In der Regel erfreuen Weihnachtsgrüße jeden. Eine weihnachtliche Botschaft auf einem Zettel in einem Geschäft im erzgebirgischen Schneeberg sorgte jetzt aber vor allem für Irritationen – und beschäftigt sogar die Polizei.
In Sachsen sorgt erneut ein Zettel für Aufregung. Nach einem Dresdner Busfahrer ist es nun ein Ladenbesitzer in Schneeberg, dessen Vorgehen irritiert. Der Mann hatte an seine Schaufensterpuppen Zettel angebracht, unter anderem ein gelbes Blatt mit der Aufschrift "Allen deutschen Familien ein ruhiges und friedliches Weihnachtsfest". "Deutschen" ist dabei unterstrichen. Wie Fotos zeigen, hat zudem eine der Puppen den rechten Arm ähnlich des Hitlergrußes gehoben.
Das spezielle Schaufenster des Ladens fiel auch deshalb auf, weil sich das Jeans-Geschäft direkt gegenüber dem Rathaus des Erzgebirgsstädtchens befindet. Schneeberg zieht dieser Tage Tausende Gäste und Besucher an, viele auch aus dem nahen Tschechien. Ein Passant machte die Polizei am Sonntagvormittag auf den Fall aufmerksam, wie die zuständige Polizeidirektion Chemnitz unserer Redaktion auf Anfrage mitteilte.
Weiter heißt es in der schriftlichen Stellungnahme zu dem Vorfall: Als Beamte den – offenbar bis auf die Schaufensterpuppen – leergeräumten Laden begutachteten, habe kein Puppenarm mehr nach vorne gezeigt. Dennoch sei eine Anzeige "wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" gegen den Ladenbesitzer angefertigt worden. Auch die Zettel werden derzeit strafrechtlich geprüft. "Entscheidend ist jedoch letztlich, wie die zuständige Staatsanwaltschaft den gesamten Sachverhalt bewertet", erklärte ein Polizeisprecher.
Ladenbesitzer zeigt sich uneinsichtig
Unsere Redaktion konnte am Montag den Ladenbesitzer telefonisch nicht erreichen. Der "Bild"-Zeitung erklärte er aber: "Ich kann doch allen deutschen Landsleuten schöne Weihnachten wünschen, weiß doch nicht, ob die anderen überhaupt Weihnachten feiern." Der Aufforderung von Schneebergs Bürgermeister, die Zettel abzuhängen, kam der Ladenchef nicht nach.
Bürgermeister Ingo Seifert (Freie Wähler) betonte gegenüber dem MDR: "Die Schneeberger ticken anders und insofern darf man das nicht überbewerten." Man werde sich die Weihnachtsstimmung in der Stadt von einer Einzelmeinung nicht zerstören lassen.
Erst in der vergangenen Woche war ein Dresdner Busfahrer mit einem Zettel aufgefallen. Der Mann hatte an der Tür seines Busses einen Zettel angebracht, auf dem in fehlerhafter Grammatik stand "Diesen Bus steuert ein Deutscher Fahrer". Das Busunternehmen stellte den Mann zunächst frei. (mf)
Verwendete Quellen:
- Schriftliche Stellungnahme der Polizeidirektion Chemnitz
- MDR: "Schaufensterpuppen in Schneeberg wünschen Deutschen Frohes Fest"
- "Bild": "Provokation auf nackter Puppe"
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