24 Jahre Gehalt, aber nur vier Jahre gearbeitet? Was sich für die meisten Menschen irrsinnig anhört, ist in Italien tatsächlich so passiert. Eine Lehrerin fehlte zwei Jahrzehnte lang an ihrer Arbeitsstelle und löste dadurch einen langen Rechtsstreit aus. Nun muss die Pädagogin ihre Stelle räumen.
In Italien ist ein jahrelanger Rechtsstreit um eine Lehrerin, die in insgesamt 24 Dienstjahren tatsächlich nur vier Jahre aktiv gearbeitet hat, zu Ende gegangen.
Der italienische Kassationshof, das höchste Gericht des Landes, erklärte die Kündigung der Pädagogin für rechtskräftig und gab damit dem italienischen Bildungsministerium recht.
Jahrelanger Rechtsstreit nach Kündigung 2017
Das Ministerium hatte bereits 2017 eine Inspektion der Lehrerin veranlasst, nach welcher ihr gekündigt wurde. Zuvor hatten Schüler sich über die Fehlzeiten der Lehrkraft beschwert. Auch ihre Lehre selbst war von ihren Schülern damals kritisiert worden. So sei sie unzureichend auf den Unterricht vorbereitet gewesen und habe Noten zufällig und improvisiert vergeben.
Die Pädagogin legte allerdings Widerspruch gegen die Entlassung ein. 2018 bekam sie von einem Gericht in Venedig recht und wurde wieder eingestellt. Das Bildungsministerium wollte sich damit nicht abfinden, worauf sich eine Tour durch die italienische Gerichtslandschaft ergab.
Die Lehrerin argumentierte, dass sie als Lehrkraft über eine "Freiheit des Unterrichts" verfüge und selbst gestalten könne, wie dieser ablaufe. Der Kassationshof folgte dieser Argumentation nicht und gab dem Ministerium in letzter Instanz recht. Laut "Daily Mail" fiel das Urteil bereits am 22. Juni.
Urteil spricht von "abnormen" Abwesenheiten
In dem Gerichtsurteil ist die Rede von "abnormen Absenzen". Wie die britische BBC berichtet, war die Lehrerin laut Angaben des Ministeriums die ersten zehn ihrer insgesamt 24 Dienstjahre vollständig abwesend gewesen. In der übrigen Zeit habe sie als Grund für ihr Fehlen familiäre Gründe und Freistellungen für Weiterbildungen angeführt.
Zwischen 2001 und 2021 hatte sich die Pädagogin laut dem Urteil zudem insgesamt 67 Mal krankschreiben lassen, wobei die Dauer der Krankschreibungen zwischen 40 und 160 Tagen lag. Zusammen mit den regulären Ferien und Feiertagen blieben so nur vier tatsächliche Jahre aktiver Dienst über. (thp)
Verwendete Quellen:
- BBC News: Italian teacher sacked for 20 years of absence vows to defend herself
- Daily Mail: Teacher who avoided going to work for 20 years using sick leave, holiday and permits to attend conferences is dubbed Italy’s worst employee
- Tagesspiegel: Die Phantom-Lehrerin: Kaum gearbeitet, aber jahrzehntelang Gehalt bekommen
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