Mindestens sechs Migranten aus Afghanistan sind bei einem Bootsunglück auf dem Ärmelkanal ums Leben gekommen. Bis zu 59 Menschen konnten nach Angaben der französischen Küstenwache gerettet werden. Einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP zufolge überquerten seit 2018 mehr als 100.000 Migranten von Frankreich aus den Ärmelkanal in kleinen, oft nicht seetüchtigen Booten.

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Auf dem Ärmelkanal sind mindestens sechs Migranten aus Afghanistan bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen. Bis zu zwei Menschen wurden nach Angaben der französischen Küstenwache vom Samstagnachmittag noch vermisst, bis zu 59 Menschen wurden der französischen Staatsanwalt zufolge gerettet. Ihr Schiff war in der Nacht zum Samstag gegen 02.00 Uhr morgens vor der französischen Küste gekentert. Die Zahl der Überfahrten von Migranten auf dem Ärmelkanal war zuletzt stark angestiegen.

Zum Zeitpunkt des Unglücks war das Meer nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft ruhig. Wie der stellvertretende Staatsanwalt der nordfranzösischen Küstenstadt Boulogne-sur-Mer, Philippe Sabatier, der Nachrichtenagentur AFP mitteilte, waren die Migranten "wahrscheinlich" in einem Schlauchboot unterwegs, das für die Überfahrt ungeeignet gewesen sei.

Zwei Menschen werden noch vermisst

Sabatier zufolge waren alle sechs ums Leben gekommenen Menschen etwa 30 Jahre alte afghanische Männer. Bei den restlichen Passagieren des gekenterten Boots handle es sich "fast ausschließlich" um Afghanen und teils um Sudanesen, überwiegend Erwachsene und vereinzelt Minderjährige. 36 Menschen habe die französischen Küstenwache gerettet, 22 oder 23 die britische.

Bei der Suche nach den "bis zu zwei" Vermissten seien zwei französische Schiffe, ein Helikopter sowie ein Flugzeug vor dem nahe Calais gelegenen Ort Sangatte im Einsatz, hieß es von der französischen Staatsanwaltschaft. Zuvor hatten die französischen Behörde von bis zu zehn Vermissten gesprochen.

Ein AFP-Reporter beobachtete in Calais, wie mehrere der Geretteten von einem Patrouillenboot aus an Land gingen. Sieben leicht Verletzte wurden nach der Ankunft in ein Krankenhaus gebracht, die anderen vor Ort von der Polizei angehört.

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Wegen günstiger Wetterverhältnisse hatten in den vergangenen Tagen Migranten vermehrt versucht, den Ärmelkanal in Richtung Großbritannien zu überqueren. Allein in der Nacht zum Donnerstag rettete die französische Küstenbehörde Premar 116 Menschen auf drei Booten. Nach Schätzungen der Behörden warten derzeit etwa tausend Migranten an der nordfranzösischen Küste auf eine Überfahrt, wie es aus mit dem Thema vertrauten Kreisen hieß.

In der Nacht auf Donnerstag waren der Premar zufolge 116 Migranten von drei Booten gerettet worden, darunter Kinder. Zahlen des britischen Innenministeriums zufolge wurden am Donnerstag 755 Menschen auf 14 kleinen Booten entdeckt - die höchste Zahl an einem Tag seit Jahresbeginn.

Die Menschenrechtsorganisation Utopia56 macht die harten Grenzkontrollen für die Tragödie verantwortlich

Einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP zufolge überquerten seit 2018 mehr als 100.000 Migranten von Frankreich aus den Ärmelkanal in kleinen, oft nicht seetüchtigen Booten.

Nach Informationen aus dem britischen Innenministerium plante dessen Chefin Suella Braverman noch am Samstag ein Treffen der Sondereinheit ihres Hauses zum Umgang mit den Überfahrten kleiner Migrantenboote über den Ärmelkanal.

Im Kurzbotschaftendienst Twitter, der in "X" umbenannt wurde, schrieb Braverman, sie sei in "Gedanken und Gebeten bei denen, die heute vom tragischen Verlust von Menschenleben im Ärmelkanal betroffen sind". Die französische Premierministerin Elisabeth Borne drückte ebenfalls ihr Mitgefühl aus und lobte die Arbeit der Rettungskräfte.

Die Menschenrechtsorganisation Utopia56 machte hingegen die "Repression" an der Grenze zu Großbritannien für die Tragödie verantwortlich. Die Schwierigkeit, legal nach Großbritannien zu gelangen, dränge Menschen dazu, immer riskantere Wege ins Land auf sich zu nehmen.(afp/jst)

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