- Klein, rund, rot und lecker: Viele Menschen fiebern Jahr für Jahr der Erdbeersaison entgegen.
- Die Supermarktregale sind prall gefüllt, die Beeren so gut wie überall erhältlich.
- Trotzdem vernichten einige deutsche Erdbeerbauern in Nordrhein-Westfalen jetzt ihre Ernte.
Im späten Frühjahr beginnt die Spargel- und die Erdbeersaison, für viele ein kulinarisches Highlight. Dieses Jahr sind die Preise so gering wie schon lange nicht mehr. Trotzdem verzichten viele Menschen auf bestimmte sogenannte Luxuslebensmittel wie Spargel und Erdbeeren, weil sie sich wegen der Inflation und der damit in unterschiedlichen Bereichen steigenden Preise vieles nicht mehr leisten können.
Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen erklärte dem WRD: "Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Menschen aufgrund der Inflation und der hohen Kosten für Energie und Sprit – auch bedingt durch den Krieg in der Ukraine – nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben."
Kaufkraft trotz sinkender Preise geringer als im Vorjahr
Der Discounterpreis ist für eine 500 Gramm Schale Erdbeeren im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken. Mussten Erdbeerfans 2021 noch zwischen 3,60 und 4 Euro bezahlen, zeigen die Preisschilder aktuell zwischen 1,99 Euro und 2,79 Euro an.
Weniger Kundschaft auf Erdbeerfeldern wegen steigender Spritpreise
Auch das Zusammenspiel von Corona-Pandemie und fehlender Freizeitmöglichkeiten nannte Rüb dem WDR als Begründung: "In den vergangenen zwei Jahren sind viele Stadtbewohner aufs Land gefahren, um dort in Hofläden oder auf dem Markt Erdbeeren zu kaufen." Dieser Boom sei nun zu Ende.
Doch nicht nur die Lust auf andere Freizeitmöglichkeiten, auch die aktuell hohen Spritpreise tragen zum Preisverfall bei. Viele Bürger wollen dadurch ihr Auto so wenig wie möglich nutzen. "Die Fahrt auf das Land, bei der auch Erdbeeren gekauft werden, fällt dann weg", so Rüb.
Gute Witterungsverhältnisse bringen hohen Ernteertrag
Normalerweise wünschen sich Landwirte gutes Wetter, in diesem Fall sei genau dieses allerdings unter anderem ein Grund für den starken Preisverfall, sagte Rüb dem WRD: "Die Erdbeeren sind dadurch so gut gewachsen, dass der Ernteertrag sehr hoch ist – das Angebot ist groß, die Nachfrage aber niedrig."
Ein weiteres Problem für die deutschen Bauern sei laut Rüb auch die Konkurrenz aus dem Ausland: "Erdbeerbauern beispielsweise aus Spanien können den Supermärkten ihre Früchte zu einem viel niedrigeren Preis anbieten, weil sie unter ganz anderen Bedingungen produzieren können."
In Deutschland seien die Löhne um ein Vielfaches höher, wie auch die sozialen Standards. In anderen Ländern seien im Gegensatz dazu die Anforderungen an Umwelt- und Pflanzenschutz geringer, was den Preis auch noch einmal drücke.
Und genau diese Gründe treibe einige Landwirte dazu, ihre Ernte entweder gar nicht erst einzuholen oder die reifen Erdbeeren ungepflückt direkt auf dem Feld zu vernichten. Die Kosten das Feld zu unterhalten und die Beeren zu ernten seien schlichtweg zu hoch und damit nicht mehr rentabel.
"Mancherorts ist ein Punkt erreicht, an dem eine Erntevernichtung die betriebswirtschaftlich bessere Entscheidung ist", erklärte Rüb.
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