Das Fluchtauto der Täter ist identifiziert, von deren unbezahlbarer Beute aber fehlt jede Spur: Nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden geht die Angst vor ähnlichen Taten um.

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Nach dem Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe von Dresden haben die Ermittler das Fluchtauto der mutmaßlichen Täter identifiziert.

Es handelt sich um den ausgebrannten Wagen, der nach der Tat am Montag in einer Tiefgarage gefunden wurde, wie die Polizeidirektion Dresden am Dienstag mitteilte. An dem Wrack seien Spuren vom Tatort gefunden worden.

Stromverteilerkasten vorsätzlich in Brand gesteckt

Zudem gehen die Ermittler nun eindeutig davon aus, dass der Brand eines Stromverteilerkastens in der Nähe der Augustusbrücke mit dem Einbruch in Verbindung steht.

Der Verteilerkasten sei vorsätzlich in Brand gesetzt worden, woraufhin die Straßenbeleuchtung in der Umgebung des Tatorts im Residenzschloss ausfiel.

Das Auto und der beschädigte Verteilerkasten sprächen dafür, dass es sich bei dem Einbruch ins Dresdner Residenzschloss um keinen herkömmlichen Einbruch handelt.

Tat in Dresden "zielgerichtet und vorbereitet"

"Insgesamt sprechen die Umstände für eine zielgerichtete und vorbereitete Tat", sagte der Leiter der Sonderkommission "Epaulette", Kriminalrat Olaf Richter, am Dienstag.

Kunstexperten sehen eine neue Bedrohungslage für die Sicherheit der Museen. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, forderte angesichts dieser ganz spezifischen neuen Gefährdung eine Taskforce gemeinsam mit Sicherheitsexperten.

Zwei Unbekannte waren am Montagmorgen in das streng gesicherte Museum im Residenzschloss eingedrungen und hatten zahlreiche Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten gestohlen. Sie stiegen über eines der vergitterten Fenster von der Straße her ein und gingen dann gezielt ins Juwelenzimmer.

Überwachungsvideo zeigt zwei Einbrecher

Auf einem von der Polizei veröffentlichten Überwachungsvideo sind zwei Einbrecher zu sehen, die mit Taschenlampen den dunklen Raum betreten und mit einer Axt auf die Vitrine einschlagen und versuchen, sie aufzubrechen.

Mit einer noch unbekannten Menge an Juwelen konnten sie nach nur wenigen Minuten flüchten.

Für die Museumsleitung ist nach wie vor unklar, was und wie viel gestohlen wurde. Auch aufgrund der Polizeifotos von der geplünderten Vitrine sei nicht gesichert, welche Stücke fehlen, sagte Direktor Dirk Syndram. "Ich weiß, dass einige Objekte nicht an ihrem Platz sind. Aber ich kann nicht sagen, wie es auf dem Boden der Vitrine aussieht."

Klarheit könne nur eine Bestandsaufnahme bringen, die noch aussteht. Anhand von Tatortbildern der Polizei waren fehlende Objekte identifiziert worden, darunter prominente Kostbarkeiten.

Die Handyfotos bergen allerdings viele Unklarheiten, sagte Syndram. Klar sei aber, dass es viel mehr als die zehn Teile der Brillant- und Diamantgarnituren sind.

Juwelenraub in Dresden: Schaden ist nicht zu ersetzen

Die Juwelen in dem Schatzkammermuseum, das Sachsens Kurfürst August der Starke (1670 bis 1733) eingerichtet hatte, sind für das Museum unersetzlich und für die Diebe unverkäuflich, wie Syndram erklärte.

Anhand von Polizeifotos konnte er sehen, dass prominente Stücke der Brillant- und Diamantrosengarnitur sowie vom Brillantschmuck der Königinnen fehlen wie die Große Brillantschleife.

Syndram vermutet, dass sie schon nicht mehr in Dresden ist. Er geht davon aus, dass Profis am Werk waren, aber: "Es sieht eher so aus, dass sie reingegangen sind und so schnell gegriffen haben, was sie konnten."

Das Historische Grüne Gewölbe wurde 1945 teilweise zerstört und bis 2006 authentisch wiederhergestellt. Höhepunkt des Museumsbestands ist das Juwelenzimmer mit vier Hightech-Vitrinen, in denen bisher Diamanten und Brillanten auf tiefdunkelblauer indischer Rohseide lagen.

Der Zugang zu den teils originalgetreu rekonstruierten Räumlichkeiten bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die anderen Museen im Residenzschloss empfangen nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen an diesem Mittwoch wieder Besucher.

Neben der Spurensuche an den Tatort muss geklärt werden, wie ein solcher Coup gelingen konnte - trotz der Sicherheitsmaßnahmen.

Auch andere Museen zittern vor "roher Gewalt"

Der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Eckart Köhne, wies darauf hin, dass Museen in Deutschland im Zwiespalt zwischen Sicherung der Objekte und Zugang für die Öffentlichkeit steckten. "Wir sind eben kein Banksafe. Und das bringt ein gewisses Risiko mit sich", sagte er der dpa in Berlin.

Zudem gibt es laut Köhne "eine spezielle Art von Kriminalität mittlerweile, die einem wirklich Sorgen macht." Da seien keine Trickdiebe unterwegs, sondern werde mit roher Gewalt vorgegangen. "Das ist eine Qualität, der man begegnen muss." (hau/dpa/AFP)

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