten, wie darauf reagiert werden könne, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Wir sollten eine kleine Taskforce einsetzen, die sich genau darüber Gedanken macht aufgrund dieser ganz spezifischen neuen Gefährdungslage."
Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) will Experten zusammenrufen. "In unseren Museen lagern Kunstschätze, die die kulturelle Identität unseres Landes ausmachen und deren Wert in die Milliarden geht", sagte sie der "Rheinischen Post" am Mittwoch.
Die Sicherheitskonferenz müsse sich mit der Frage auseinandersetzen, "wie Museen ihre Objekte künftig gegen ein derart brutales Vorgehen schützen können und gleichzeitig in gewohnter Weise für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben".
Juwelen-Diebstahl: Sicherheitsdienst wartete auf die Polizei
Für Parzinger ist es eine neue Dimension, Kunst "von höchst symbolischem Wert" wegen ihres Materialwertes zu zerstören. Es werde "auf barbarische Weise" geplündert, wie das Geschehen in der sächsischen Schatzkammer zeige.
"Die Gefahr ist sehr groß, dass die einzelnen Pretiosen dann zerlegt werden, die Diamanten und andere Edelsteine herausgelöst und möglicherweise geschliffen werden, damit man nicht erkennt, dass es alte Stücke sind, und sie weiterverkauft."
Die SKD verteidigten das Vorgehen der beiden Wachleute in der Sicherheitszentrale nach dem dreifachen Alarm. Sie hätten wegen der auf den Videobildern sichtbaren brutalen Gewalt der Diebe auf die Polizei gewartet und nicht selbst eingegriffen.
Ermittler fahnden weiter nach den Tätern
Die Ermittler fahnden weiter nach den Tätern, nur das von ihnen in Brand gesteckte Fluchtauto wurde bislang gefunden. Der Ausfall der Straßenbeleuchtung am Schloss während des Einbruchs geht ebenfalls auf ihr Konto.
Die Polizei sprach von einer "zielgerichteten und geplanten Tat", SKD-Sicherheitschef Michael John von "hoher krimineller Energie und Vorsatz". Der Angriff sei außergewöhnlich gut vorbereitet und ausgeführt worden, daher werde von Insiderwissen ausgegangen.
Es sei mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Einbrecher detaillierte Kenntnis hatten. "Das wäre eine schreckliche Vorstellung", sagte SKD-Generaldirektorin Ackermann.
Dresdner Schloss: Jährlich werden acht Millionen Euro für Sicherheit ausgegeben
Im Schloss gibt es laut SKD mehrere Sicherheitszentralen, die mit je zwei Personen rund um die Uhr besetzt sind. Jährlich würden acht Millionen Euro für Sicherheit ausgegeben. Auch sei die Ausbildung der Wachleute privater Sicherheitsfirmen intensiviert worden.
Bis Mittwochmittag will der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, den Schaden beziffern und der Polizei möglichst genaue Beschreibungen der Verluste übergeben, "auf dass diese dann erkannt werden". Er durfte am Dienstag erstmals an den Tatort und selbst Fotos machen.
Nach einer ersten Einschätzung ist von den drei kostbarsten Juwelengarnituren weniger gestohlen worden als befürchtet. Einige sehr wichtige Objekte seien weg, aber andere verlorengeglaubte nicht, hieß es. © dpa
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