In Schlangenlinien ist ein Lkw über die Autobahn gefahren. Es kam zu mehreren Unfällen. Dann endete die Fahrt im Gegenverkehr. Der Fahrer wurde festgenommen und in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Es gibt erste Hinweise auf eine Alkoholisierung - damit verhärtet sich der Anfangsverdacht der Polizei.
Nach der Lkw-Chaosfahrt auf Autobahnen gibt es nach den Worten von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) erste Hinweise auf eine Alkoholisierung sowie eine psychische Erkrankung des Fahrers. Das sagte er der "Rheinischen Post" (Montag).
"Diese wahnsinnige Chaos-Fahrt hätte in einer Katastrophe enden können. Ich glaube, wir können von Glück reden, dass wir keine Toten zu beklagen haben", sagte Reul. Er wünsche den vielen verletzten Menschen eine schnelle Genesung.
Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, deute nichts auf eine terroristische Tat des Lkw-Fahrers oder etwa eine Amokfahrt des Mannes hin.
Lkw-Fahrer zunächst in psychiatrischer Klinik untergebracht
Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass der festgenommene Lkw-Fahrer zunächst in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden ist. Im Rahmen der ersten Untersuchungen des Mannes hätten sich Hinweise ergeben, dass der Mann psychisch krank sei. Ob der Lkw-Fahrer in der psychiatrischen Klinik verbleibe, müsse noch entschieden werden.
Die Auswertung der Blutproben des Lkw-Fahrers werde wie üblich noch längere Zeit in Anspruch nehmen, sagte der Polizeisprecher. Dabei geht es um die Frage, ob der Fahrer während der Chaosfahrt unter dem Einfluss von Alkohol und/oder Drogen gestanden hat.
Der 30-Jährige war auf der A1 bei Hagen festgenommen worden, nachdem sein Lkw etliche Fahrzeuge gerammt hatte und nach einer Kollision im Gegenverkehr schließlich zum Stehen gekommen war. Der Lastwagen hatte ein polnisches Kennzeichen.
50 Fahrzeuge in Unfallserie verwickelt
Die Polizei hat die Zahl der Leichtverletzten am Sonntagnachmittag nach unten korrigiert. Nach einer erneuten Erhebung seien eine Person lebensgefährlich, sieben Menschen schwer und weitere elf Menschen leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Das sind insgesamt 19 Personen. Zuvor war von insgesamt 26 Verletzten die Rede, darunter 18 Leichtverletzte. Die Angaben zu den Schwerverletzten blieben unverändert.
Der Lkw war am Samstagnachmittag mit hohem Tempo und in Schlangenlinien über die A46 und die A1 gefahren. Autofahrer wurden während der Chaosfahrt über den Verkehrsfunk gewarnt und aufgefordert, die Autobahnen schnellstmöglich zu verlassen - konnten aber in vielen Fällen nicht rechtzeitig ausweichen. Bisherigen Erkenntnissen der Ermittler zufolge wurden insgesamt 50 Fahrzeuge in die Unfallserie verwickelt.
Anhaltezeichen missachtet
Der verdächtige Lkw wurde der Polizei gegen 16:25 Uhr gemeldet, als er in auffallend unsicherer Fahrweise auf der A46 im Bereich Neuss unterwegs war. Zwar konnte ihn die Autobahnpolizei bald darauf lokalisieren. Allerdings missachtete der Fahrer laut Polizei ihre Anhaltezeichen und fuhr weiter mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit und in Schlangenlinien über die A46 in den Raum Wuppertal und dann auf die A1.
Auf der A1 geriet der Lastwagen dann zwischen Volmarstein und Hagen-West in den Gegenverkehr, stieß mit mehreren entgegenkommenden Fahrzeugen zusammen und kam schließlich quer zur Fahrbahn zum Stehen. Der Fahrer wurde an der Unfallstelle festgenommen. Zurück blieben mehrere völlig demolierte Autos und eine offensichtlich beträchtliche Schadensbilanz in noch unbekannter Höhe.
Infolge der Unfallserie kam es zu Sperrungen mehrerer wichtiger Autobahnabschnitte, die schrittweise aufgehoben wurden. Am frühen Sonntagmorgen war laut Polizei noch die A1-Strecke in Fahrtrichtung Köln ab Hagen-West sowie in Fahrtrichtung Bremen ab Gevelsberg bis zur Unfallstelle gesperrt. Diese Sperrungen dürften demnach bis zum Mittag anhalten. Die Sperrung der A46 zwischen Varresbeck und Wuppertal-Nord wurde dagegen wieder aufgehoben.
Auf der Internetseite des LKA NRW schaltete die Polizei ein Hinweisportal frei. Dort können Zeugen Fotos und Videos hochladen oder andere Hinweise hinterlassen. (dpa/bearbeitet von ff)
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