Wer falsch parkt und dabei erwischt wird, muss Geld bezahlen. In Köln hat man nun einen Weg gefunden, dem Bürger den Geldtransfer zu vereinfachen. Das System könnte zum Vorbild werden.

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Kartoffeln, Kaffee, Kalbskoteletts - und ein Knöllchen: Falschparker in Köln können die Kosten für ihr Fehlverhalten künftig mit ihren restlichen Einkäufen an einer Supermarktkasse begleichen.

Die viertgrößten Stadt Deutschlands startete am Mittwoch ein entsprechendes Pilotprojekt - dem Städte- und Gemeindebund ist keine andere Kommune bekannt, in der so ein System bereits praktiziert wird.

Es soll einfach, schnell und auch anonym dafür sorgen, dass sogenannte Verwarngelder für Parkverstöße in der öffentlichen Kasse landen. Eine mitunter umständliche Überweisung ist dann nicht mehr notwendig.

Strafzettel lassen sich damit auch in bar begleichen

Das System funktioniert so: Wer in Köln falsch geparkt hat, bekommt nun zu seinem "Anhörungsschreiben" auch einen Barcode zugestellt, wie man ihn zum Beispiel von Pfandbons kennt. Er lässt sich abtrennen und innerhalb einer Woche bezahlen. Dafür geht man in einen Laden und lässt ihn - alleine oder mit anderen Einkäufen - scannen. Dabei kann auch in bar gezahlt werden, was bei Knöllchen vorher nur schwer möglich war.

Persönliche Daten werden bei dem Vorgang nach Stadt-Angaben nicht übermittelt. Die Kassierin hat nur einen Barcode vor sich. Auch der Kassenzettel verrät nicht, dass jemand gerade zusammen mit Milch und Käse reuig seine Verkehrssünde begleicht.

Für das Projekt hat sich Köln mit dem Unternehmen Cash Payment Solutions zusammengetan, das das Händlernetz mitbringt. Es umfasst mehr als 12.000 Filialen im Einzelhandel - nicht nur in Köln, sondern bundesweit. Auch ein Berliner oder Hamburger, der nur über das Wochenende da war, könnte die neue Zahlungsmethode also nutzen. "Die Stadt Köln ist die erste Kommune, die diesen Service anbietet", erklärt das Unternehmen.

Kölns Knöllchen-Pilotprojekt soll ein Jahr dauern

"Ich glaube, niemand freut sich zunächst einmal, wenn er ein Knöllchen bekommt", sagt die Kölner Stadtkämmerin Dörte Diemert. "Niemand möchte, dass die Fristen ablaufen und dass wir dann im Nachgang in einem Bußgeldverfahren sind." Man stelle den Bürgern nun einen zusätzlichen "alltagspraktischen Weg" zur Verfügung. Es sei ein Schritt in Richtung moderner und digitaler Verwaltung.

Zunächst will die Stadt ein Jahr lang schauen, wie das neue System angenommen wird. Testmöglichkeiten bieten sich genug. 2019 gab es in Köln rund 722.000 Verwarngelder mit einem Volumen von rund 10 Millionen Euro.

Ein Beispiel, dass es auf dieselbe Weise auch in die andere Richtung gehen kann, zeigt bereits die Bundesagentur für Arbeit. Sie führte 2019 bundesweit die Möglichkeit ein, sich einen Arbeitslosengeld-Vorschuss an einer Kasse auszahlen zu lassen.  © dpa

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