Eine Feier des Milliardärs Mike Lynch an Bord einer Jacht endet in einer Tragödie. Die Bayesian sinkt im Sturm, sieben Menschen sterben. Nun hat die Autopsie der Leichen ergeben: Nicht alle Opfer waren sofort tot.

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Mitte August sank die Luxusjacht Bayesian vor der Küste Siziliens. Sieben Menschen verloren bei dem Unglück ihr Leben. Jetzt hat eine Obduktion ergeben, woran einige der Opfer starben. Oder vielmehr: nicht starben.

Wie unter anderem die italienische Zeitung "La Repubblica" berichtet, müssen vier der Passagiere, die beim Untergang im Inneren der Jacht gefangen waren, zunächst überlebt haben. Das Institut für Gerichtsmedizin der Poliklinik Palermo stellte bei der Obduktion weder Wasser in der Lunge, noch in der Luftröhre, noch im Magen fest – ein Zeichen dafür, dass die vier Opfer nicht ertranken.

Stattdessen spricht das Institut von einem "trockenen Ertrinken": Die Passagiere müssen eine Zeit lang in einer Luftblase überlebt haben. Diese sei durch das eindringende Wasser aber immer kleiner geworden. Zudem stieg durch den Verbrauch des Sauerstoffs der Kohlendioxidgehalt an. Die Luftblase wurde zu einem giftigen Grab – die Menschen erlitten mutmaßlich einen Krampf der Luftröhre und erstickten. Gewebeuntersuchungen müssen das allerdings erst noch bestätigen.

Faktoren wie Panik und Unterkühlung können Überlebenszeitraum verringern

Wie lange Verunglückte in solch einer Situation überleben können, erklärt der Kriminalbiologe Mark Benecke im Gespräch mit "t-online.de". Er vergleicht das Geschehene mit einem Lawinen- oder Höhlen-Unglück, bei dem Menschen verschüttet werden. Während im Schnee jedoch noch ein wenig Sauerstoff "nachfließen" könne, sei das in Luftblasen unter Wasser kaum möglich. Stattdessen könne das ausgeatmete Kohlenstoffdioxid aber teilweise vom Wasser aufgenommen werden.

"Grundsätzlich kann eine einzelne Person in einem kleineren Raum einer gekenterten Jacht, der noch vollständig mit Luft gefüllt ist, zwei Tage atmen", sagt Benecke. Faktoren wie Panik oder Unterkühlung könnten diese Zeit allerdings negativ beeinflussen. Wie lange genau die Passagiere im Fall der untergegangenen Jacht überlebten, ist noch nicht bekannt.

Die Bayesian war am 19. August in einem Sturm gesunken, an Bord waren zehn Besatzungsmitglieder und zwölf Passagiere. Während 15 Menschen gerettet werden konnten, verloren sieben ihr Leben, darunter der britische Milliardär Mike Lynch und seine 18 Jahre alte Tochter. Der Milliardär hatte an Bord der Jacht mit Familie und Freunden seinen Freispruch im Prozess um einen Milliardenbetrug gefeiert.

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