Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, beobachtet trotz der steigenden Zahl antisemitischer Vorfälle keine Auswanderung von Jüdinnen und Juden aus Deutschland. Auf die Frage, ob jüdische Gemeindemitglieder Deutschland den Rücken kehrten, sagte Schuster der "Rheinischen Post" (Samstag): "Nein, eine Auswanderung jüdischer Menschen aus Deutschland sehe ich definitiv nicht." Es gebe immer wieder Menschen, die aus religiösen Gründen nach Israel umzögen, "aber aus politischen Gründen können wir das nicht feststellen - im Gegensatz zu Frankreich, wo es eine deutliche Abwanderung von Juden gibt."

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Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober war auch in Deutschland ein starker Anstieg antisemitischer Vorfälle gemeldet worden, darunter Anfeindungen, Beschimpfungen, die Markierung von Wohnhäusern mit Davidsternen und ein versuchter Brandanschlag auf eine Berliner Synagoge. Bei Demonstrationen wurden antiisraelische Parolen gerufen und Plakate gezeigt.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnete den 7. Oktober als "Zeitenwende auch für die Sicherheit der Juden in Deutschland". "Ich finde es alarmierend, wenn Juden überlegen, Deutschland zu verlassen. Und ich verstehe, wenn es einige tun. In der Community gibt es große Unruhe", sagte Klein der Funke Mediengruppe (Samstag).

Er sagte, dass Juden in Deutschland seit dem Holocaust nicht mehr in so großer Gefahr gewesen seien wie heute. "1972 hatten wir den Anschlag auf die Olympischen Spiele in München, 2019 den Anschlag von Halle. Heute haben wir es mit einer aktiven Terrororganisation zu tun, die so viele Juden wie möglich töten will - und die von Teilen der Bevölkerung offen unterstützt wird. Wir müssen befürchten, dass der Arm der Hamas bis nach Deutschland reicht."  © dpa

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