Er war zuletzt wie vom Erdboden verschwunden, doch nun ist Cornelius Gurlitt erstmals wieder aufgetaucht. Eine Reporterin der "Süddeutschen Zeitung" hat den 80-Jährigen am Dienstagmorgen vor seiner Wohnung in München-Schwabing angetroffen. Nachfragen zu dem in seiner Wohnung gefundenen "Kunstschatz" beantwortete er nicht. Doch offenbar will er bald ein schriftliches Statement abgeben.
Offenbar lebt Cornelius Gurlitt noch immer in seiner Wohnung in München-Schwabing, wo vor knapp eineinhalb Jahren die rund 1.400 Werke, darunter auch Bilder mit möglichem Nazi-Raubkunst-Hintergrund, beschlagnahmt wurden.
Vor der Eingangstür traf ihn am Dienstagmorgen eine Reporterin der "Süddeutschen Zeitung" - mit einem großen Rollkoffer, den er hinter sich her zog, sowie in Begleitung einer unbekannten Frau. "Ich bin auf dem Weg nach Würzburg, zum Arzt", soll er laut "Süddeutsche Zeitung" gesagt haben. "Aber keine Sorge, ich komme bald zurück." Die "New York Times" schreibt hingegen, er habe ein Taxi zum Flughafen genommen.
Gibt Gurlitt bald ein Statement ab?
Zudem berichtet die amerikanische Zeitung von einer Notiz, die bis vor kurzem an Gurlitts Wohnungstür gehangen haben soll. Einer Nachbarin zufolge sollen Besucher darauf aufgefordert worden sein, den Rentner in Ruhe zu lassen. Diese brauche er aufgrund des schwachen Zustandes seines Herzens. Zudem soll auf dem handschriftlich verfassten Zettel gestanden haben, dass Gurlitt bald ein schriftliches Statement abgeben werde.
Auf Nachfrage der "Süddeutschen Zeitung" nach den Bildern gab sich Gurlitt aber verschlossen: "Ich kann nichts sagen, ich weiß gar nichts." Er habe auch keine weiteren Unterlagen zu dem in seiner Wohnung gehorteten Kunstschatz. "Ich habe alles der Staatsanwaltschaft übergeben."
Liste von Werken im Internet veröffentlicht
Sowohl im In- als auch im Ausland hatte die eineinhalb Jahre andauernde Heimlichtuerei zu dem Kunstfund in der Wohnung von Gurlitt für Kritik gesorgt. Erst am Montagabend veröffentlichte die Bundesregierung 25 Kunstwerke aus der Sammlung im Internet. Zudem wurde eine "Taskforce" gebildet, in der Kunst-Experten schnellstmöglich die Eigentumsverhältnisse der Werke klären sollten.
"Die Herkunft der beim sogenannten 'Schwabinger Kunstfund' sichergestellten Kunstwerke wird so rasch und transparent wie möglich festgestellt", hieß es zuvor in einer Mitteilung der ermittelnden Staatsanwaltschaft Augsburg. Die rechtliche Lage ist komplex. So stehen einerseits strafrechtlich relevante Vorwürfe gegen Gurlitt im Raum. Zum anderen könnten zivilrechtliche Ansprüche von Opfern des NS-Regimes und deren Erben gegen Gurlitt bestehen. Solange die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt sind, bleiben die Kunstwerke in der Obhut des Staates.
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