Extrembergsteiger Reinhold Messner hat sich mit seinen vier Kindern in Erbschaftsfragen überworfen. Nachdem er ihnen Geldgier unterstellt hatte, hagelt es nun Kritik - ausgerechnet von dem Sohn, der in seine Fußstapfen als Alpinist gestiegen ist.

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Reinhold Messners Worte waren unmissverständlich gewählt: "Unser Verhältnis ist angespannt", sagte der 79-jährige Bergsteiger der "Apotheken Umschau" in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. "In dem Moment, als ich mein materielles Erbe an die Kinder und Ehefrau verteilt hatte, zerbrach die Familie", fügte er hinzu.

"Die Frage, wer mehr bekommen hat, stand im Vordergrund und ich stand mit 75 am Abgrund", berichtete der aus dem italienischen Südtirol stammende Messner. Er sei über das Verhalten seiner Kinder "enttäuscht". Es sei einer seiner größten Fehler im Leben gewesen, bereits vor seinem Tod seinen Kindern testamentarisch den Großteil seines Vermögens überlassen zu haben.

Kritik vom eigenen Sohn

Simon Messner widerspricht nun seinem Vater in einem Interview mit dem BR. Ausgerechnet der Sohn, der seinem Vater stets nacheiferte und ebenfalls zu einem herausragenden Alpinisten wurde.

Reinhold Messner ist einer der bekanntesten Extrembergsteiger der Welt. Gemeinsam mit seinem Kletterpartner Peter Haberle erreichte er 1978 als erster Mensch ohne Unterstützung durch Sauerstoffgeräte den Gipfel des höchsten Bergs der Welt, dem 8.848 Meter hohen Mount Everest im Himalaya. Messner war auch der erste Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt erkletterte. Sohn Simon hat ebenfalls bereits zahlreiche Erstbesteigungen absolviert.

"Traurig und schade" findet er die Aussagen seines Vaters. Die Vorwürfe kann der 34-Jährige nicht verstehen. Zwei Bergbauernhöfe hat er geerbt. Sie liegen im Vinschgau in Südtirol. Er schätze das Erbe seines Vaters und habe ihm das auch immer so vermittelt. "Deswegen verstehe ich den Vorwurf eigentlich im Grunde nicht", sagt Simon Messner dem BR.

Der Bruch mit der Familie

Wie groß der Bruch in der Familie Messner wirklich ist, darüber gibt der Junior keine Auskunft. Er selbst würde sich mit seinen Geschwistern gut verstehen. Dennoch scheint der Familiensegen schief zu hängen. Allerdings sieht Simon keinen Zusammenhang mit dem verteilten Erbe. Vielmehr habe das andere Gründe und sich mit der Zeit so entwickelt.

Den Plan, seinen Besitz frühzeitig zu verteilen, hat Reinhold Messner schon vor Jahren begonnen umzusetzen, noch bevor er seine heutige, dritte Ehefrau Diane kennenlernte. Final wurde das Erbe an seine Kinder dann unmittelbar vor der Hochzeit 2021 verteilt. Die neue Gattin, 44 Jahre alt, wurde damit betraut, das Management ihres Mannes zu übernehmen. Gemeinsam hat das Paar die Messner Mountain Heritage gegründet, von der im übertragenen Sinne alle Fans von Reinhold Messner erben sollen - den traditionellen Alpinismus, wie es auf der Website heißt.

Messners Tochter erbte sogar ein Schloss

Tochter Magdalena Messner ist Geschäftsführerin der Messner Mountain GmbH.

Das MMM Corones (Messner Mountain Museum) auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes auf 2.275 Metern Höhe. © picture alliance/DUMONT Bildarchiv/Frank Heuer

Sie betreut sechs Messner Museen, das Faszinierendste davon entworfen von Stararchitektin Zaha Hadid in der Südtiroler Gemeinde Enneberg. Ein siebtes Museum, das derzeit gebaut wird, soll allerdings nicht von Tochter Magdalena betrieben werden. Sein genauer Zweck ist noch unklar.

Seiner jüngsten Tochter Anna (23) hat der Bergsteiger das vermacht, wovon viele Kinder träumen: ein eigenes Schloss. Die mittelalterliche Burg steht romantisch gelegen auf etwa 1.000 Meter über Meereshöhe im Vinschgau in Südtirol. Das Castel Juval dient als Wohnsitz von Reinhold und Diane Messner.

Insgesamt wurde das Vermögen von Reinhold Messner vor der Verteilung seines Erbes auf rund 30 Millionen Euro geschätzt. Um die streitet sich nun seine Familie - oder auch nicht. Je nachdem, welchem Familienmitglied man glauben mag.

Verwendete Quellen

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