Murcia braucht dringend Wasser, doch Regen fällt von jahr zu Jahr immer weniger - es wird immer trockener. Nun recycelt die spanische Region ihr Abwasser für die Landwirtschaft.
Wie kann man Felder bewässern, wenn der Regen immer seltener wird? Die spanische Region Murcia setzt seit Jahren auf Abwasser, das hier zu fast hundert Prozent wiederverwendet wird - und ist damit Vorbild für andere europäische Länder.
Die Region begann bereits vor 23 Jahren mit der Abwasseraufbereitung
"Hier ist das Wasser noch schmutzig", sagt Carlos Lardín. Er steht vor einem rechteckigen Becken, in dem eine grün-braune Brühe sprudelt: dem Entfettungstank. Das ist die erste Station in dieser Kläranlage von Esamur, dem öffentlichen Unternehmen für die Wasseraufbereitung. "Am Ende wird das Wasser klar sein, ohne Bakterien", erklärt der Ingenieur. Dazu wird es gesiebt, gefiltert und biologisch behandelt.
Das Klima in Murcia ist extrem trocken und heiß, dennoch rühmt sich die Region, das größte Obst- und Gemüseanbaugebiet der EU zu sein. Ein Großteil der Produktion wird exportiert. Die intensive Landwirtschaft ist nicht nur wegen der Trockenheit problematisch, sie verseuchte in den vergangenen Jahr immer wieder auch die Salzwasserlagune Mar Menor mit Nitrat.
Um den chronischen Wassermangel in der Landwirtschaft zu bewältigen, begann die Region vor 23 Jahren, Abwasser zur Bewässerung von Obstplantagen und Gemüsefeldern wiederzuverwenden. Dazu wurde ein Netz von hundert Kläranlagen angelegt.
Wasser aus der Kanalisation wird mit Sandfiltern und UV-Licht gereinigt
Wie in anderen Ländern auch, wird das Wasser aus der Kanalisation gesammelt und geklärt. Zusätzlich wird es mit Sandfiltern und ultraviolettem Licht gereinigt. So werde sichergestellt, dass das Wasser nicht kontaminiert sei, erklärt Lardín. Obst und Gemüse könnten sonst zum Beispiel mit Kolibakterien verunreinigt werden.
Inzwischen recycelt die Region 98 Prozent ihres Abwassers. In ganz Spanien liegt der Anteil bei neun Prozent, im EU-Durchschnitt bei fünf Prozent, wie aus Zahlen der spanischen Regierung hervorgeht. Dennoch macht laut Esamur das gereinigte Abwasser nur 15 Prozent der zur Bewässerung benötigten Menge aus. "Das ist nicht genug, aber es ist trotzdem wichtig", urteilt Feliciano Guillen, Leiter des Verbands, der das Wasser unter den Landwirten aufteilt.
"Jeder Tropfen zählt", sagt auch José Peñalver, der zehn Hektar in den Hügeln oberhalb des Dorfes Campos del Río bewirtschaftet. Auf seinen Aprikosenplantagen sorgt ein automatisiertes System zur Tröpfchenbewässerung dafür, dass nicht mehr Wasser als unbedingt nötig verbraucht wird. Ohne das aufbereitete Abwasser "wäre hier alles trocken", fürchtet der Obstbauer. "Dieses Wasser ist nicht vom Wetter abhängig und garantiert zumindest eine stabile Menge für die Bewässerung", sagt Ingenieur Lardín.
Klimawandel: Spanien will Wasserrecycling im ganzen Land ausbauen
Angesichts des Klimawandels will die Regierung in Madrid das Wasserrecycling im ganzen Land ausbauen und stellte Mitte Mai 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung, um Anlagen wie in Murcia zu bauen. "Wasser ist eine wertvolle Ressource, die auch wiederverwendet werden kann", sagte die Ministerin für ökologischen Wandel, Teresa Ribera, Anfang Juni. Das Wasserrecycling ist zwar aufwändig, aber immer noch billiger als die Entsalzung von Meerwasser.
Nach Angaben des spanischen Verbands für Entsalzung und Abwasserrecycling (Aedyr) können derzeit 27 Prozent der 2.000 spanischen Kläranlagen Wasser so reinigen, dass es wiederverwendet werden kann. Dieser Anteil könnte schnell steigen.
Auch in anderen Ländern wächst das Interesse für die Methode. "Zahlreiche ausländische Delegationen haben in den vergangenen Monaten unsere Anlagen besucht", erzählt Lardín. Die Besucher kamen aus dürregeplagten Ländern wie dem Libanon und Argentinien, aber auch aus Deutschland. (AFP/lh)
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